Ich war’s nicht, der war’s!
21. Juli 2010 um 13:24 Uhr von Atari-Frosch
So in etwa spielt sich derzeit Bahnchef Rüdiger Grube auf. Nun sollen es auf einmal die Hersteller der Züge gewesen sein, die für die schlimmen Zustände bei der Bahn verantwortlich sind. Ja ne is klar.
Also wenn ich was bei einem Hersteller bestelle, und die Ware entspricht nicht dem, was ich bestellt und bezahlt habe, dann mach ich den Hersteller rund — und zwar nicht erst dann, wenn es geknallt hat, sondern direkt nach der Lieferung. Hat man bei der Bahn dafür schon kein Personal mehr? Oder ist man vor Siemens & Co. zu feige?
Ich meine — allein die Probleme mit Rädern und Achsen sind doch nun schon seit Jahren bekannt! Warum wurde Siemens noch nicht mit Nachbesserungen beauftragt? Oder woanders bestellt und Siemens die Differenz in Rechnung gestellt, wie es jede andere Firma auch macht? Da will die Bahn ein Wirtschaftsunternehmen sein und benimmt sich bei Reklamationen wie ein dummer Anfänger.
Und daß die Klimaanlagen in echten Sommern nichts taugen, wußte man bereits nach dem heißen Sommer 2003. Man hat also sieben Jahre lang bezüglich der Klimaanlagen rein gar nichts unternommen. Arbeitet man da nach dem Prinzip Hoffnung — es wird schon nicht nochmal so heiß werden? Aber nein, viel schöner: Man hat es dermaßen verdrängt, daß der relativ neue Bahnchef Grube davon völlig überrascht wurde. Ach so, ich vergaß: Kommunizieren kann die Bahn ja nicht. Offenbar auch nicht intern.
Hinterher dann aber solche Behauptungen aufzustellen und dabei alle anderen Hinweise zu ignorieren, ist nicht mehr nur stümperhaft. Das ist fahrlässige Körperverletzung und Tötung. Die Verantwortung für all das tragen die Bahn und die Verkehrspolitik. All das passiert nur, weil ein paar Vollpfosten der Meinung waren, man müsse eine unserer wichtigsten Infrastrukturen privatisieren und an die Börse bringen, gerne auch auf Kosten der Reisenden.
Herr Grube, das ist Ihre Verantwortung. So billig kommen Sie nicht davon.
[Update 2010-07-21 15:15] Holger hat da auch mal noch ein paar Takte zu geschrieben. Das Zitat aus der FTD hat's in sich. [/Update]
21. Juli 2010 at 17:12
Die Sache wäre nicht anders gelaufen wenn die Bahn in staatlicher Hand geblieben wäre. Mein Vater hat selbst beim Staat gedient und da sind die Unfähigkeits-Hierarchien sogar noch ausgeprägter als bei Privatunternehmen.
25. Juli 2010 at 15:00
Das geht bei Havaristen wie der Bahn immere etwas andeers:
Die Bahn redet den Konstruktueren ‚rein, es soll schließlich
billig werden. Heraus kommt eine Fehlkonstruktion, wie seit
Jahren beim ICE3 wohlbestens bekannt.
Der Hersteller ist aber nicht doof und hat sich abgesichert.
Wenn jener dies versäumt haben sollte, hat er mindestens
die für Abnahme und Reklamationen zuständugen Mitarbei-
ter geschmiert. Das ist keine Behauptung aus BILD, das ist
erlebte Praxis.
Die Fahrgäste sind der Bahn scheißegal, sonst würde sie
nicht die ohnehin überfüllten Züge speziell in der 1. Klasse
mit Billigstfahrscheinen weiter vollstopfen – mit fatalen
Folgen für die wenigen noch funktionierenden Klimaanlagen.
Tja, Mehdorn hat da einiges angerichtet.