Der Zynismus des Sigmar Gabriel
8. Mai 2012 um 22:24 Uhr von Atari-Frosch
Ich hatte heute einen kurzen, aber denkwürdigen Dialog mit Sigmar Gabriel auf Twitter (verifizierter Account, also kann ich schon davon ausgehen, daß der echt ist). Jemand spülte per Retweet folgenden Tweet von Herrn Gabriel in meine Timeline:
@sigmargabriel
Hollande hat angerufen. Martin Schulz und ich haben gemeinsam gratuliert. Wir wollen eng zusammenarbeiten für Wachstum & Beschäftigung.
Darauf konnte ich mir nicht verkneifen, zu antworten:
@AtariFrosch
@sigmargabriel Das Wachstum auf den Konten der Reichen und die Beschäftigung des Pöbels, damit der nicht politisch aktiv wird?
Sigmar Gabriel antwortete tatsächlich:
@sigmargabriel
@AtariFrosch Das ist zynischer Unsinn!
Was mich zu einer Rückfrage veranlaßte:
@AtariFrosch
@sigmargabriel Warum ist die SPD dann weiterhin für die offensichtlich verfassungswidrigen #hartz4 Sanktionen?
Das hat den armen Herrn Gabriel wohl überfordert. Es kam nichts mehr.
@AtariFrosch
Dem @sigmargabriel fällt zu den verfassungswidrigen #hartz4 Sanktionen, dem die SPD im Bundestag zugestimmt hat, offenbar nichts ein.
Lieber Herr Gabriel, um das mal klarzustellen: Ein hohes Mitglied Ihrer Partei hat überhaupt nicht das Recht, einem zwangsverarmten Hartz-Geschädigten Zynismus vorzuwerfen. Denn es war Ihre SPD, die Zynismus, Menschenverachtung und Grundrechtsbruch in Gesetzestexte gegossen und das ganze dann „Hartz IV“ genannt hat. Daher sollten Sie, was den Begriff Zynismus angeht, einfach mal ganz stille sein. Was sich Ihre Partei ausgedacht hat und heute immer noch vertritt (!), ist der pure Zynismus.
Und ich wette einen Kasten Club-Mate (und das ist für mich viel Geld, nämlich 1/3 dessen, was ich monatlich für Lebensmittel zur Verfügung habe), daß Sie nicht die Eier in der Hose haben, sich einer öffentlichen Diskussion mit mir zu stellen – und mit „öffentlich“ meine ich vor Publikum und mitsamt Live-Stream! Denn Sie können durch nichts rechtfertigen, was mir und Millionen anderen in den letzten Jahren angetan worden ist von den Behörden, die Ihre zynischen Gesetze mit aller Gewalt und teils durch weitere Rechtsbrüche, Lügen, Verschlampereien und Ignoranz durchgesetzt haben und weiterhin durchsetzen.
Leute wie Sie, die nie auf den Cent achten mußten, schon gar nicht über viele Jahre hinweg, die immer die beste Ausbildung genossen und die am höchsten dotierten Jobs angeboten bekommen, ohne überhaupt je eine Bewerbung geschrieben zu haben, faseln uns Zwangsverarmten etwas von Wachstum und Beschäftigung vor. Dabei meinen Sie eigentlich das Wachstum der Gewinne! Denn ein Wachstum habe ich in meinem finanziellen Bereich in den letzten Jahren nur bei den Verbraucher- und Energiepreisen festgestellt, aber nicht bei meinen Einkünften. Dieses Wachstum meinen Sie also offensichtlich nicht.
Und wenn Sie von Beschäftigung reden, dann meinen Sie doch das angebliche Job-Wunder, nicht wahr? Die vielen neuen prekären, unterbezahlten Arbeitsverhältnisse, die viele Leiharbeit, die Ein-Euro-Jobs, die meinten Sie doch? Die Jobs im illegalen Cold-Call, gegen die sich die Zwangsverarmten nicht wehren können, weil sie sonst den – von Ihrer Partei gewollten und verteidigten! – verfassungswidrigen Sanktionen unterworfen werden und ihre Wohnung und ihre gesamte Existenz riskieren?
Vom Ruf nach anständiger Bezahlung habe ich in den letzten Jahren von Ihrer Partei nichts mehr gehört. Die Leute sollen immer nur „beschäftigt“ sein. Also muß ich daraus schließen, daß Sie den Lebenszweck eines Menschen darin sehen, daß er auf Befehl und (vielleicht) gegen (wenig) Lohn irgendwas tut. Freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2 GG)? Freie Wahl von Beruf, Ausbildungs- und Arbeitsplatz (Art. 12 GG)? Davon war von Ihrer Partei seit langem nichts mehr zu hören, falls das überhaupt je eine Rolle gespielt haben sollte.
So, und jetzt erklären Sie mir das nochmal, wie Sie das mit dem Zynismus meinten.
9. Mai 2012 at 7:30
„Warum ist die SPD dann weiterhin für die offensichtlich verfassungswidrigen #hartz4 Sanktionen“
Wie war das denn mit Rot-Grün und der Agenda 2010, der Deregulierung der Banken. Oskar trat zurück und Schröder verkündetet : Er hätte den größten Niedriglohnsektor in Europa geschaffen.
Und Gabriel war nicht dagegen…Dem geht doch völlig am Arsch vorbei was Du an Ungerechtigkeiten auszuhalten hast. Volksvertreter…davon hat sich auch ein Gabriel längst verabschiedet.
10. Mai 2012 at 23:18
sehr gut gemacht lieber frosch
11. Mai 2012 at 0:44
Ja,das beschreibt es wirklich gut…weiter so…;-)
Der Viewer