Zwangsarbeit in der Pflege
18. April 2011 um 20:56 Uhr von Atari-Frosch
Mit der Idee, Hartzer zu Zwangsarbeiten zu verpflichten, ging vor über einem Jahr ja schonmal der Hetzer Roland Koch hausieren. Art. 12 GG, was ist das schon. Schon damals haben Koch und seine Speichellecker übersehen (oder mißachtet, was eher zu vermuten ist), daß Grundrechte nicht erst dann gültig sind, wenn jemand nach welcher Definition auch immer „nützlich” ist.
Im September letzten Jahres hatte dann uns' Merkel die schon etwas konkretere Idee, Hartzer könnte man doch wunderbar zwangsweise in der Pflege einsetzen.
Nun ist es soweit: Die Zwangsarbeits-Fantasien des Herrn Koch und der Frau Merkel werden konkretisiert.
Die Protagonisten des Vorschlags kommen natürlich mal wieder aus der ach so christlichen CDU, es sind deren „Sozialexperten” Carsten Linnemann und Peter Tauber. Diese beiden Herren (die sicher nie befürchten müssen, selbst mal zwangsweise in einem Altenheim arbeiten zu müssen oder von Zwangsarbeitern dort versorgt zu werden), haben den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages damit beauftragt, die rechtlichen Grundlagen für eine „ersatzweise” Heranziehung von Hartz-IV-Beziehern zu prüfen. Wie man dieses „ersatzweise” verstehen darf, kann man leicht daran sehen, wieviele reguläre, ordentlich bezahlte Arbeitsplätze durch Zivildienstleistende „ersetzt” wurden.
Die Herren „Sozialexperten” darf man wohl eher mit Fug und Recht Repressionsexperten nennen. Oder Grundrechtsvernichtungsexperten.
Die Durchsetzung solcher Fantasien dürfte ja kein Problem sein, denn Repressionen und Kürzungen wurden ja gerade erleichtert. Die Verpflichtung zu Zwangsarbeiten in den Sektoren, in welchen (warum wohl?) Personal fehlt, ist dazu nur eine konsequente Fortsetzung: Die Erleichterung der Repressionen hat ja einen Grund, die macht man ja nicht aus Jux und Dollerei.
Aber mal ehrlich: Möchtest Du im Krankenhaus von jemandem betreut werden, der darauf überhaupt keinen Bock hat? Der vielleicht nicht mal einen Draht dazu hat? Oder im Pflegeheim, im Altenheim? Von jemandem, der jedesmal zu kotzen anfängt, wenn er diverse HInterlassenschaften wegputzen muß oder vielleicht schon dann, wenn jemand ständig sabbert?
Und: Möchte man seine Kinder von Menschen betreuen oder beaufsichtigen lassen, die mit Kindern nicht umgehen können und den Job nur machen, weil man ihnen sonst die Existenz nimmt? Die den Frust dann vielleicht an den Kindern auslassen, weil sie kein anderes Ventil haben? Oder, um mit Zensursula zu sprechen: Wer denkt denn an die Kinder?
Aus dem CDU-Bundesvorstand kommt Unterstützung für den Vorstoß. Der Chef der Senioren-Union, Otto Wulff, lobte den Vorstoß der Kollegen aus der Fraktion. „Selbstverständlich muss Hartz-IV-Empfängern zugemutet werden können, auch im sozialen Bereich zu arbeiten - zumal dann, wenn sich Befürchtungen bestätigen sollten, dass es zum Sommer nicht genügend Bewerber für den neuen Bundesfreiwilligendienst gibt.“
Mal kurz zum Nachdenken, Herr Wulff: Warum nochmal bewerben sich zu wenig Leute für die Arbeit in der Pflege? Wer läßt sich denn in einem Beruf ausbilden, in dem er im Schichtdienst mit zu vielen zu betreuenden Patienten/Pfleglingen zermürbt und krank gemacht und dann auch noch besch*ssen dafür bezahlt wird? Aber ein Mindestlohn kommt natürlich üüüberhaupt nicht in Frage, nicht wahr? Dann müßte man die Leute ja mal richtig bezahlen.
Dazu kommt natürlich der immer wieder gehörte Satz, wenn Grundrechte aufgeweicht werden sollen:
Es darf keine Denkverbote geben.
Man könnte meinen, daß in der CDU gerade mal wieder eines ausgesprochen wurde.
Was andere dazu sagen:
- Pandur2000: Hartz IV – Bezieher: Zwangsarbeit in Pflegeheim, Krankenhaus, Kinderbetreuung
- Wählervereinigung für Bremerhaven: Hartz IV BezieherInnen als ZwangsarbeiterInnen
- mantovan9: Hartz IV Zwangsarbeit
- seraquael: Wir suchen einen Zivildienstersatz, zum Zweiten
- Katzen, Kaffee und Komputer: Faules Pack
- Einen Zwangseinsatz könnte man sich dann vielleicht so vorstellen, wie das eine Leihkraft beschrieben hat, die immerhin ausgebildete Krankenschwester ist; aber auch sonst ist der Artikel vom März 2010 lesenswert: Leiharbeit im Krankenhaus - ein Bericht über die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals
19. April 2011 at 11:55
Was soll immer dieses stupide Gerede von Zwangsarbeit? Dieses penetrante Ignorieren der Definition dieses Wortes? Dass man gegen seinen Willen arbeiten soll, reicht bei weitem nicht aus! Wenn man sich alles so hindefiniert, wie es einem gerade passt, kann man Beliebiges behaupten. Aber wo bleibt der Sinn? Zum Kotzen. Eigentlich zu dumm, um überhaupt drüber nachzudenken.
Und was Grundrechte sind und wie das Grundgesetz ausgelegt wird, entscheidet die Judikative (schon mal was von Rechtsfortbildung gehört?) und nicht irgendein x-beliebiger Bürger, der sich aus welch narzisstischen Motiven auch immer dazu berufen fühlt. Ja, richtig gehört. Selbstjustiz und persönliche Willkür mögen wir hier nämlich nicht, aus sehr guten Gründen.
Diese ganze ewige Hartz-IV/CDU-Nölerei wird nun bald zuviel. Nur Flennerei und Heulerei. Bei sowas bekommt man den Eindruck, Hartzer wären nur Memmen! Ganz ehrlich, du schadest dem Ansehen des Sozialhilfeempfängers. Ist ja wie direkt aus dem Klischee, wenn du den ganzen Tag nichts anderes zu tun hast, als die Stadt mit Anrufen wegen einer Baustelle zu terrorisieren und jeden Tag ellenlange Blogposts zu verfassen, die vor Querulanten- und Heulsusentum nur so triefen. Und es sind immer und immer nur Wiederholungen immer und immer derselben Phrasen! Gibt es denn gar nichts Neues zu sagen, was wir über Hartz IV und die Parteien noch nicht gehört haben? Nein? Was gibt es dann überhaupt zu bloggen? Und zur Krönung extremes Selbstmitleid, gepaart mit Selbstüberschätzung und Egozentrismus, getarnt als soziale Gesinnung, damit man auf jedenfall gegen jeden Einspruch erhaben ist und sich selbst noch ins Gesicht sehen kann.
Bei deiner Großsprecherei musst du dich nicht wundern, wenn mal einer keine Lust mehr hat. Und wie ich vermute, sagst du dir ja ohnehin „ist mir doch egal, was so ein antisozialer Typ meint“. Wenn mal jemand anderer Meinung ist, diffamiert man ihn eben als antisoziales Schwein. So ist das schön einfach, und man hat immer recht. Natürlich ist man aber trotzdem ein total offener, liberaler und toleranter Mensch. Perfect world.
19. April 2011 at 12:51
Was an der Definition von Zwangsarbeit
hast Du nicht verstanden? Und wieso ist die Drohung mit Verhungern und Verlust der Wohnung kein empfindliches Übel?
Was Grundrechte sind, steht im Grundgesetz. Kann jeder nachlesen. Zeig Du mir mal die Stelle, in der steht, daß Grundrechte erst bei wie auch immer definierter Nützlichkeit eines Menschen gelten. Ich lasse es mir auch gern von einem Juristen erklären. Dumm nur, daß es diese Erklärung nirgends gibt.
Wenn Dich die Wiederholungen immer derselben Phrasen stören, dann erklär das bitte auch den Hetzern von der CDU. Ich würd mir die gern sparen. Man kommt sich vor bei bei Zensursula, die auch monatelang die gleichen, längst nachgewiesenen Lügen verbreitete, um ihre geliebten Websperren durchzusetzen. Genauso wird immer und immer wieder die Faulheit der Hartzer behauptet, obwohl diese Lügen längst widerlegt sind. Das Problem ist nämlich: Schweigen die Kritiker der Lügner, dann kann man die Lügen als Wahrheit verkaufen: Es hat sich ja keiner beschwert!
Meine Großsprecherei? LOL … nee, dazu sag ich mal gar nix …
Oh, eins noch. Mein Blog mußt Du nicht lesen. Ist nur ein kleines, nicht so wichtig. Die BILD lesen Millionen von Menschen. Genügend davon fühlen sich dann dazu berufen, diese Lügen weiterzutragen und uns auch dann um die Ohren zu hauen, wenn wir die BILD ignorieren wollen. Dazu zu schweigen, wäre politischer Selbstmord.
16. Mai 2011 at 21:39
Hi…
Mutter meiner Freundin arbeitete jahrelang im Altersheim.
Zuerst mehrere Jahre normal angestellt, als irgendeine Aushilfe…
Dann wurde ihr gesagt, sie ist zu wenig Qualifiziert und soll eine
Ausbildung machen. Dann hat sie bei denen Ausbildung gemacht.
Gleiche Job, nur viel weniger Geld. Sobald sie Ausbildung hatte,
wurde sie gekündigt, weil sie dann ihr zuviel zahlen müssten.
Wie sie meinten…und die waren schon gewöhnt fast gar nichts zu bezahlen.
Dann musste sie zu ABO…und dann gleiches Arbeit für 1-euro erledigen.
Sie hat eigentlich vollzeit gearbeitet, so wie immer. Dabei war sie
aber arbeitslos, mit minimum an Geld und wie Sklave…zu sagen hatte sie leider
nichts. Ihr wurde ja was gutes angetan…
Bei meinem Vater passierten auch ähnliche DIngen…Arbeitskollege wurde gekündigt,
weil nicht mehr gebraucht…nicht weil er schlecht war…dann musste er zwingend
zur Zeitarbeitsfirma…dann bekam er wieder gleichen Platz, gleiche Firma…neben
meinem Vater…alles gleiche gemacht wie Jahre zuvor…nur kriegte deutlich weniger Geld…Fast um die Hälfte glaube ich…ich wundere mich, wieviele Menschen an Ausdauer und
psychischer Kraft besitzen, um das alles zu ertragen…
Und es gibt wirklich viele solche Fälle…supermärkte…die kündigen normale Arbeitskraft, nehmen dafür 2 von 1-eorojoblern und fertig…
Allein mein EX-Chef… Er hat mich richtig unterbezahlt…aber für mich war das immernoch besser als 1-euro-job… Seit dem ich nicht mehr arbeiten kann…hat er einfach Praktikantin eingestellt. Jetzt muss er nicht mal 1 euro pro stunde bezahlen, und hat frei und sie darf alles für ihn mehrere Monate lang erledigen. Und dann nimmt er neue Praktikantin…schön für ihn…kostenlose Arbeitskraft. Und diese Praktikantinen können nichts machen, sonst kriegen sie kein Geld von ABO…die muss jetzt kostenlos mehrere Monatelang mein Job erledigen…das ist so krass…
Das was gerade passiert – ist schon längst Zwangsarbeit und Sklaventreiberei.