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Dialog Internet

24. September 2010 um 17:02 Uhr von Atari-Frosch

Seit wenigen Tagen existiert auf Twitter ein Account @DIALOGINTERNET, der mir auch folgt. Als ein Follower von @DIALOGINTERNET wurde mir Bundesfamilienministerin Kristina Schröder angezeigt. Betreiber des Accounts ist denn auch ihr Ministerium. Ich dachte nur: Das kann ja lustig werden.

Heute hieß es nun:

In der ersten Phase wollen wir definieren, welche die wichtigen Fragen für den Dialog sind. Ab 28.09. online diskutieren. #dialoginternet

Aha. Wir wollen so irgendwie mit „der Internet-Community” reden, aber wir wissen noch nicht so richtig, worüber eigentlich. Schon dieser Ansatz zeigt, daß die Betreiber des Accounts so einiges nicht verstanden haben: In diesem „Internet” diskutiert man denn doch ein wenig anders.

Na gut. In zwei Tweets formulierte ich, was ich für einen sinnvollen Dialog voraussetze:

Die wichtigste Voraussetzung ist ein Kurs „Wie funktioniert das Internet” für beteiligte Internetaudrucker. Denn ein Dialog ist nur möglich, wenn alle wissen, worum es eigentlich geht.

Darauf wußte man nur zu sagen:

@AtariFrosch Ein Dialog kann auch dazu führen, dass alle Seite etwas „lernen”, oder?

Na, aber hallo. Seh ich aus wie ein unbezahlter Nachhilfelehrer für internet-ungebildete Politiker? Man kann doch nur miteinander reden, wenn beide Seiten wissen, worum es eigentlich geht; und bislang mußte ich doch den EIndruck gewinnen, daß unsere Regierungspolitiker genau das nicht wissen. Also antwortete ich:

@DIALOGINTERNET Prinzipiell schon. Aber das Internet muß man mir (Netzwerk-Administratorin) nicht mehr erklären. 😉 Ich erwarte aber, daß jemand, der darüber einen DIalog führen will, weiß, wovon er redet. Auch technisch.

Danach kam erstmal nichts mehr.

Also, ein bißchen Nachhilfe gibt's gratis:

  1. Wenn man einen neuen Twitter-Account eröffnet, folgt man nicht erstmal, ohne je überhaupt selbst was geschrieben zu haben, ein paar hundert Leuten. Das machen Spammer nämlich auch. Daß Ihr den Account nicht gleich wieder verloren habt, war vermutlich einfach Glück. Um in Twitter Follower zu bekommen, braucht man ein paar wenige Kontakte und muß interessante Tweets loslassen, die dann retweetet werden. Ja, das dauert. Aber das ist dasselbe wie mit einer Website: Man kann nicht erwarten, mit einer Domain, auf der eine fast leere Startseite und sonst nix liegt, sofort auf Platz 1 in Google zu stehen.
  2. Um über ein bestimmtes Thema ins Gespräch zu kommen, lädt man nicht für irgendwann später zu einem „Dialog” ein, sondern man beginnt ihn einfach. Geeignet ist ein Einstiegs-Text in einem Medium, in welchem andere antworten können, zum Beispiel ein Blog oder ein Forum (auch wenn ich Webforen persönlich nicht mag). Was davon auf Eurer Website vorgesehen ist, kann ich nicht sehen, weil der Server entweder überlastet oder fehlkonfiguriert ist, da kommt jedenfalls eine Fehlermeldung. — Den URL zum Blogbeitrag kann man dann ja auch noch über Twitter, identi.ca, von mir aus Facebook etc. verteilen. So, wie Ihr das angefangen habt, sieht das aus, als wolltet Ihr die gewünschten Diskussionspartner quasi herbeizitieren.
  3. Selbstverständlich müssen Eure Diskussionspartner erwarten können, daß Ihr Euch zu dem Thema, zu dem Ihr diskutieren wollt, informiert. Und zwar vorher. Ich sehe keinen Sinn in einem Gespräch mit Internetausdruckern, denen die einfachsten Grundkenntnisse fehlen. Es wäre also angebracht, daß diejenigen, die hinter @DIALOGINTERNET stehen, wenigstens mal wissen, was eine IP-Adresse ist, wie im Internet Daten transportiert werden, daß sie das Client-Server-Prinzip kennen und wissen, was DNS heißt und wofür es gut ist. Einfach mal so ein paar Basics. Sonst kommt nämlich der Verdacht auf, das Ministerium möchte sich hier kostenlos weiterbilden — oder einfach seinen Senf ablassen, ohne auf die technischen Realitäten im Netz Rücksicht zu nehmen.

So. Weitere Nachhilfe kostet richtig Kohle. Denn „die Internet-Community” hat hier keine Bringschuld, sondern Ihr habt eine Holschuld, und zwar vermutlich eine verdammt große. Und wenn sich dieser „Dialog” so entwickelt, wie Frau Schröder bislang kommuniziert hat, wird das eh nix. Auch da müßt Ihr noch verdammt viel lernen.


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3 Kommentare zu “Dialog Internet”

  1. vera quakte:

    ICH WILL ABER. JETZT. SOFORT. Und wenn ich sage, ‚alle machen mit‘, dann haben gefälligst alle mitzumachen. Wo kämen wir denn da hin …

    So ’n Sch***.


  2. frosch quakte:

    @vera: Ja, genau so hab ich das auch aufgefaßt. 🙂


  3. fellow passenger quakte:

    Davon hat der Social-Web-2.0-Politik-Marketing-Berater aber gar nichts gesagt. Das Internet kennt sich offenbar einfach nicht aus.


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