Prioritäten
5. Dezember 2012 um 23:48 Uhr von Atari-Frosch
Leser Severin wundert sich darüber,
wie jemand soviel Energie in ein privates publizistisches Angebot stecken kann und gleichzeitig schreibt, er/sie besitze nicht die Kraft, sich einen Job zu suchen. Ihr politisches Engagement kommt noch dazu. Ich verstehe es nicht. Ich bin Ihnen wahrscheinlich eh zu konservativ und rein intellektuell gar nicht in der Lage, es zu verstehen. In meinen Augen muss ich doch erst mein eigenes Leben auf die Reihe bekommen – das heißt, selbst für meinen Lebensunterhalt aufkommen, ehe ich anderen politische Tipps gebe, wie dies gesamtgesellschaftlich möglich ist.
Ich mußte das im Laufe meines Lebens erst verstehen lernen, daß meine Art der Prioritäten nicht dem allgemeinen Menschenverständnis entspricht. Umgekehrt verstehe ich nämlich die übliche Denke auch nicht so wirklich. Ich weiß noch nicht, ob das (m)ein individuelles Problem oder vielleicht ein typisch autistisches ist, oder vielleicht einfach eine Frage des Menschenbildes, das jemand hat. Vielleicht kann mir das ja noch jemand erklären.
Seit ich 2004 monatelang suizidal war, ist mir klar geworden, daß ich als Grundlage dafür, sogenannte existentielle Probleme zu lösen, erstmal wissen muß, wofür. Um das mal genauer zu spezifizieren: Wieso soll ich meine Existenz sichern, wenn ich im Leben nichts mehr zu erwarten habe außer Zwangsverarmung, Demütigung und Krankheit? Die Psychiater im sogenannten „Krankenhaus“ in Düsseldorf-Grafenberg bewiesen an dieser Frage gleich von Anfang an ihre völlige Inkompetenz, indem sie sie nicht einmal verstanden. Eine Antwort ist schwer genug, wenn jemand schwer depressiv ist, aber ich stieß auf völliges Unverständnis. Auch die „Experten“ (wobei ich Psychiater überwiegend sowieso als arrogant und inkompetent kennengelernt habe) waren auf diese Fragen offenbar überhaupt nicht vorbereitet; sie paßte nicht in ihr Weltbild.
Die Frage nach dem Grund, wenn ich etwas tun sollte, begleitet mich schon von klein auf. In der Schule wollte ich wissen, warum ich bestimmte Themen erarbeiten sollte, obwohl sie mich weder interessieren noch für mich zu erkennen war, welche Vorteile ich daraus ziehen könnte. Wenn es keine sinnvolle Antwort von den Erwachsenen gab – und die gab es üblicherweise nicht –, dann war ich unfähig, mich mit dem Thema ausseinanderzusetzen. Blockade im Kopf, komplett zu, nichts geht. Das ist bis heute geblieben.
Es ist für mich immer einfacher gewesen, etwas für andere zu tun als für mich selbst. Eine Zeitlang lief das hier so, daß mein eigener PC nur noch quasi mit halber Kraft funktionierte, während ich gleichzeitig die Rechner von drei anderen Leuten in Schuß hielt; wobei diese „Kunden“ immer wußten, daß ich jederzeit aus gesundheitlichen Gründen sagen kann „heute nicht“. Wenn die Depressionen zu heftig sind, fasse ich keine fremden Rechner an. Da geht dann mangels Konzentration zu leicht was kaputt.
Aber nicht nur meine ständig wackelnde Leistungsfähigkeit ist ein Grund dafür, daß es schwer ist, einen Job zu bekommen. Genauso schwer wiegt, daß ich unfähig bin, mich zu präsentieren. Damit meine ich nicht, daß ich einfach mal ein Bewerbertraining besuchen oder mich „coachen“ lassen könnte, und dann läuft das, nein, so einfach ist das nicht. Ich kann es nicht. Deswegen waren mir Bewerbungen und insbesondere Vorstellungsgespräche schon immer zuwider. Und ich sage mir: Wer will, daß ich für ihn arbeite, sollte mich einfach dafür einstellen, aber nicht erwarten, daß ich mich auch noch „präsentiere“. Ich bin Netzwerkerin, kein Marketing-Fuzzi.
Ach übrigens, das Blog betrachte ich nicht primär als publizistisches Angebot an andere, obwohl es mich natürlich freut, daß ich in einem gewissen Rahmen wahrgenommen und gelesen werde. Ich habe angefangen zu bloggen, weil ich das Bedürfnis habe, das, was mich beschäftigt, niederzuschreiben (ich bin kein so guter Redner) und mit anderen zu teilen, und die Themen, die mich beschäftigen, für meine statische Website, die eine feste Navigationsstruktur hat, zu weitläufig sind. Trotzdem finde ich es immer wieder schade, daß ich nicht die Zeit und Ruhe finde, mehr zu bloggen, denn mich beschäftigt noch einiges mehr als das, was ich schaffe, niederzuschreiben.
Aus dem gleichen Grund werbe ich auf Twitter und G+ nicht um Follower; ich bin eher erstaunt darüber, daß mir da tatsächlich so viele Accounts nachlaufen. Das sagt mir, daß ich nicht immer nur dumme Dinge absondere. 😉 Selbst wenn man mit einrechnet, daß vielleicht 10 - 15 % der Accounts, die mir folgen, nicht mehr aktiv sind, ist das für mich immer noch eine beeindruckende Zahl. Damit hätte ich nie gerechnet. (Das war jetzt ein verstecktes Danke an meine Follower :-))
Der zweite Teil der Ausführungen von Severin geht für mich in die Richtung, die ich immer wieder zu hören bekommen habe und steht für ein Menschenbild, das ich ganz klar ablehne – aber vielleicht interpretiere ich das ja auch falsch? Da klingt für mich heraus, daß, wer sein Leben nicht im Griff hat, sich doch politisch bitteschön zurückhalten und am besten keine Meinung äußern sollte (wenn er sich schon erdreistet, überhaupt eine zu haben). Zu oft habe ich den Spruch gehört: „Geh Du erstmal arbeiten, bevor Du das Maul aufreißt!“ Ich werde allerdings nie verstehen, was die Ausführung von befohlener und (vielleicht) bezahlter Arbeit mit Meinungsfreiheit zu tun haben soll.
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Gerade weil sich die Politik insbesondere der letzten zehn Jahre erlaubt hat, das Grundgesetz für Millionen von Menschen de facto außer Kraft zu setzen, wird es höchste Zeit, daß sich diejenigen, die damit zu „Gesellschafts-Abfall“ erklärt werden, auf die Hinterfüße stellen und den arroganten, asozialen wahren Sozialschmarotzern auf die Zehen steigen. Oder, wie es Marina Weisband gestern auf Twitter schrieb:
@Afelia
Wenn du dich nicht um Politik kümmerst, 'kümmert' sich die Politik irgendwann um dich.
Und weil wir damit quasi bei der Piratenpartei gelandet sind – dazu schrieb Severin außerdem noch (für mich etwas abseits vom Zusammenhang):
Ps. Keine andere Partei duldet Antisemitismus in derart urtoleranter Form, wie es die Piraten tun. Auch das enttäuscht mich menschlich ungemein.
Wie jede andere Partei macht auch die Piratenpartei keine Gesinnungskontrolle, wenn jemand einen Aufnahmeantrag schickt. Es wäre mir jedenfalls neu, wenn das so wäre. Im Gegensatz zu den Mitgliedern anderer Parteien hält aber in der Piratenpartei die Basis nicht die Klappe und läßt „die da oben“ mal machen. Allerdings ist es in anderen Parteien offenbar mehr oder weniger unüblich, daß sich Basismitglieder einfach so öffentlich unter Nennung ihrer Parteizugehörigkeit zu Wort melden – und dies dann auch noch, weil es im Internet stattfindet und sich schneller und weiter verbreitet als zum Beispiel durch einen Leserbrief an eine gedruckte Zeitung, gelegentlich in den Medien landet.
Oder kennt jemand einen Fall, in dem sich Medien auf einzelne Parteimitglieder in den anderen Parteien stürzen, weil sie was in der Richtung abgelassen haben? Im Gegenteil, Hetzer wie Thilo Sarrazin (SPD!) werden in den Medien auch noch beklatscht und in alle möglichen Talkshows eingeladen, sobald sie mal wieder den verlogenen Mund aufgemacht haben. Zweierlei Maß und so, wissenschon.
Ich gehe einfach mal davon aus, daß Rassismus und Antisemitismus bei den Mitgliedern und Sympathisanten von CDU/CSU und mittlerweile auch SPD deutlich stärker verbreitet sind als bei denen der Piratenpartei. Denn unser Parteiprogramm sagt ganz klar, daß solche Haltungen mit unseren Grundwerten nicht vereinbar sind.
Daß im Umgang mit solchen Mitgliedern in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, heißt nicht, daß wir Antisemiten und Rassisten mit offenen Armen begrüßen. Sondern es heißt das, was es ist: Anfängerfehler einer jungen Partei, die sich außerdem (zum Glück!) so anders entwickelt hat als die bisherigen Parteien, daß sie sich dort nicht viel abgucken kann. Diese Fehler nehme ich aber lieber in Kauf als eine asoziale Bundesregierung, die immer wieder beweist, daß sie lieber die Reichen noch reicher macht, statt sich mal um die zu kümmern, die mit dem Rücken an der Wand stehen. Was die Piraten wirklich ausmacht, steht im Parteiprogramm und den Wahlprogrammen. (Wir nennen das übrigens „Themen statt Köpfe“.)
6. Dezember 2012 at 2:32
„…, aber ich stieß auf völliges Unverständnis.“
Was äußerten die Psychiater denn so, was von der Unfähigkeit deine Welt nachzuempfinfden zeugte?
Und zur Priatenpartei: außer in Sachen Netzpolitik und Urheberrecht haben die doch kaum was auf der Pfanne. Da sollte eine Partei schon mehr zu bieten haben – man hat nur eine Stimme. Und die Zerstrittenheit der Basis mit dem Parteivorstand riecht auch nicht nach Handlungsfähigkeit. So Dinge wie dass dem Ponader verboten wird in irgendwelche Shows zu gehen wirkt doch echt nach Kindergarten. Sowas in dem Ausmaß hat’s nichtmal bei den Grünen gegeben.
6. Dezember 2012 at 12:35
Sorry, Fozzie,
aber die Piraten wissen wenigstens, dass gute Dinge Zeit brauchen. Und auch gute Positionen.
Dagegen stellen die Altparteien jederzeit irgendeine Nase vor die Kamera, die mehr oder weniger sinnlosen bis inkompetenten Blödsinn in reichlich Worthülsen verpackt absondert. Das ist dann normal, ja?
Gute Arbeit braucht Zeit.
6. Dezember 2012 at 13:16
Hei,
o.k. dass du nicht ganz gesund bist ist o.k. nur bitte hack nicht immer auf Leuten rum, die sehr viel Zeit und Arbeit in ihre Ausbildung gesteckt haben. Du meckerst immer über Ärzte oder andere Arbeitende, bitte lass das doch.
Wieso redest du dir ein, dass du Dinge besser weißt als ein Arzt oder Verwaltungsangestellter?
Deine Probleme will/kann ich nicht bewerten, da musst du selber mit klar kommen, aber bitte hör auf auf anderen mit erhobenem Finger zu zeigen. Es ist ein sehr niedriges Niveau über andere zu meckern nur weil man mit seinen eigenen Problemen nicht klar kommt.
Mark
6. Dezember 2012 at 14:07
@Fozzie:
Das ist recht einfach. Wenn ich sage, ich brauch erstmal einen Grund, dann bringe ich damit doch zum Ausdruck, daß ich für Hilfe gerade überhaupt nicht offen bin, weil ich nicht weiß, warum ich mich nochmal hochkämpfen soll. Statt dessen wurden immer wieder (wie sich hinterher herausstellte, völlig sinnlose) Hilfsmaßnahmen angeboten, ohne die Frage überhaupt nur erkennbar zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn, darauf einzugehen. Hilfsmaßnahmen welcher Art auch immer bedingen aber, daß ich da Energie reinhänge. Wie ich aber geschildert habe, kann ich das gar nicht, wenn ich dafür überhaupt keine Motivation habe. Meine wiederholte Frage nach dem Warum wurde mit einem dummen Gesicht bedacht und schließlich einfach ignoriert.
@Mark:
Mark, wenn mir ein sogenannter Experte erklärt, daß ich erstmal alle meine Erfahrungen vergessen soll, weil er das alles besser weiß, und wenn ich dann die gleichen schlechten Erfahrungen mit seinen Ratschlägen wiederholen muß und mir dann sagen lassen muß, daß ich an den schlechten Erfahrungen selbst schuld bin, dann darf ich das Expertentum doch wohl in Frage stellen, oder? Und die genervten Reaktionen, wenn ich Fragen gestellt habe, weil ich mir halt doch vorher schonmal Informationen über ein Medikament eingeholt hatte, weil ich (bei stationärem Aufenthalt) einen Beipackzettel zu dem Zeug sehen wollte, das man mir ver- und vorschrieb, oder weil ich wissen wollte, wie mir eine bestimmte Therapie helfen sollte, sagten auch alles. Man wollte diese Fragen nicht hören. Ich hatte die Herren und Damen Psychiater gefälligst nicht in Frage zu stellen, denn für ihr göttliches Wissen war ich dumme Patientin wohl einfach zu doof.
Hat nur einen kleinen Haken: Ich bin antiautoritär. Sowas funktioniert bei mir einfach mal gar nicht. Schlimm genug, daß so viele andere solchen Ratschlägen blind folgen und sich dann wundern, warum es ihnen weiterhin oder immer wieder schlecht damit geht.
Daß diese Psychiater allesamt, etwa ein Dutzend von ihnen, klinisch-stationäre, klinisch-ambulante und niedergelassene, nicht erkannt haben, daß ich außerdem autistisch bin, und ich das selbst rausfinden mußte, sagt mir zusätzlich noch einiges mehr. Stattdessen beschwerten sie sich fast alle über die Eigenschaften, die damit verbunden sind, ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, warum das so sein könnte.
Meine Probleme basieren im Übrigen teilweise auf der Unfähigkeit dieser Ärzte. Ohne diese Unfähigkeit hätten sie mir vielleicht wirklich helfen können. Das Interesse schien aber nicht sonderlich groß zu sein; gehorchen und Klappe halten war viel wichtiger. Oh, und natürlich, daß das Geld von der Krankenkasse zuverlässig reinkam.
Die „anderen Angestellten” sind dann wohl die der Repressionsämter? Nun, sie haben allesamt einen Eid auf das Grundgesetz abgelegt (was ich schon allein deshalb weiß, weil ich selbst in früheren Jahren im öffentlichen Dienst gearbeitet habe), und sie geben sich alle Mühe, genau dieses Grundgesetz mit Füßen zu treten. Das werde ich dann wohl kritisieren dürfen, bittedanke. Sie stellen denn auch den größeren Teil der Verursacher meiner „persönlichen” Probleme dar, von der Verursachung der Depression über die Beinahe-Verursachung einer Obdachlosigkeit bis hin zu jahrelangen Lügen und Abwimmelaktionen. Wenn wir einen richtigen Sozialstaat hätten, wie er im Grundgesetz steht und gemeint ist, wäre das alles gar nicht passiert.
Und dann akzeptiere ich ein
nicht mehr. Nein, ich muß damit nicht alleine klar kommen, es haben mir gefälligst diejenigen zu helfen, die den ganzen Schlamassel verursacht haben. Sowas nennt man übrigens Verantwortung.
7. Dezember 2012 at 3:44
Hallo Frosch,
da gibt es auch noch den:
„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur wieder auf.“
Übrigens bist Du kein Einzelfall, dem das Leben übel mitspielt und die Gesellschaft und das Umfeld, dann auch noch darauf rumtrampelt.
Siehe:
http://bechti.de/blog
Diese Gesellschaft ist einfach krank. Eine Abweichung von der gesellschaftlichen Norm, definiert ja die Gesellschaft, in der wir gerade leben. Also die herrschende Klasse. Ein Beispiel ist ja die Abzocke bei Begräbnissen. Diese Gesellschaft hat nicht mal den Anstand, ihre Toten auf Kosten der Gesellschaft zu beerdigen. Da haben ja die Indianer, ihre Toten besser behandelt.
M.f.G. FRANK
7. Dezember 2012 at 4:07
Hallo Frosch,
ich hab da mal noch einen Nachtrag, zum vorherigen Kommentar. Wenn da so Leute so auf die Ärzte und sonstigen Alleswisser halten, sollte er mal den Artikel lesen, was ja wohl zeit, wie Krank das System ist. Ich will natürlich nicht sagen, das alle so sind, aber die Mehrheit auf jeden Fall. Das Netz ist voll davon, man muß nur aufmerksam sein.
Siehe:
http://www.ksta.de/koeln/anatomie-skandal-wusste-dekanat-vom-leichen-chaos-,15187530,20884450.html
http://www.freitag.de/autoren/gebe/schritte-zaehlen-fuer-das-jobcenter
M.f.G. FRANK
7. Dezember 2012 at 13:48
„…Ich kann es nicht. Deswegen waren mir Bewerbungen und insbesondere Vorstellungsgespräche schon immer zuwider. Und ich sage mir: Wer will, daß ich für ihn arbeite, sollte mich einfach dafür einstellen, aber nicht erwarten, daß ich mich auch noch „präsentiere”….“
Langsam wird es albern.
Glaubst Du denn, dass nun irgendjemand aus heiterem Himmel oder auch aus den tiefen der Hölle kommt und Dich einstellt? Als was denn? Als Betroffenheitsbeauftrage? Als „wenn ich gut drauf bin und die Sonne scheint Administratorin“ die bei Regen in der Ecke liegt?
Im Übrigen, kaum jemand präsentiert sich so exzessiv wie Du, die meisten Menschen kehren nicht ihr Inneres öffentlich nach außen, und pflegen einem so inflationären Gebrauch des Wortes „ich“.
Jeder ist mal mies drauf, hat keinen Bock, ist genervt, lässt man „Fünfe grade sein“, sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr….
Nur die wenigsten schreien es erstens laut raus oder machen zweitens ihren Lebensinhalt daraus.
JO
7. Dezember 2012 at 14:03
@Joachim: Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob ich im Blog ungezwungen einfach mal so was von mir erzähle oder in einer Bewerbung oder in einem Vorstellungsgespräch darstellen soll, was ich alles tolles kann. Das erstere ist — ja, eben einfach erzählen. Das zweite ist Präsentieren. Zudem ist das zweitere teilweise mit unverschämten Rückfragen verbunden, die ich im Blog einfach löschen könnte, aber im Vorstellungsgespräch irgendwie beantworten muß. OK, ich könnte da einfach rausgehen und die Tür zuknallen, aber so bekommt man halt auch keinen Job.
Übrigens, mir hat gerade jemand einen (Mini-)Job angeboten. Soviel dazu. 🙂
7. Dezember 2012 at 21:32
@Severin:
Also davon auszugehen, dass jemand belastbar genug für’s Arbeitsleben ist wenn man einen Blog aufsetzen und pflegen kann zeugt ja eher von schlichtem Verstand. Ich mein das Aufsetzen und die Beiträge hat Frosch sicher nicht in drei Tagen geschaffen so dass man, wenn man noch Froschs bisherige Aussagen zu ihrem Gesundheitszustand einbezieht, davon ausgehen kann, dass Frosch wohl derzeit nur punktuell was leisten kann. Das ist wirklich nicht selten, dass psychisch Kranke über überdurchschnittliche Befähigungen verfügen, aber nicht über die Fähigkeit einer Arbeit nachzugehen.
Und wirklich ärmlich ist es ja wohl jemanden das Recht auf eine Meinung abzusprechen weil er mit seiner Leistung nichts zum Allgemeinwohl beiträgt.
Aber dieser alte bayrische Name Severin riecht ja schon nach konservativem Geist …
7. Dezember 2012 at 23:40
„…..Zudem ist das zweitere (gemeint Vorstellungsgespräche) teilweise mit unverschämten Rückfragen verbunden, die ich im Blog einfach löschen könnte, aber im Vorstellungsgespräch irgendwie beantworten muß. OK, ich könnte da einfach rausgehen und die Tür zuknallen, aber so bekommt man halt auch keinen Job…..“
Da kannst Du ja froh sein, dass Millionen andere das ertragen haben, unverschämte Rückfragen einfach irgendwie beantwortet (z.B. einfach lügen) haben oder aber die Tür zugeknallt und es beim nächsten versucht haben statt darüber im Internet zu schmollen.
Sorry, aber so funktioniert die Welt nun mal nicht. Zwischen Arschkriecher und Revoluzzer, zwischen Anarchie und Sklaverei gibt es auch Zwischentöne.
Das man mal eine Krise hat und nix gebacken kriegt, geschenkt. Das hatte ich auch mal und hab nur rumgehangen wie Du. Was weiß ich, ob das Deprissionen oder sonst was war, mir egal.
Irgendwann muss man erkennen, das es so schlicht nicht geht und sich selber in den Allerwertesten treten. Das die Sozialtanten, Psychologen und diversen sog. professionellen Helfer eher hinderlich denn hilfreich sind, das sollte man spätestens nach den dritten Kontakt merken. Es sei denn, man spielt mit, quatscht deren Gebrabbel fleißig nach und ruht sich auf seinem Schicksal aus, das ist auch eine Option, die ich leider bei Jugendlichen in den letzten Jahren oft beobachtet habe.
Aus einer Krankheit, einem Schicksal oder einer Scheißsituation eine Lebensphilosophie zu gestalten, Gott und die Welt samt sämtlicher Behörden für das eigene Scheitern verantwortlich zu machen, das wird niemals gut gehen.
Dass das System der Sozialbehörden auf Repression ausgelegt ist, das ist sozusagen Geschäftsgrundlage wenn man den ersten Antrag stellt. Jeder Hartz4 Empfänger kennt das.
Das Leben ist kein Ponyhof und auch kein Blog den man jederzeit ändern oder löschen kann. Das kann man beklagen, ändern kann man es nicht. Und „frau“ auch nicht.
Doch wenn man schon ein Vorstellungsgespräch für unzumutbar hält und vom Rest der Gesellschaft Verständnis erwartet, das könnte derbe ins Auge gehen.
Dein Glück, dass die Sachbearbeiter in den Sozialämtern meist faul und dumm (bez. „wasserdichter“ juristischer Anwendungen) sind, sonst würden und könnten sie mit dir Schlitten fahren, wie Du es Dir nicht einmal vorstellen kannst.
JO
8. Dezember 2012 at 0:18
JoahhimA, Du verstehst einfach nicht wie das mit so einer Krankheit ist. Für dich sind psychische Krankheiten wohl nur Lebenseinstellungen die man sich einfach so ausgesucht hat weil das Leben damit einfach ist. Das ist nicht eben mal eine Krise über die man hinwegkommt, das sind dauernde Krisen von einer Intensität die über das was der Gesdunde kennt hinausgeht und sowas nimmt einem zum großen Teil die Fähigkeit das Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten.
Die Kritik von Frosch an der ARGE finde ich oft auch überzogen und verzerrt, aber die Fälle wo die ARGE mit ihren Maßgaben und Sanktionen nicht Maß halten kann sind wirklich nicht selten.
8. Dezember 2012 at 19:49
@Joachim: Natürlich, ich hab mir zehn Jahre Depressionen selbst so rausgesucht und find das toll. Is‘ klar.
So einen Vogel gab’s hier schonmal. Der erklärte kackfrech, er erkenne nichts als Krankheit an, was man nicht sehen könne. Ich frage mich, wieviel Ignoranz man aufbringen muß, um so ein Menschenbild zu haben.
9. Dezember 2012 at 11:22
frosch quakte:
„…. Ich frage mich, wieviel Ignoranz man aufbringen muß, um so ein Menschenbild zu haben.“
In der Tat, das frage ich mich auch.
Man kann getrost davon ausgehen, dass ICH sehr wohl weiß, was Lebenskrisen sind. Ob man das nun Depressionen oder sonst wie nennt ist egal. Aber es ist nun mal was, was man versuchen muss zu überwinden. Dass dabei die sog. professionellen Hilfen die Krankheit bzw. den Zustand eher verfestigen liegt an der Art derselben. In der Psychokritik bin ich voll bei Dir. Vielleicht war/ist mein Glück ja, dass ich mich genau der verwehrt habe.
Mir Ignoranz zu unterstellen… geschenkt.
Fozzie quakte:
„…Die Kritik von Frosch an der ARGE finde ich oft auch überzogen und verzerrt,..“
Genau in diesem Punkt stimme ich ihr zu, was in den Argen/Sozialämtern/Jobcentern abgeht ist meist so hanebüchen, da kann man fast nix mehr an Kritik verzerren.
JO
Der Vogel fliegt nun besser davon…..
9. Dezember 2012 at 17:52
Also, ich würde Dir ja so ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ von Herzen gönnen, aber wenn ich folgendes erlebe, dann wird mir immer ganz schlecht:
Wir wollten eine Assistentin einstellen und hatten auch eine geeignete Mitarbeiterin gefunden. Die wollte aber keine Halb- sondern eine Ganztagsstelle und 1.700,– Euro Nettogehalt. Na gut, dachte ich, laß‘ das ‚mal von der Steuerberaterin ausrechnen, zu welcher Bruttobelastung das führt und schwupp, waren wir bei 3.500,–.
Dem Mädel allerdings bleiben von den 1.700,– nur 1.200,– (Mehrwertsteuer etc.). Zwei Drittel des eigentlichen Arbeitsentgelts gehen für den „Sozialstaat“ drauf.
Das kann nicht mehr in dieser Art weitergehen – und deswegen ist es sinnvoll, daß jeder nach Kräften mitarbeitet.
Guck‘ Dir ‚mal http://www.manomama.de an: 1a Alte, leicht abgedreht, bringt es aber genau auf den Punkt: „Teilnahme am gesellschaftlichen Leben funktioniert nur über Arbeit“. Und die macht, mit Menschen, die ähnliche Probleme haben wie Du, ökologisch und ökonomisch saubere Kleidung, ohne Polyester und ohne Kinderarbeit. Vor allem aber widerlegt sie Scheißwaterhaushookers, NeppKinsey und Konsorten, daß eine in der Bundesrepublik produzierte Jeanshose 800 Euro kosten müsse.
Da gibt es bestimmt noch andere Manomamas, bei denen Du dich engagieren könntest.
Und im übrigen: Man kann sich auch a bissi zusammenreißen. Hat Konni hier auch schon geschrieben, daß es ihn auch manchmal ankotzt, das 75. Schnitzel des Tages in die Pfanne zu kloppen – er tut es dann aber doch.
Den ganzen Tag schiebe ich schon eine Arbeit vor mir her, ist aber auch zu widerlich:
Minderwertiger „Server“ mit x86-Daddelprozessor, mit verheerender Umweltbilanz in China zusammengebaut, drittklassiges Betriebssystem (Linux) und kaputte Anwendungen. Macht nun wirklich keine Freude. Fallen mir spontan 24 Gründe ein, es nicht zu tun.
Auf der anderen Seite würde sich ein Geschäftspartner sehr freuen, wenn ich die Büchse morgen termingerecht fertighätte, weil er sie nämlich dringend braucht.
Und so werde ich mich, „Sansibar oder der letzte Grund“, gleich hinsetzen und meinen Job erledigen – scheiß‘ auf die 24 Ausreden. Und ja, ich beeinflusse mich damit selber.
Das kannst Du auch.
12. März 2013 at 13:11
Hallo Atari Frosch, also was ich gerade auch hier bewußt gemacht habe.
Autismus und Psyschiche Erkrankungen bezüglich unseres Erodierenden Sozial(Staats/System) ist ein sehr komplexes Ding. Daher habe ich es auch in meinen Blog verlinkt
http://my.opera.com/almistgenervt/blog/workless-blues-1
Jetzt mal nebenbei, allgemein gefragt, ist das daß was man Backtrack / Backlink setzen nennt? Habe es bisher noch nie bewußt gemacht. (weil mir die Definition nicht so ganz klar ist, sry, OT)
Solidarische Grüße, alm
12. März 2013 at 16:58
@Alwin: Trackbacks schickt das Blog, in dem der Link in einem Artikel (nicht: Kommentar) eingesetzt wird, von selbst. Das heißt, es klopft bei dem Ziel-Blog quasi an und sagt dem, „Hörma, ich hab hier ’nen Link auf Dich, pack dat mal in Deine Kommentare zu diesem Artikel da.” Und wenn beim Ziel-Blog und im Ziel-Artikel Trackbacks zugelassen sind, wird er entweder sofort veröffentlicht oder in die Moderations-Queue gestellt. Sind da keine zugelassen, dann passiert einfach gar nichts.
Ansonsten kann man in den meisten Blogsystemen auch händische Trackbacks setzen. In WordPress klappt man dazu im Editierfenster des Artikels unten den Bereich Trackbacks auf und trägt dort den URL des Ziel-Artikels ein. Bisher habe ich das nur einmal gebraucht, als für den Ziel-Artikel erst nachträglich Trackbacks freigegeben worden waren und mich der Blogbetreiber darüber informiert hatte.
Gruß, Frosch