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Signalstörung

10. Dezember 2010 um 20:04 Uhr von Atari-Frosch

Heute hatte ich mal wieder ein gutes (eigentlich: schlechtes) Beispiel dafür, wie die Bahn ihre Infrastruktur pflegt und was passiert, wenn diese es dann wagt, tatsächlich auszufallen.

Ich war für eine Woche in Mannheim und wollte heute zurückfahren. Schon am Bahnhof Waldhof (ein Vorort-Haltepunkt) wurde es lustig. Ich wartete auf einen Regionalzug zum Hauptbahnhof, als auf dem Gegengleis ein R2 einfuhr, der mit (dem in der Gegenrichtung liegenden) Biblis beschriftet war, aber in Richtung Hauptbahnhof stand. Das sollte wohl eigentlich der Zug sein, den ich nehmen wollte. Direkt danach kam eine Durchsage, daß dieser Zug nach Biblis zurückfahren würde, außerdem könne derzeit kein Zug nach Mannheim Hauptbahnhof durchfahren, weil es dort eine Störung gebe. Ich ahnte fürchterliches.

Zum Glück gibt es eine Alternative, um von Bahnhof Waldhof nach Mannheim Hauptbahnhof zu kommen. Die Straßenbahn braucht zwar länger, aber fuhr immerhin. Allerdings war sie natürlich relativ voll, weil da wohl noch mehr Leute eigentlich mit diesem Regionalzug fahren wollten. Ich stellte mich mit meinem Riesen-Trolly so halb in die Eingangstür, denn woanders bekam ich den nicht unter. Damit stand ich natürlich die ganze Fahrt über, etwa 20 Minuten, schön im Weg.

Am Hauptbahnhof schaute ich natürlich als erstes auf die große Anzeigetafel. Hinter fast jedem Zug gab es eine Laufschrift, wo dann so lustige Dinge standen wie „75 Minuten Verspätung”, „fällt aus”, „40 Minuten Verspätung”, „fällt aus”, „fällt aus” ...

Mein Zug — IC 2014 um 12:58 Uhr — war noch nicht auf der Tafel; trotzdem reihte ich mich schonmal in die zum Glück nicht gar so lange Schlange am Infotresen ein. Noch bevor ich dran war, sagte mir die Anzeigetafel das Befürchtete: Der IC 2014 gehörte zu denen, die ganz ausfielen.

Am Infotresen erklärte ich dann, daß ich irgendwann heute bitteschön nach Düsseldorf möchte, und das, wenn's geht, mit Sitzplatz, da ich mit meiner Klaustrophobie keine drei Stunden oder so in einem überfüllten Zug stehen kann, wenn wegen der ganzen Hektik eh schon die Nerven so ein bißchen blank liegen. Die Dame druckte mir die nächsten beiden vorgesehenen Zugverbindungen aus und schickte mich wegen einer Reservierung ins Reisezentrum.

Dort zog ich eine Nummer und wartete nochmal so etwa eine Viertelstunde, bis ich aufgerufen wurde. Am Schalter hieß es jetzt: „Reservierung? Na Sie sind ja lustig. Ich weiß ja noch nicht mal, wann hier überhaupt irgendetwas irgendwohin fährt.” Eine Reservierung sei völlig sinnlos, denn die fahrenden Züge erfahre man erst immer kurz vor deren Abfahrt. Na suuuper.

Ich holte mir bei einer Bäckerei erstmal Stärkung und stellte mich dann essend in die Bahnhofshalle vor die große Anzeigetafel, um abzuwarten, was da kommen möge. Dann wurde ein Regionalexpreß nach Mainz angezeigt. Mainz liegt quasi auf der Strecke, und von dort aus, so hoffte ich, würde ich vielleicht einen sinnvollen Anschluß bekommen. Also zog ich meinen Trolly an Gleis 5, Die Anzeigetafel dort erklärte: „S1, bitte nicht einsteigen”. Der Regionalexpreß, der um 13:10 Uhr abfahren sollte, wurde dann um etwa 13:15 Uhr überhaupt erstmal angezeigt und fuhr ein paar weitere Minuten später ein. Ich dachte, das soll wohl ein Witz sein: Was da reinkam, war ein Züglein, eine Lok mit zwei Waggons dahinter. Der ganze Bahnsteig stand voller Leute, und selbst wenn der Zug völlig leer eingefahren wäre, hätten nicht einmal 1/5 der Leute da reingepaßt. Das war also nix.

Zurück in der Bahnhofshalle rief ich erstmal meine Mutter an, um kurz mitzuteilen, daß es da so ein kleines Problem gibt. Ich setzte mir eine Deadline auf 18:00 Uhr: Würde ich bis dahin nicht wegkommen, dann wollte ich zu ihr zurückfahren und es morgen wieder versuchen.

Noch während des Gesprächs tauchte auf der Anzeigentafel ein ICE nach Köln auf, ICE 508 um 13:35 Uhr ab Gleis 3. Also machte ich mich wieder auf den Weg. Auf dem Bahnsteig war es nicht übervoll, und der Zug kam auch nur wenige Minuten zu spät (natürlich ohne entsprechende Information durch die Bahn, warum auch ...). Erst im letzten Moment erwischte ich dann noch einen Bahn-Menschen, der mir bestätigte, daß ich in diesem Fall auch wirklich den ICE benutzen darf, obwohl ich nur ein Ticket für den IC habe.

Im Zug waren zwar viele Plätze als reserviert markiert, aber es kam niemand. Jemand hob meinen Trolly auf die Gepäckablage, denn der Gepäck-Abstellplatz in der Wagenmitte war natürlich voll (genauso, wie die Bahn immer völlig davon überrascht wird, daß es im Winter schneit, sind sie auch immer wieder davon überrascht, daß Fernreisende größere Koffer dabei haben). Ich nahm mir also einen Platz in der Nähe meines Trollys, obwohl der offiziell reserviert war. Dann hieß es jedoch, der Zug würde etwas später abfahren, weil man noch auf einen anderen ICE aus Berlin warte. Damit war fast schon klar, daß ich diesen Platz nicht würde halten können. Ich fand dann jedoch einen Gangplatz ohne Reservierung ein paar Reihen weiter hinten.

Abgesehen davon, daß der Zugbegleiter es nicht bis zu mir schaffte, weil er in den Wagen vorher an jeder Sitzreihe so zehn Minuten lang aufgehalten wurde, um über Weiterfahrmöglichkeiten zu informieren, verlief die Fahrt problemlos. Statt des Zugbegleiters schaffte es aber immerhin die Dame mit dem Imbißwagen zu mir, und ich konnte mir einen Kaffee und einen Schokoriegel gönnen.

In Köln sollte es zwar theoretisch direkten Anschluß zu einem Regionalexpreß in Richtung Düsseldorf geben, aber vor Köln mußte der ICE länger warten als geplant, sodaß ich den RE nicht mehr erreichte. Ich suchte mir auf dem gelben Fahrplan die nächste Möglichkeit heraus, die kein ICE war, und ging dann einen Bahnsteig weiter nach vorn, wo ein IC nach Düsseldorf fahren sollte. Auf dem Bahnsteig fiel mir dann auf, welcher IC das sein sollte: IC 2014. Ja, genau der. Der, für den ich eine Reservierung in der Tasche hatte. Ab Mannheim, in Wagen 9. Allerdings fehlten laut Anzeigetafel dieser und ein weiterer Wagen an diesem Zug. Also mußte ich, da der Zug recht voll war, von Köln bis Düsseldorf stehen. Im Gang, vor der Toilettentür. Woanders war kein Platz bzw. mit dem Trolly auch kein Durchkommen.

Insgesamt kam ich etwa eine Viertelstunde später in Düsseldorf an als geplant. Die Informationspolitik war wie üblich katastrophal; darüber kann auch der zufällig ergatterte Sitzplatz im ICE nicht hinwegtrösten. Eine ordentlich geplante Signalanlage hätte ein Backup-System gehabt. Stattdessen hat man da wohl aus Kostengründen einen „single point of failure” gebaut; eine Todsünde, wenn man wichtige Infrastruktur baut. Aber wir müssen ja unbedingt an die Börse ...


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3 Kommentare zu “Signalstörung”

  1. Tom quakte:

    „Insgesamt kam ich etwa eine Viertelstunde später in Düsseldorf an als geplant“

    Na, das ist natürlich eine ganze Menge.

    Sorry, aber den Blogeintrag stempel ich unter „Meckern um jeden Preis ab“.


  2. Feenminze quakte:

    da biste ja noch gut weg gekommen mit ner Viertelstunde Verspätung 🙂
    Ansonsten: auch wir sollten nicht überrascht sein, dass die Züge bei viel Schnee halt Probleme haben.. Schneeverwehungen, vereiste Weichen und was es sonst noch so geben kann. Ich bin im Winter darauf eingestellt, dass es zu Verzögerungen kommen kann. Da hilft eher Geduld, ein wenig Gelassenheit. Es ging ja um keine Termine, die erreicht werden müssen. Die Bahn fährt bei starkem Schneefall unregelmäsig, daran wird sich nicht viel ändern. Die machen das doch nicht, um ihre Fahrgäste zu veräppeln oder zu ärgern.. die Probleme bei Starkschneefall sind real.. wird Zeit, das mal anzuerkennen.

    Naja, ich weiss ja, Warten ist immer ärgerlich.. aber ..plötzlich und unerwartet war es auch nicht. Alle Jahre wieder.. ;o)

    liebe Grüsse aus Berlin
    Feenminze


  3. frosch quakte:

    @Tom: Mit der Viertelstunde Verspätung hatte ich noch verdammt Glück. Und primär ging es mir nicht um die persönliche Verspätung, sondern zum einen darum, daß die Bahn nicht genügend Vorsorge für Ausfälle trifft und zum anderen, daß, wie schon seit vielen Jahren, ihre Informationspolitik für’n Ar*** ist.


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