Netzkongreß der CSU
14. Januar 2011 um 19:20 Uhr von Atari-Frosch
Die CSU veranstaltet am 31. Januar einen Netzkongreß, weil das Thema Internet ja von gar keiner Partei sonst irgendwie bearbeitet wird und die CSU deshalb „die Internet-Partei” ist.
Nochmal: Die CSU veranstaltet einen Netzkongreß und will — auch noch die einzige — Internet-Partei sein.
Sind sie nicht süß? 😉
Statt ihr Papier im Netz diskutieren zu lassen, stellen sie es fix und fertig auf einer Pressekonferenz vor und lassen danach noch ein bißchen „Diskussion” zu. Unter einem Kongreß stelle ich mir wahrlich etwas anderes vor. Wo sind die Vorträge, die Arbeitsgruppen, die Workshops? Bei der CSU Fehlanzeige.
Das Papier selbst wurde von einer Gruppe von Leuten erstellt, die überwiegend mit dem Netz nichts am Hut haben oder die diverse Netzdienste sogar als „Feinde” ansehen. Ein Jurist, zwei Fernsehleute, ein Wirtschaftsvertreter, und die MdB Dorothea Bär wohl als so eine Art Quotenfrau. Bis auf einen Teilnehmer besteht die Netz-Qualifikation der Gruppe offenbar hauptsächlich darin, „auf Facebook zu sein”.
Die aufgezählten Themen: Das „richtige Vorgehen gegen kinderpornografische Inhalte”, der Umgang mit gewaltverherrlichenden Videospielen, Datenschutz, Urheberrecht und ein „Internetführerschein”.
Ich wage mal eine Voraussage über die Inhalte:
- Gegen kinderpornografische Inhalte helfen natürlich nur Websperren.
- Gewaltverherrlichende Videospiele müssen nicht nur verboten, sondern bereits ihr Besitz muß streng bestraft werden. Waffenbesitz ist dagegen nicht so schlimm, geht doch nicht, daß man die traditionellen Schützenvereine so diskriminiert.
- Datenschutz gilt ganz besonders für Geheimverträge, Korruption und sonstige politische Schweineren, und der Hauptgegner heißt WikiLeaks. Die Wirtschaft muß man so ein bißchen schonen, was Datenschutz angeht, denn wenn man die da einschränkt, können sie keine Kunden mehr gewinnen. Und der Staat muß sowieso überall schnüffeln dürfen, das geht ja gar nicht, daß dem der Datenschutz irgendwie im Weg steht.
- Das Urheberrecht muß verschärft und wie in Frankreich mit „Three Strikes” verteidigt werden. Und für die armen Zeitungsverleger muß es natürlich ein Leistungsschutzrecht geben.
- Den „Internetführerschein” sollen alle möglichen Leute machen, aber bitte schön nicht die MdB. Hartzer sind auch generell auszunehmen, die sollen schließlich gefälligst Bewerbungen schreiben und ihre Zeit nicht am PC vertändeln.
Und außerdem ist Google ganz pöhse zum deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen und zu den armen, armen Zeitungsverlegern und muß daher irgendwie bekämpft werden!!!!1!
Benjamin Stöcker von der Piratenpartei hat angekündigt, da mal hinzufahren und sich das anzugucken. Es soll zwar einen Stream geben, aber wer weiß, was der taugt. Auf Benjamins Bericht bin ich schon gespannt.
Ach ja, überhaupt: Damit sich das ja so wenig Leute wie möglich reinziehen können, wurde der Möchtegern-Kongreß auf einen Montag gelegt. Klar, da haben ja ganz viele Leute Zeit.
Andere Artikel im Netz zum Thema:
- Reizzentrum: Netzbeirat der CSU. Oder: EINMAL mit Profis arbeiten
14. Januar 2011 at 23:55
Hi,
o.k. gegen unten wird die Zunge immer lockerer aber ich finds toll.
Brauchst nurnoch einen Kabarettisten der das vorliest 🙂
Und um das fachlich mal klarzustellen. Nach fünf Bier auf der Wasen IST die csu die Internetpartei 🙂