Unendlich müde
8. Oktober 2010 um 20:47 Uhr von Atari-Frosch
... fühle ich mich manchmal, wenn ich — teils jahrelang — das Gefühl habe, gegen weiße Klowände anzureden. So wie bei Zensursula/Censilia oder Hartz IV zum Beispiel. Aber auch in eigener Sache: Hier sind es Psychiater, bei denen ich den Eindruck gewinnen muß, sie hören nur, was sie hören wollen.
Ich habe ja vor dem Sozialgericht Düsseldorf gegen die Rentenversicherung geklagt, weil mir deren bestellter Gutachter nahezu uneingeschränkte Arbeitsfähigkeit attestiert hatte. Das Gericht wollte sich selbst ein Bild machen und bestellte einen eigenen Gutachter. Der stellte nun dasselbe fest wie der von der Rentenversicherung gekaufte bestellte: Ich sei voll arbeitsfähig.
Diese Herrschaften Fachleute — seltene Ausnahmen bestätigen die Regel — haben m. E. drei Probleme:
- Sie sind erkennbar nicht auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Bei manchen habe ich den Eindruck, daß die letzte Fachpublikation, die sie zum Thema Depressionen gelesen haben, deutlich älter als 20 Jahre sein muß. Stattdessen klingt nicht selten eine Tendenz zu BLÖD-Zeitungs-ähnlichen Bemerkungen durch (nicht jetzt beim letzten Gutachter, aber allgemein). Das sind schon keine Bildungslücken mehr, das sind schon wahre Krater.
- Sie können die Eigenschaften „Können, Wissen und Intelligenz” einerseits und „Leistungsfähigkeit” andererseits nicht unterscheiden, sondern setzen die beiden Bereiche gleich. Heißt: Weil ich mich wegen hoher Intelligenz und Sprachbegabung gut ausdrücken kann, kann es mir ja gar nicht so schlecht gehen. Und wer sich so mit Computern beschäftigt und sich damit auch noch auskennt, muß automatisch voll leistungsfähig sein. Sie wollen oder können nicht begreifen, daß eine Tätigkeit, die sie selbst vielleicht als unangenehm empfinden, einem anderen so viel Spaß machen kann, daß er damit seine Freizeit gestaltet. Daß ich für Projekte am PC ein Vielfaches an Zeit gegenüber jemandem benötige, der gesund ist, nehmen sie einfach nicht zur Kenntnis.
- Tatsachen, die einem Patienten das Leben objektiv schwer machen, werden nur als „empfunden” registriert. Also: Statt zur Kenntnis zu nehmen, daß Behörden, wie das ja politisch auch gewollt ist, einem Hilfsbedürftigen das Leben so schwer wie möglich machen und dabei auch dessen Existenzzerstörung oder Suizid in Kauf nehmen, heißt es in mehreren Gutachten, ich sei „paranoid” bzw. leide unter einer paranoiden Persönlichkeitsstörung. Klar, ich bilde mir das alles nur ein! Den Wohnungsverlust 2002, die weiteren Versuche, mir die Wohnung wieder zu nehmen insbesondere 2004 und 2008, die Lügen, die verlorengegangen wordenen sowie die rechtswidrig erpreßten oder hinterrücks beschafften Unterlagen und die Versuche, Berufsgeheimnisträger auszuhorchen, sind alles nur Auswürfe meines Verfolgungswahns! — Geht's noch?
Nun soll ich binnen vier Wochen auf das Gutachten reagieren, danach wird das Sozialgericht entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit, daß es den beiden Gutachtern glaubt und meine eigenen Erfahrungen vom Tisch wischt, ist hoch. Mir bliebe dann nur noch die harte Methode. Die ARGE wird mich danach wohl nicht mehr schonen, sondern schauen, wo sie mich unterbringen kann. Und nein, meine Befürchtung, daß der damit entstehende Druck wieder eine schwere Depressionsphase auslösen kann, ist nicht paranoid, sondern schlicht Erfahrung. Die Wiederholung dieser Erfahrung hätte ich mir gern erspart, aber das ist natürlich nur pure Faulheit von mir.
Ich bin so unendlich müde ...
8. Oktober 2010 at 21:27
Hallo ;D
Ich hab so ein ähnliches Schicksal, hab aber das Glück, das ich ein guten Neurologen habe, Voriges Jahr hat mich die ARGE in ein 1€ Job geschickt, wo ich schon am ersten Tag die Segel streichen musste.
Ich hab eine Ataxie, der mich in der Kordination einschränkt, Bisher ging das mit dem Schmerzen, an dem Tag wo ich zu dem Job musste, ging nichts mehr und hab mir ein Attest vom Neurologen geholt und es bei der ARGE vorgelegt. Daraufhin haben sie mich in die Verwalrung gesteckt, anstatt das ich da das Unkraut zu zupfen. August angefangen in der Verwaltung, Ende des Jahres haben dich mich dann einen kleinen Raum gesteckt,wo ich PCs auseinander genommen habe. März war der Job zu ende und seitdem habe ich Ruhe vor der ARGE.
Meine Behinderung ist sehr spät erkannt worden und die ARGE hat diese zuerst irgnoriert, obwohl ich Ausweis vorlegte, Aber ich denke das Problem ist, das ich mich sehr selten krank gemeldet habe, wenn dann halt nur wenn ich erkältet etc. war. Bin auch nicht der Typ der zum Arzt läuft
Viellleicht muss nur an den richtigen Psychaiter kommen, der auch dich versteht und dir bei dem Problem mit der ARGE unterstützt.
Lass nicht den Kopf höngen, ;D Es gibt imnmer ein Weg, auch wenn man ihn nicht gleich sieht.
8. Oktober 2010 at 21:50
Hallo Gerriet, das „an den richtigen Psychiater kommen” ist das Problem. Ich habe nicht ohne Grund geschrieben, daß nur seltene Ausnahmen die Regel bestätigen. Ich weiß nicht, ob das ein Düsseldorfer bzw. rheinländisches Phänomen ist, oder ob es sich um eine allgemeine, mindestens deutschlandweite Psychiater-Berufskrankheit handelt, in Sachen Depressionen und ähnlichem dermaßen inkompetent zu sein und gleichzeitig häufig mit einer unglaublichen Arroganz aufzutreten.
Mit einem Psychiater, den ich über die Graf-Recke-Stiftung aufsuchen konnte, war ich eigentlich ganz zufrieden gewesen. Allerdings hat mir ja der LVR die Unterstützung durch die Graf-Recke-Stiftung gestrichen, und bei der Stiftung rührt man offenbar keinen Finger, um die Rechte der eigenen Klienten gegenüber dem LVR zu wahren. Dort komme ich nun nicht mehr rein und damit an den Psychiater nicht mehr ran. Bei einer Quote von etwa 1:12 (ein brauchbarer auf 12 inkompetente) ist mir die Suche dann auch etwas zu mühsam, zumal ich selbst von den Typen ja gar nix will, ich soll ja nur immer Atteste und Gutachten vorlegen, weil Behörden ja davon ausgehen, daß das, was ich erzähle, erstmal grundsätzlich gelogen ist.
Gruß, Frosch
9. Oktober 2010 at 19:26
Deine Vermutung „Düsseldorfer bzw. rheinländisches Phänomen“ hört sich irgendwie seltsam an.
Ich hab übrigens seit Monaten, und in den letzten Tagen verstärkt, ein Problem mit einem „psychiatrischen Gutachten“. Das macht mich auch richtig krank. Ich kann also, glaube ich, ganz gut mitfühlen, wie’s Dir geht.
Alles Gute
Eberhard