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Der Debian-Upgrade-Fluch

31. Mai 2013 um 17:21 Uhr von Atari-Frosch

Irgendwie muß es sowas wohl geben. Seit dem Release von Debian Sarge als stable hatte ich kein Distributions-Upgrade mehr, das nicht irgendwie Probleme machte. Das fing an, als das Upgrade von Sarge auf Etch kam. Da funktionierte erstmal einiges nicht, was ich erst so nach und nach lösen konnte, und das nicht gerade mit userfreundlichen Methoden. Als dann Lenny herauskam, mußte ich auch erst in die Trickkiste greifen, bis alles wieder lief. Über das Upgrade zu Squeeze hatte ich nichts notiert, aber ich erinnere mich dunkel, daß ich mindestens das Problem hatte, unter X11 keine deutsche Tastatur gehabt zu haben, obwohl alles andere auf deutsch eingestellt war. Nunja.

Und jetzt kam Wheezy.

Am Dienstag Abend wollte ich „mal eben“ das Upgrade von Squeeze auf Wheezy auf meinem Hauptrechner laufen lassen. Das größere der beiden Notebooks, das R61, hatte es schon hinter sich und lief damit einwandfrei. Aber da habe ich ja auch nicht so viele Anwendungen drauf. Also änderte ich am „großen“ die Paketquellen und machte erstmal so eine Stunde lang Upgrade-Orgie. 😉

Und auf einmal war's vorbei. „No space left on device“, sagte er mir. Und hatte vollkommen recht: /usr war zu 100 % voll. 3,7 GB reichten auf einmal nicht mehr für die offenbar größer und mehr gewordenen Programme. — Ja, ich habe immer noch die Angewohnheit, Platten stark zu partitionieren.

Es blieb mir also nur, mit dem noch laufenden System eine Installations-CD für Debian Wheezy zu brennen und alle aktuellen Daten auf die Datenplatte zu kopieren, die zum Glück genügend Platz bot (wenn das /home 28 GB groß ist, obwohl da nur sehr wenig an Musik, Videos oder ISOs rumliegt, sollte man wirklich mal aufräumen …). In meinem Hardware-Lager fand ich eine IDE-Festplatte mit 120 GB Kapazität, die sollte erstmal reichen. Zwar wollte ich das System auf Dauer auf die 250-GB-SATA-Platte bringen, aber das ist derzeit noch genau die Datenplatte, auf die ich gerade das Backup gemacht hatte.

Am Mittwoch tauschte ich also die vorhandene 40-GB-HDD gegen die „neue“ 120-GB-HDD, und weil ich grade am Schrauben war, tauschte ich auch gleich noch das DVD-Rom-Laufwerk aus. Das will nämlich nur noch DVDs und keine CDs mehr abspielen, was ich etwas unpraktisch finde. Als Ersatz fand sich ein CD-RW/DVD-Rom, das dann sogar auch eine schwarze Blende hatte, im Gegensatz zu dem Laufwerk, das es ersetzen sollte. Außerdem schloß ich, weil sie sowieso schon reingeschraubt war, auch gleich die gesponsorte 2-TB-HDD mit an, damit die langsam auch mal was zu tun bekommt.

Allerdings weigerte sich der Rechner, von diesem DVD-Laufwerk zu booten. Es ruckelte ewig lang mit der CD herum, aber sie lief hörbar nicht richtig an. Also tauschte ich das optische Laufwerk nochmal: Ich hatte noch ein zweites von derselben Sorte da. Damit konnte die Installations-CD dann booten. Ich wählte wie gewohnt den Expert-Mode, teilte die IDE-Platte in eine Bootpartition und ein LVM auf und hätte dann gern das LVM partitioniert; aber das ließ er mich nicht. Ich dachte erst, das sei rausgenommen worden, und ließ ihn machen – mit dem Ergebnis, daß ich keine Swap-Partition im System hatte. Aber gut, dachte ich, das ist eh erstmal eine vorübergehende Installation, die geht auch mal ohne.

Weil ich die Platte vor einiger Zeit mit badblocks -w geprüft hatte, ließ ich den Installer für die Verschlüsselung Zufallsdaten draufschreiben. Denn sonst sehen die Sektoren alle gleich aus, und man kann trotz der Verschlüsselung erkennen, wo Daten stehen; das macht es einfacher, wenn man unberechtigterweise an die Daten herankommen will (auch wenn Luks/LVM mit aes256 derzeit noch als unknackbar gilt). Das dauerte dann fünf Stunden für angezeigte 122 GB auf einer ATA-133-Platte. Danach zog ich endlich die Grundinstallation durch und rebootete. Oder besser, ich wollte. Der Bildschirm blieb bis auf einen oben links blinkenden Cursor leer.

Ich bootete nochmal mit der Installations-CD und ging in den Rescue-Modus. Damit wiederholte ich einen Teil der Installation, aktivierte die Plattenpartitionen wieder und schrieb grub nochmals in den MBR. Das Ergebnis blieb dasselbe: Ein leerer Bildschirm. Ich gab erstmal auf und ging schlafen.

Gestern, also Donnerstag, installierte ich nochmal von vorn, nachdem ich das CD-RW/DVD-Rom gegen ein reines CD-Rom-Laufwerk (52fach) getauscht hatte, denn auch dieses DVD-Rom wollte auf einmal nicht mehr mitarbeiten. Bei diesem Durchgang bekam ich dann das zu sehen, was ich am Vortag vermißt hatte: Diesmal konnte ich das LVM in Partitionen aufteilen, was ich dann auch tat. Natürlich mit Swap. Da ich diesmal nicht nochmal die fünf Stunden auf die Zufallsbeschreibung wartete, ging die Neuinstallation relativ schnell. Was nicht ging, war booten: Ich bekam wieder den leeren Bildschirm mit dem blinkenden Cursor links oben.

Des Rätsels Lösung fand sich schließlich im BIOS. Nach dem Umstecken der Platten hatte sich dort deren Reihenfolge geändert: Zuerst stand da die Excelstor mit 250 GB an SATA4, dann die Maxtor 120 GB an IDE Primary Master, und schließlich an SATA1 die WDC mit 2 TB. Nachdem ich die IDE-Platte nach oben geschoben hatte, bootete das Linux unschuldig von der Platte, als wäre nichts gewesen. Darauf muß man auch erstmal kommen.

Aber es wäre zu einfach gewesen, wenn jetzt alles funktioniert hätte. Ich installierte erstmal alles an Anwendungen, was ich so brauche. Dann startete ich mal testweise X, um zu sehen, ob das mit der Grafikkarte wieder klappt. X kam hoch, aber als ich ein xterm öffnete und ein paar Tasten drückte, merkte ich schnell, daß ich da jetzt wieder eine amerikanische Tastaturbelegung hatte. Ich verglich die Einstellungen in allen möglichen Verzeichnissen sowohl mit dem Backup als auch mit den Einstellungen auf dem R61, fand aber keinen Unterschied. Google konnte mir nicht wirklich weiterhelfen bzw. zeigte mir nur Lösungen, die entweder zu alt waren oder bei mir nicht funktionierten.

Schließlich fragte ich auf Twitter und Identi.ca herum und bekam die Lösung: setxkbmap de. Zunächst gab ich es im XTerm ein, aber das ist natürlich wenig sinnvoll, wenn ich das jedesmal machen muß, dann erfuhr ich, daß ich es auch in eine .xinitrc in meinem Homeverzeichnis schreiben kann. Beim nächsten Neustart wollte X allerdings damit nicht starten, und so löschte ich diese .xinitrc wieder und schrieb ihren Inhalt stattdessen nach /etc/X11/xinit/xinitrc. Damit ist das Tastaturlayout-Problem endlich gelöst.

Für Chromium hatte ich mir offenbar nicht die Bookmarks gesichert, zumindest habe ich sie nicht wiedergefunden. Die muß ich mir wohl neu zusammensuchen. Ärgerlich, aber wohl mein Fehler. Für die anderen Browser, Iceweasel (Firefox) und Opera, hatte ich keine Bookmark-Listen angelegt, denn die beiden benutze ich nur gelegentlich. Allerdings hatte ich mir erst kürzlich eine lokale Startseite gebaut, in der die wichtigsten Seiten verlinkt sind.

Icedove (Thunderbird) fand seine Daten dagegen sofort, und auch enigmail machte keine Schwierigkeiten. Zumindest hier kann ich sofort weiterarbeiten. Das einzige, was hier auffällt, ist, daß die Fileselector-Box sich nicht merkt, daß ich die Dateien in umgekehrter Reihenfolge angezeigt haben möchte. Da hat sich wohl ein Bug eingeschlichen.

Ich hatte immer noch nicht alles installiert, insbesondere fehlte noch der große Brocken OpenOffice.org. Nur: Auf meinen Befehl apt-get install openoffice.org bekam ich kackfrech die Antwort, er werde jetzt LibreOffice installieren. Ähm, wie bitte? OK, ich verstehe, OpenOffice.org wurde offenbar aus Debian entfernt, warum auch immer. Aber wieso sagt mir der Paketmanager dann nicht, daß es OpenOffice.org nicht mehr gibt, sondern setzt mir einfach was anderes vor? Das macht er doch bei anderen Programmen auch nicht, selbst wenn es sich um einen sehr ähnlichen Fork handelt. Er kann mir vorschlagen, das andere Paket zu nehmen, aber doch bitte nicht einfach machen!? – Ergebnis war, ich habe LibreOffice installieren lassen und schaue mal, ob es alles macht, was ich brauche, und wenn nicht, fliegt es halt wieder runter und ich hole mir OpenOffice.org von der Website. Generell bin ich aber kein Freund davon, mir Software von X verschiedenen Websites zusammensuchen zu müssen, wenn ich doch eigentlich ein gut gefülltes Repository zur Verfügung habe.

Man mag von Skype halten, was man will; für einige wenige Leute habe ich es bislang noch benutzt. Dabei hatte ich unter Lenny und Squeeze eine 2er-Version laufen gehabt, die rein 32bittig ist, für die ich also ein paar 32bit-Libs als Workaround installieren mußte. Diese alte Version kennt dafür aber noch die manchmal ganz lustige Funktion „Skype Me!“, die in neueren Versionen abgeschafft worden war. Ich hatte das .deb-Paket für die 2er-Version noch im Backup und versuchte erst einmal, diese zu installieren. Das Ergebnis:

root@seerose:~# dpkg -i skype-debian_2.2.0.35-1_amd64.deb

Selecting previously unselected package skype.

(Reading database ... 86037 files and directories currently installed.)

Unpacking skype (from skype-debian_2.2.0.35-1_amd64.deb) ...

dpkg: dependency problems prevent configuration of skype:

 skype depends on lib32stdc++6 (>= 4.1.1-21); however:

  Package lib32stdc++6 is not installed.

 skype depends on lib32asound2 (>> 1.0.14); however:

  Package lib32asound2 is not installed.

 skype depends on ia32-libs; however:

  Package ia32-libs is not installed.

 skype depends on libc6-i386 (>= 2.7-1); however:

  Package libc6-i386 is not installed.

 skype depends on lib32gcc1 (>= 1:4.1.1-21+ia32.libs.1.19); however:

  Package lib32gcc1 is not installed.

 skype depends on ia32-libs-gtk; however:

  Package ia32-libs-gtk is not installed.

 

dpkg: error processing skype (--install):

 dependency problems - leaving unconfigured

Processing triggers for desktop-file-utils ...

Errors were encountered while processing:

 skype

Hm, ja. Es suchte also wieder nach den 32bit-Libs, die ich vorher schon benötigt hatte. Die hätte ich vielleicht sogar nochmal installieren können, aber: Ich hatte beim Upgrade auf dem R61 schon gesehen, daß dieses ia32-Gedöns rausgeworfen worden war. Das ist also nun nicht mehr vorhanden. Dann wollte ich es doch mal mit der neuen Version versuchen. Ich ging also auf die Skype-Website, wo mir im Download-Bereich tatsächlich ein Paket für Debian 7.0 (multiarch) angeboten wurde. Dessen Installation scheiterte allerdings auch:

root@seerose:~# dpkg -i skype-debian_4.2.0.11-1_i386.deb

dpkg: error processing skype-debian_4.2.0.11-1_i386.deb (--install):

 package architecture (i386) does not match system (amd64)

Errors were encountered while processing:

 skype-debian_4.2.0.11-1_i386.deb

Die Lösung bekam ich dann spät abends auf Google+: Skype lügt, hatte ich geschrieben, und gleich der zweite Kommentar brachte mich auf wiki.debian.org/skype. Wie ich vermutet hatte, kam eine dreistellige Anzahl Megabytes an zusätzlichen Dateien herein (101 MB), bevor Skype 4 installiert werden konnte.

Die Kamera wird allerdings erstmal noch aus bleiben. Das Kernel-Modul gspca, mit dem ich sie bislang angesteuert habe, gibt es nicht mehr. Da muß ich nochmal suchen.

Das, was bei früheren Installationen und Upgrades eines meiner größten Sorgenkinder war, ist mittlerweile ein Kinderspiel geworden: Drucken mit CUPS auf den HP-LJ 4L tat sofort.

Angenehm ist, daß der in Wheezy aktuelle Chromium jetzt endlich wieder ohne Spackereien Youtube-Videos abspielt. Das war unter Squeeze mit Chromium 6 jedesmal ein Theater; meistens stürzte der Tab mit dem Video ab. Anfangs ließ sich das noch durch die Teilnahme am sogenannten HTML5-Test bei Youtube beheben, aber das funktionierte auch nur eine Zeitlang, dann nützte das auch nichts mehr. Wollte ich ein Video unbedingt sehen, mußte ich also jedesmal Iceweasel öffnen. Interessant ist, daß das wirklich nur bei Videos direkt bei Youtube passierte. War das Youtube-Video irgendwo eingebunden, zum Beispiel bei Twitter oder Google+, wurde es anstandslos abgespielt. Auch Videos auf anderen Websites waren kein Problem gewesen.

Bei der Gelegenheit prüfte ich auch gleich, ob die Soundausgabe funktioniert. Tat sie, allerdings zeigte mir der alsamixer nur einen einzigen Schieberegler, und als Soundkarte benannte er pulseaudio. Ich erinnerte mich: Da war schonmal was mit pulseaudio gewesen. Also pulseaudio einfach deinstalliert, und ich kann wieder direkt auf die Soundkarte zugreifen. Andere Programme fühlten sich durch die Deinstallation offenbar nicht beeinträchtigt, zumindest bekam ich keine Abhängigkeiten angezeigt. Warum pulseaudio installiert wird, obwohl es offenbar keiner braucht, muß ich wohl nicht wissen.

Tja, dann wollte ich noch ein wenig Musik zur Entspannung hören. Aber Audacious hatte da auch noch eine Überraschung parat: Es kennt offenbar nicht mehr die Möglichkeit, Verzeichnisse rekursiv einzulesen, oder die Funktion ist kaputt. Ich war zwar der Meinung, die letzte Playlist gesichert zu haben, fand sie aber nicht mehr. – Und daß man die Spaltenbreiten in der GTK-Anzeige nicht anpassen kann, sondern alle gleich breit sind, finde ich auch nicht so hilfreich, obwohl ich die GTK-Anzeige als solche angenehmer finde als das alte Layout.

So. Noch nicht getestet habe ich Mumble, totem und LibreOffice. Das kommt aber auch noch. Und dann überlege ich mir noch, ob ich das immerhin ziemlich schnelle CD-Rom drinlassen und DVDs dann über das DVD-RW am SATA-Controller abspielen will oder ob ich doch nochmal ein IDE-DVD-Rom einbaue. Aber eins nach dem anderen. Erst muß ich mich mal an die vielen kleinen und großen Veränderungen gewöhnen.


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3 Kommentare zu “Der Debian-Upgrade-Fluch”

  1. Konni Scheller quakte:

    Irgendwie ist das nicht gerade eine Werbung für Linux…


  2. Hans Bonfigt quakte:

    Gut bemerkt.

    Was lernen wir daraus ? Ein Serverbetriebssystem aus den späten 70ern taugt nichts als Desktop für Multimediaanwendungen. Eigentlich logisch, oder ?


  3. ViNic quakte:

    Linux ist jünger. Nur ist der Desktop nicht unbedingt das primäre Ziel, obwohl Linux anfänglich für den PC-Einsatz gedacht war. So kann es gehen.


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