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Jule Neigel beschimpft Musik-Konsumenten

13. Mai 2012 um 13:01 Uhr von Atari-Frosch

Ich wollte die Urheberrechtsdiskussion eigentlich erstmal links liegen lassen, vor allem, weil da auch schon so viele kluge Menschen was zu geschrieben haben. Heute wurde mir jedoch das heftigste Stück an Musik-Konsumenten-Beleidigung geliefert, das ich je gesehen habe. Dieses Leer-Stück wurde geliefert von der nicht ganz so unbekannten Julia (Jule) Neigel. In einer von einer Grünen angestoßenen Facebook-öffentlichen Diskussion, die leider nur nach Login zu sehen ist, beleidigte sie Menschen, die (vermeintlich oder tatsächlich) gegen das Urheberrecht verstoßen, als krank und – ohne das Wort zu nennen, aber klar darauf anspielend – als Nazis, die Urheber „vernichten“ wollen.

Das ganze Elaborat hat ein Facebook-User befreit und anonym und öffentlich gepastet, das Original ist (wie gesagt, nach Login) dort verlinkt. Aber das könnte ja vielleicht, ähm, verloren gehen. [Update 2012-05-19 17:55] Ich wurde darüber informiert, daß ich da nicht ganz falsch lag. Der Original-Kommentar wurde wohl gelöscht. [/Update]

Die Technik und Demokratie wird, wie immer, Eure verkrustete Internet-Herrenrassenidee überholen, das ist gewiss. Im Wilden Westen galt auch mal Dschungelgesetz und er ist nun kultiviert. Kein Grund also zum Triumphgefühl, es werden all die selbstgebastelten Sheriffsterne noch früh genug entzogen. Was also ist das denn bitte für ein Stuss, was ich hier lesen muss? All das, was ich hier von Einigen zu diesem Thema sah ist ein dermassen sozial arrogantes Gequatsche im Scheinmantel der Freiheit nach zweierlei Mass, dass es einem die Schuhe auszieht.

Ach, hätte die gute Frau Neigel doch mal lieber ein paar Artikel gelesen. Ja, genau, in diesem bösen Internet. Ihr wäre möglicherweise der Vorwurf der Pauschalbeleidigung erspart geblieben, und den Godwin hätte sie auch nicht pullen müssen.

Leseempfehlungen:

Ihr gehört eigentlich allesamt einzeln wegen Verhetzung gegenüber der Opfer und wegen Aufruf zum Diebstahl angezeigt, anstatt in einem öffentlichem Podium Pinnwände zu beschützen - das ist meine Meinung.

... meint Frau Neigel übrigens noch. Also, wer nicht ihrer Meinung ist, ruft zum Diebstahl auf und ist damit ein Straftäter. Ahja.

Ach übrigens … wer hetzt da eigentlich gerade?


History

9 Kommentare zu “Jule Neigel beschimpft Musik-Konsumenten”

  1. Christoph quakte:

    Kannst Du vielleicht mal erklären, wo Du die Nazi-Anspielung liest?


  2. frosch quakte:

    Im letzten Absatz:

    Wenn an diesen Stellen von Freiheit geredet wird, dann meint ihr wohl eher Egoismus und Aufruf zur Enteignung Anderer zum Eigennutz. Und diese Methoden hatten wir schon mal in der Geschichte der Vernichtung einer Minderheit. Denn genau dieser Art Geistesgut, was ich hier an geistigem Vandalismus vor die Augen bekam ist das Geistesungut dessen, was totalitäre Ideologien ausmachen.


  3. Jürgen A. Erhard quakte:

    Also ich bin da schon in dem ersten Zitat über „Herrenrasse“ gestolpert. Mehr muss ich dann gar nicht lesen.


  4. Fan-Kontakt quakte:

    Frau Becker, der Text ist aus dem Zusammenhang gerissen. Sie hat keine Musik-Kosumenten beschimpft, sondern ihre Empörung zu gewissen Kommentare geäußert. Und zwar konkret zu diesen Kommentare. Ich habe mitgelesen. Sie reagierte auf Kommentare Einzelner, die sich deutlich auf Legalisierung von Diebstahl bezogen. Ich möchte Sie daher bitten die Dinge im Netz auch so darzustellen, wie sie waren. Sie sollten daher die Überschrift ändern, wenn sich schon Anonymous der Zitate von Frau Neigel bedienen, wie Sie meinen daran gekommen zu sein. Ich glaube nicht, dass Frau Neigel diese Unterstellung prickeln fände.

    Und zum Thema Nazis hat sie nicht geäußert. Sie hat sich zu sozialer Arroganz geäußert und dies als Herrenrassendenken bezeichnet. Aber es gibt genügend, die die Piraten damit in Verbindung bringen, z.B. dieser: http://www.journalistenwatch.com/2012/05/13/urheberrecht-was-die-piraten-mit-den-nazis-wirklich-gemeinsam-haben/


  5. frosch quakte:

    @Fan-Kontakt (ich habe, damit es keine Mißverständnisse gibt, den angegebenen Nick „Frosch” geändert): Ihre Antwort und der verlinkte Text zeigen, daß Sie (genauso wie Ihre Chefin) genau das nicht verstanden haben, was im Netz — auch von Juristen — immer wieder erklärt wird: Daß Immaterialgüterrechte eben nicht mit Waren vergleichbar sind. Den Text unter dem Link „Mein Rad” beispielsweise haben Sie wohl auch nicht gelesen.

    Aber nochmal extra für Sie:

    EDIT: Ein‘ hab ich noch: Boris Piwinger auf G+: Warum „geistiges Eigentum“ ein hirntotes Gedankenkonstrukt ist. /EDIT

    Nein, Frau Neigel hat das Wort Nazis nicht direkt verwendet. Aber das mußte sie auch nicht, wie ich bereits dargelegt habe. Man kann einen Begriff auch benutzen, ohne ihn zu nennen. Das hat sie allerdings meiner Ansicht nach getan.

    Was die Piratenpartei angeht: Der Programmantrag PA149 Urheberrecht ist Ihnen geläufig?


  6. Eddi quakte:

    Werter Fan-Kontakt, ich habe die Diskussion auch gelesen, und wo Sie da Beiträge sehen, die sich auf „Legalisierung von Diebstahl bezogen“, wird auf ewig Ihr Geheimnis bleiben. Erstens handelt es sich sich nach wie vor nicht um Diebstahl, da man „Immaterialgüter“ nicht stehlen kann. Alle in der Debatte haben sich zudem dafür ausgesprochen, dass Urheber nicht leer ausgehen dürfen. Vielleicht sollte man auch mal als Fan die rosarote Brille absetzen?


  7. Phil quakte:

    Mal eine Übersicht zur Entwicklung des Urheberrechts von Hauke Möller:

    http://idril.de/art14.html

    Und hier die Begründung des Gesetzgebers zum Urheberrecht:

    „Gegenüber einer solchen Abgrenzung des Urheberrechts ist insbesondere
    aus Kreisen der Urheber eingewandt worden, das Urheberrecht müsse als
    sogenanntes geistiges Eigentum dem Sacheigentum gleichgestellt werden
    und dem Urheber eine unbeschränkte Herrschaft über sein Werk gewähren.
    Hierbei wird jedoch verkannt, daß zwischen dem Sacheigentum und dem
    Urheberrecht grundsätzliche Unterschiede bestehen. Sinn des
    Sacheigentums ist es, dem Eigentümer die alleinige Herrschaft über die
    ihm gehörende Sache zu geben, damit er andere von der Benutzung
    ausschließen kann. Urhebergut ist dagegen seinem Wesen nach
    Mitteilungsgut. Ein Geisteswerk soll gerade – jedenfalls von dem
    Augenblick an, in dem der Urheber es veröffentlicht hat – in seinem
    Gedanken- oder Gefühlsinhalt möglichst vielen anderen Menschen
    zugänglich gemacht werden. Im Gegensatz zum Sacheigentum ist das
    Urheberrecht also letztlich nicht dazu bestimmt, andere von der
    Benutzung des Werkes auszuschließen. Es soll vielmehr in erster Linie
    dem Urheber die rechtliche Grundlage dafür geben, Art und Umfang der
    Benutzung seines Werkes zu überwachen und aus dessen Verwertung
    Einnahmen zu erzielen. Die Folgerung, die aus der Gleichstellung des
    „geistigen Eigentums“ mit dem Sacheigentum gezogen wird, daß nämlich
    jede sachliche Beschränkung des Urheberrechts – auch im Interesse der
    Allgemeinheit – mit der Rechtsnatur des Urheberrechts nicht vereinbar
    sei, ist hiernach nicht berechtigt. Diese Folgerung ist darüber hinaus
    auch deswegen unrichtig, weil schon das Sacheigentum dem Eigentümer
    keine uneingeschränkte Herrschaft über die Sache gibt, sondern sein
    Inhalt und seine Schranken nach Artikel 14 des Grundgesetzes durch das
    Gesetz festgelegt werden.“

    http://www.urheberrecht.org/law/normen/urhg/1965-09-09/materialien/ds_IV_270_B_01_06.php3


  8. ralf b. quakte:

    also ich möchte zu diesem thema nur eines sagen :

    lasst doch ALLE die jule neigel in ruhe !!!!!
    ich denke wir können ALLE froh und stolz sein eine so tolle musikerin
    in deutschland zu haben !!!!!!!!!!!!
    zumal sie auch für andere grosse stars wie peter maffay texte geschrieben
    hat !!!

    DANKE JULE .


  9. Eddi quakte:

    Werter ralf b., über Geschmack lässt sich streiten, und das möchte ich nicht, da es nichts zur Sache tut. Wer für wen Texte geschrieben hat, tut hier ebenfalls nichts zur Sache. Was allerdings etwas zur Sache tut, sind derartige Ausfälle, wie sie hier zur Debatte stehen. Wer sich so weit aus dem Fenster lehnt, muss eben damit rechnen, dass seine Aussagen kritisch diskutiert werden.


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