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Praxisgebühr

10. Dezember 2011 um 16:50 Uhr von Atari-Frosch

Unsere asoziale Bundesregierung denkt mal wieder nach, und wie meistens, wenn sie das tut, kommt Müll bei raus. Sie wollen mal wieder das „sozialverträgliche Frühableben“ fördern, auch wenn das so natürlich keiner sagt. Oder anders: Man möchte die Praxisgebühr „reformieren“ dahingehend, daß nicht mehr pro Quartal 10 € fällig werden (plus 10 € pro Quartal für den Zahnarzt sowie für jeden Notfall), sondern 5 € pro Arztbesuch. Man denkt sich dabei, daß man viele unnötige Arztbesuche verhindern könne. Das ist natürlich ausgemachter Blödsinn.

Was zunächst dahintersteht, ist wohl die Idee, die ganzen alten und einsamen Menschen abzustrafen dafür, daß sie, ohne krank zu sein, zum Arzt gehen, wenn sie nicht wissen, wohin. Auf den Gedanken, daß man diesen Menschen dann vielleicht eine Alternative bieten müßte, kommt natürlich keiner. Denn unsere asozialen Politiker werden im Alter sicher nicht einsam sein, zur Not können sie sich Gesellschaft kaufen.

Tatsächlich werden durch Praxisgebühren an sich und die jetzt geplante de facto Erhöhung vor allem diejenigen unter den armen und zwangsverarmten Patienten vom Arztbesuch abgehalten, die chronisch krank sind oder eben durch die Armut häufiger krank werden. Denn die dann anfallenden Ausgaben (ggf. noch für Medikamente oder Rezeptgebühren) sind selbstverständlich nicht anteilig im Sozialsatz enthalten; sie betragen lediglich 15,55 € pro Monat. Wer also mindestens einmal im Monat zum Arzt muß und dann vielleicht noch Medikamente benötigt, liegt bereits darüber und muß an anderer Stelle wieder auf eigentlich ebenfalls notwendige Ausgaben verzichten.

Und mir wollte der Richter am Sozialgericht erzählen, es sei übertrieben und sogar strafrechtlich relevant, das ganze dann faschistisch zu nennen. Da, gucken Sie hin, Herr Richter, gucken Sie genau hin. Vielleicht merken Sie es ja noch. Denn daß Armut krank macht, ist nun keine neue Erkenntnis. Wer trotzdem Arme immer stärker aus dem Gesundheitssystem drängt, der will es so haben.

Was mich daran noch besonders ärgert, ist, daß der Chef der Techniker Krankenkasse das toll findet. Ich bin dort versichert. Bei der TKK kann ich eine Befreiung nicht vorab beantragen, ich kann sie erst beantragen, wenn ich Belege für bereits geleistete Ausgaben vorlege. Das heißt, ich muß das Geld erstmal haben. Und dann wird auch erst befreit, wenn ich 2 % des jährlichen Einkommens für Gesundheitskosten ausgegeben habe, das sind gut 80 €. Erst, wenn ich also bereits 80 € innerhalb eines Jahres aufbringen mußte (und konnte), werde ich für weitere Ausgaben befreit. Soviel zu denjenigen, die meinen, daß Zwangsverarmte ja befreit würden. So einfach ist das nicht. Die Befreiung nützt mir zum Beispiel gar nichts, wenn ich durch andere ungeplante Ausgaben kein Geld mehr habe, krank werde und dann nicht zum Arzt gehen oder keine Medikamente bzw. Rezeptgebühren bezahlen kann. (Natürlich kann ich zum Arzt gehen, ich bekomme dann eben eine Rechnung, aber das Geld muß ich eben doch irgendwie aufbringen.) Aber über sowas muß sich der Herr Klusen vermutlich genauso wenig Gedanken machen wie die Bundesarbeits-Zensursula von der Lügen über die verfassungswidrige Höhe des Sozialsatzes.


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4 Kommentare zu “Praxisgebühr”

  1. jo quakte:

    Ich bin chronisch krank und kriege Ende des Jahres 60€ von der Kasse mehr als ich ausgegeben habe.

    Ich bestelle alle meine Medis bei der Europa Apotheeke, die geben mir 3% Bonus vom jeweiligen Medikamentenpreis, max. aber 15€, diesen Bonus verrechenen die dann mit der Zuzahlung und ich bekomme dann eine Quittung über die volle Zuzahlung zum Einreichen bei der Kasse.

    z.B. für ein Medi bekomme ich 15€ Bonus gutgeschrieben, davon bezahlen die die 10€ Zuzahlung und den Rest verrechnen die mit weiteren Zuzahlung.
    Porto muß ich auch nicht zahlen und bekomme auch bereits frankierte Briefe.

    Und meine Kasse liebt mich dafür das ich dort bestelle, weil die bekommen von den auch noch Rabatt.

    Den Tipp für die Europa Apotheeke habe ich übrigens von ein Krankenkassenmitarbeiter mit der Bitte, sein Namen nicht zu erwähnen und die Kasse und die Kasse wäre sehr erfreut wenn ich dort bestelle.


  2. ulrics quakte:

    Wenn sie 5 Euro pro Arztbesuch und das dann im Quartal auf 10 Euro deckeln würden wäre das sinnvoll. Dann zahlt man zumindest nie mehr als 10 Euro höchstens weniger.


  3. frosch quakte:

    @Ulrics Daran glaubst Du doch selbst nicht.


  4. Felix quakte:

    Ich stimme Ulrics zu, nur weiß ich auch genau, dass das nie eintreten wird. Die ganze Praxisgebühr ist sowieso einfach eine Schweinerei….. und wurde vom Bürger viel zu widerstandslos akzeptiert!


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