Fotografierte Post
6. Juli 2013 um 21:35 Uhr von Atari-Frosch
Erstaunlich, daß Berufsgeheimnisträger noch nicht aufgeschrien haben. OK, es ist Wochenende, und nicht jeder liest oder hört zeitnah die Nachrichten. Aber ich habe derweil schonmal einen Brief geschrieben, und zwar an die Deutsche Post. Vielleicht wollt Ihr der Deutschen Post ja auch mal so einen Brief schreiben?
Sehr geehrte Damen und Herren,
Zudem fotografiert auch die Deutsche Post jede Briefadresse. Dies diene aber nur internen Zwecken wie dem korrekten Briefversand, erklärte der Konzern. Sortiert würden jeden Tag mehr als 60 Millionen Briefe.
In diesem Zusammenhang möchte ich gern wissen:
- Wozu benötigt die Deutsche Post für „korrekten Briefversand“ ein Foto jeder Sendung?
- In welcher Auflösung werden diese Fotos aufgenommen?
- Wo werden diese Fotos gespeichert?
- Wie werden diese Fotos gespeichert? Wird eine Verschlüsselungstechnik eingesetzt, wenn ja, welche?
- Wie lange werden diese Fotos gespeichert?
- Wer hat unter welchen Umständen Zugriff auf diese gespeicherten Bilder? Werden die betroffenen Absender/Empfänger über solche Zugriffe informiert?
- Und wie vereinbaren Sie das mit dem Post- und Briefgeheimnis nicht nur, aber insbesondere für Abgeordnete, Rechtsanwälte, Ärzte, Psychologen, Geistliche etc. wie auch natürlich für alle anderen Bürger und Firmen, die über Sie ihre Post ausliefern lassen?
Ich kündige jetzt schon an, daß ich Ihre Antwort in meinem Blog publizieren werde. (Und „keine Antwort“ ist auch eine Antwort.)
Mit freundlichen Grüßen
7. Juli 2013 at 12:48
Dass die Sortierung der Post in den Verteilzentren nicht manuell, sondern automatisch erfolgt, ist kein Geheimnis. Um diese Automation durchzuführen, ist eine elektronische Erfassung der Zieladresse notwendig. Wo da jetzt wieder das Problem sein soll, verstehe ich nicht.
7. Juli 2013 at 19:40
Dann denk mal einen Schritt weiter: Wenn die Daten nicht nur kurzfristig zur Sortierung zwischengespeichert, sondern längerfristig abgelegt werden, hast Du eine wunderschöne Übersicht darüber, wer mit wem welche Art von Post austauscht. Ich glaube nicht, daß ein Brief- und/oder Paket-Transporteur in Deutschland das Recht dazu hätte, diese Daten zu speichern. Ich kann mir aber gut vorstellen, daß in- und ausländische Geheimdienste brennend daran interessiert wären, solche Daten zu haben. Bei den E-Mails wollen sie’s ja auch.
8. Juli 2013 at 18:40
Hallo Frosch,
zur Aufklärung kann ich gerne beitragen. In unseren Briefzentren wird keine „Fotografie“ einer Sendung erzeugt. Ausschließlich zu Zwecken der Qualitäts- und Entgeltsicherung werden lediglich das Image der Adresse, d.h. nicht die gesamte Oberfläche eines Briefes, sowie die Freimachung (sprich Briefmarke oder andere genutzte Frankierungen) einer Sendung erfasst. Dabei werden ausschließlich die Postleitzahl, der Ort, die Straße und die Hausnummer zu Sortierzwecken gelesen, um die Sendung entsprechend zu codieren. Der Name des Empfängers sowie sämtliche mögliche Absenderangaben als auch die Rückseite werden ebenfalls nicht erfasst. Die Daten werden übrigens nach 3 Tagen gelöscht.
Auf diese Informationen haben lediglich die mit dem Betrieb unserer Briefzentren betrauten Personen bei der Post Zugang zu solchen Informationen. Diese sind alle auf das Postgeheimnis verpflichtet. Hier handelt es sich auch um keine unrechtmäßigen „Zugriffe“, sondern dieses Vorgehen ist bei einer hochautomatisierten Bearbeitung von Briefen heutzutage schlicht notwendig. Eine solche Verarbeitung verstößt somit weder gegen das Postgeheimnis noch gegen Datenschutzbestimmungen, denn hier werden keine personenbezogenen Informationen an Externe weitergegeben. Insofern hat auch der Bundesdatenschutzbeauftragte diesem Verfahren zugestimmt.
Ich hoffe, das hilft zur Aufklärung!
Viele Grüsse,
Silje Skogstad (Leiterin Konzernpressestelle Deutsche Post DHL)