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Im Netz aufgefischt #178

7. September 2014 um 14:27 Uhr von Atari-Frosch

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17 Kommentare zu “Im Netz aufgefischt #178”

  1. Anonymous quakte:

    Polizei: Die gezückte Waffe soll Routine werden.

    Dann wirds aber auch Zeit, das Waffenrecht zu leberalisieren. Ganz wie in den Vereinigten Staaten^^


  2. Joachim quakte:

    Kleine Anmerkung (nach viel zu viel Arbeit und vielleicht nur um zu sagen: ich lese Dich):

    Du weißt, dass Autismus mich sehr interessiert. Dieser Matsch im Kopf-Typ hat den ersten Autismusblog (mit nur einem Autor) geschafft, der mich nicht „ärgert“. Selbst wenn der sagt, Autismus sei (nur) eine „körperliche Behinderung“. Ist es nicht. Es ist gar keine Behinderung – finde ich, ohne freilich die Probleme, die Effekte und auch das Leid zu leugnen. Eine messbare andere Verdrahtung bedeutet noch lange keinen Nachteil und schon gar keine Wertigkeit. Oh Ärger, das sollte doch kurz werden 😉 Also kurz:

    Wer kann etwas dafür, auf dem „falschen Planeten“ geboren zu sein…

    Trotzdem, irgendwie mag ich seine Sprache und irgendwo seine Einstellung, seine andere Sicht. Folglich: Danke für den Hinweis.


  3. Küstennebel quakte:

    Ich versteh euch nicht Joachim. Das ist Quatsch. Natürlich gibt es eine Norm für die funktionalität des Menschen. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wer eine Störung seiner sozialen Funktionen hat, weil ihm die Antennen und oder der Wunsch und oder die Fähigkeiten fehlen soziale Kontakte zu realisieren bzw. alles zusammen in verschiedener Auswirkung hat, der ist definitiv auf eine Art behindert. Das zeigen die vielen Hilfsbedürftigen unter den ASS Betroffenen.

    Das ist eine Tatsache. Wirklichkeit. Das kann man sich wegwünschen, aber es bleibt trotzdem da.

    Was anderes ist es, wenn man die Fragen nach den Ursachen für soziale Phobie stellt, ob das dann nicht erheblich durch die NTs und ihr gestörtes sozial Verhalten verursacht ist. Aber das nur am Rande.

    Letztlich sind wir nicht bei Wünsch-Dir-Was wenn wir das pathologische Potential diverser neurologischer Störungen betrachten.
    Diese Animositäten sind doch unsinnig. Man kann auch seine Rechte auf Autonomie und Selbstbestimmung einfordern, ohne sich solche Illusionen aufzubauen.

    Hier brauchts einfach bischen mehr Ehrlichkeit. Und wer glaubt das er nicht krank ist, braucht auch nicht zum Arzt rennen und irgendwelche Teilhabeleistungen beantragen oder Krankenscheine einfordern weil die Welt keine Rücksicht auf ihn nimmt.

    Stinos leben damit das die Welt sich nicht um sie dreht. Das ist schlicht normal.

    Merke: Für dich ist die Welt alles, für die Welt bist du nicht.

    Du drehst dich um die Welt wie die Erde um die Sonne, die Sonne aber braucht die Erde nicht um zu strahlen.

    Beste Erklärung dafür, das es normal ist, das alle Stinos ihren steinigen Weg machen müssen. Wir schaffen das nicht so gut, weil es uns schwerer fällt, WEGEN der „Behinderung“ im Sinne einer Fehlentwicklung unserer neuronalen Netzwerke.

    Ein PC der zu empfindlich ist und seinen Arbeits-Takt nicht schafft, den muss man runtertakten oder ständig neu booten, weil er sich aufhängt. Wer käme auf die Ídee zu behaupten, das ein Prozessor, der unterhalb seiner Spezifikationen laufen muss, nicht defekt wäre nur weil er im Prinzip funktioniert?

    So läufts halt nicht …

    Versöhnlich ist aber auch folgender vermutlich bekannte aber zu selten zitierte Text:

    Das neurotypische Syndrom ist eine neurobiologische Störung. Die Symptome sind: Übertrieben geselliges Verhalten, Überlegenheitswahn, und eine Fixierung auf Konformität. NTs können nicht gut alleine sein. NTs sind oft intolerant. In Gruppen agieren NTs zwanghaft und bestehen oft auf funktionsgestörten, destruktiven und sogar unmöglichen Ritualen, nur um die Gruppenidentität aufrecht zu erhalten. NTs haben ein Problem, direkt zu kommunizieren und lügen viel mehr als Personen aus dem autistischen Spektrum. Tragischerweise haben 9 625 von 10.000 Menschen NT.


  4. Joachim quakte:

    Küstennebel, offensichtlich haben wir ein Kommunikationsproblem. Denn ich glaube nicht mehr, dass wir so weit voneinander entfernt sind. Du zeigst mit dem Text zum neurotypischen Syndrom sehr schön, was ich meine.

    Was den PC-Arbeitstakt betrifft: es ist die Frage, was besser ist: empfindliche Sinne und damit die Gefahr einer Übersteuerung oder Unempfindlichkeit bis zur Unfähigkeit die Wirklichkeit wahrzunehmen – ironisch gesagt, wie besoffen in der Kneipe. Natürlich, sieht man die Welt mit offenen Sinnen, dann ist das nicht mehr so einfach. Alles hat seinen Preis.

    Die Überempfindlichkeit kann leicht mit einer „Weltraumreise im Ofen“ in den Griff bekommen werden. Das ist wie Schlafen oder Meditation. Es mag Dir seltsam vorkommen, doch was ist schlimm daran? Kein Chef beklagt sich, dass sein Arbeitnehmer schlafen muss. Deshalb hat er des Nachts „frei“. Autisten müssen krank sein, weil diese Welt an Neurotypische (oder allgemein nicht an sogenannte „Behinderte“) angepasst ist, als wäre sie keine Menschen? Dabei ist doch gerade Unempfindlichkeit bis zum Stumpfsinn unheilbar. Was wäre, wenn der Autist die Normalität wäre?

    Es ist wirklich die Frage, ob die Hilfsbedürftigkeit ihre Ursache in dem Autismus hat oder im Verhalten derer, die nicht verstehen können, dass Menschen unterschiedlich sind. Kommunikation betrifft immer wenigstens Zwei. Ich jedenfalls habe kein Problem mit einem „echten“ Autisten Primzahlen werfen zu spielen – abgesehen von meiner mangelhaften Fähigkeit, so schnell die Nächste zu bestimmen. Nachweislich ist Kommunikation mit Autisten möglich und sinnvoll – wie ich kürzlich erfuhr, auch mit nicht sprechenden Autisten. Wir sind es, die nicht zuhören können.

    Autismus ist keine Krankheit und Autismus macht niemandem zu Alien. Wir machen sie zu Alien. Autismus definiert auch keinerlei spezifische Fähigkeiten oder Mängel, abgesehen von einer Statistik. Die Krankheit ist vielmehr die Ausgrenzung, Diskriminierung, Überheblichkeit und Unmenschlichkeit. Selbst die Kopfschmerzen finden hier schon mal ihre Ursache. Wenn da doch ein Rest Krankheit sein sollte (ja, zugegeben „die“ können schon mal nerven), eine Krankheit, die ein CT anhand angeblich abnormaler Hirnverdrahtung behauptet, a) ist es Blödsinn einzig aus Andersartigkeit auf eine Krankheit zu schließen und b) überwiegt die Krankheit des Unverständnisses und die Unmenschlichkeit der Gesellschaft bei Weitem. In jedem Fall haben wir einfach nicht das Wissen, das CT angemessen zu interpretieren. Wir verstehen das Hirn sicher nicht ausreichend.

    Anders gesagt: Das Kausalprinzip lässt sich nicht einfach leugnen. Wer eine Krankheit Autismus postuliert, der muss nachweisen, das die Leiden ihre primären Ursachen im Autismus und nicht etwa im defekten Verhalten der Gesellschaft haben. Dazu braucht es zunächst eine tragfähige und faire Definition von Autismus. Autismus ist möglicherweise ein Feature und kein Bug. Autismus ist nicht einmal einheitlich und die Diagnose ist Willkür. Mit den Kriterien kann ich auch sagen: Autismus ist die Möglichkeit für Gerechtigkeitssinn, Liebe zum Detail, Friedfertigkeit, Kunst, oftmals schnelle Auffassungsgabe, nichts vergessen zu können, Solidarität, die Welt mit anderen Augen sehen zu können, möglichst nicht zu schnell zu werten, ja in seltenen Fällen sogar „übermenschliche“ Fähigkeiten. Ein wenig davon würde uns gut tun, auch wenn meine Pauschalisierung nicht immer so einfach zulässig ist. Niemand ist „perfekt“. Jeder ist im Spektrum.

    Dass viele Autisten unsere Hilfe und Unterstützung brauchen, das könnte ganz andere Gründe haben. Zum Beispiel den, dass wir sie einfach für krank erklären. Oder den, dass die Arbeitswelt gewinnoptimiert und nicht am Menschen orientiert ist. Dass der 8h-Tag nicht zu weniger Leistung führte, sondern Dinge wie den Flug zum Mond oder das Internet hervor brachte, dass sollte einem zu denken geben…

    Wären Neurotypische so überlegen, so wäre Kommunikationstraining schon lange ein Schulfach und viele Störungen wären nicht existent. Ich mag übertreiben, doch möglicherweise war Einstein Autist.

    Sicher, das ist nun zu einfach. Dummerweise ist die patologische Sicht aber keinem Millimeter besser. Mehr noch, die patologische Sicht schädigt Menschen. Selbst wenn ich das alles falsch sehe, meine Sicht versucht das Gegenteil. Denn sie Sonne dreht sich wirklich nicht um mich.


  5. Küstennebel quakte:

    Zitat Joachim: Anders gesagt: Das Kausalprinzip lässt sich nicht einfach leugnen. Wer eine Krankheit Autismus postuliert, der muss nachweisen, das die Leiden ihre primären Ursachen im Autismus und nicht etwa im defekten Verhalten der Gesellschaft haben.“

    Das ist nur eine Herangehensweise. Dieser bediene ich mich gerade nicht um ein Urteil abzubilden.

    Ich nehme einfach einen Haufen Menschen und schau wie sie ticken. Wie ist der „Psychische Apparat“ aufgebaut, was ist „Gesundheit?“

    Das heißt am Ende müssen wir zwei Dinge auseinanderhalten.

    Neurotypische mit reaktiven psychischen Problemen
    Neurologisch Auffällige mit neurologisch bedingten Problemen ggf. PLUS reaktiven psychischen Problemen.

    Für manche Aspies, diese hippen Zeitschriftenschreiber vielleicht, stimmt es durchaus, das diese keine Probleme durch und mit ihrem Aspergerautismus haben. Einige HFA sind durchaus auch in der Lage ihren anstrengenden Weg zu gehen.

    Tatsache ist jedoch, das die Mehrheit der ASS Betroffenen so stark beeinflusst sind, das sie nicht mal zu den urmenschlichen Tugenden wie soziale Gemeinschaft, Gruppendynamik und allgemein damit verbundenen Kommunikationsprozessen in der Lage sind.

    Ich würde Ihnen noch einmal nahe legen, über das Beispiel von mir mit dem schlechten Prozessor nachzudenken. Es ist ja nicht so, das er Fehler unbedingt produziert, aber er muss runter getaktet werden, wo andere noch erhebliche Leistungsreserven haben.

    Dann wenn die Überlebensfähigkeit eines Menschen nicht mehr gegeben ist, dann wenn ein ASS Betroffener nicht mehr sozial kommunizieren kann, dann wenn ein ASS Betroffener seine Ausbildung, seine Arbeit, seine Entspannung, seine Anspannung sein Gefühlsleben nicht mehr im Griff hat, dort wo er Unterstützung braucht, weil er den normalen Alltag nicht mehr schafft, WEGEN seiner ASS Besonderheiten, an diesen stellen ist nicht mehr von „Normalität“ oder sowas zu sprechen. Keinesfalls.

    Der Mensch, der gesund ist, ist liebesfähig und überlebensfähig. Er ist ausreichend Anpassungsfähig an seine Umwelt und zur Selbststeurung in ausreichender Art und Weise in der Lage.

    Wenn diese Art der Selbstständnigkeit, der Liebesfähigkeit, der Selbstkontrolle in überwiegender Art und Weise durch eine angeborene neurologische Besonderheit nicht mehr gegeben ist, dann ist der Betroffene alles, aber nicht mehr Gesund oder Anders-Normal. Es ist schlicht eine Behinderung.

    Ich finde es unsinnig zu bhaupten, man sei nicht behindert, man würde behindert. Das ist einfach nur dreist und unverschämt wie ich finde. Und nein, ich bin selbst ADHS und ASS Betroffen, möglicherweise Hochbegabt oder eher HFA oder sonst wie punktuell talentiert, weshalb ich zwar zu einer hochfunktionalen TOM in der Lage bin, aber mein Leben schlicht nicht in den Griff bekomme. Das ist wohl durch die Summe beider Störungen erst entstanden, eine von beiden hätte ich durchaus kompensieren können.

    Ich käme einfach nie auf die Idee zu behaupten ich sei gesund, wenn ich mein Leben nicht mal selbstständig alleine leben kann und schwierigkeiten mit dem normalen Arbeitslärm der mich umgebenden Welt habe.

    Ein geistig und körperlich gesunder normal intelligenter und nicht psychisch gestörter Neurotypischer Mensch mit humaner Einstellung ist in der Lage sich anzupassen. Dazu gehört auch das er vielleicht als Jugendlicher sehr Sportlich war und einige Erfolge feierte, später ausgebildeter Feinmechaniker wurde der Uhren herstellte und nach dem Ende der Firma auf LKW Fahrer umsattelte und später im Baugewerbe als Aushilfe arbeitete.
    Er ist in der Lage seinen Kindern eine emotionale Stütze zu sein und für sie zu sorgen und ihm ist das naturgemäß sehr wichtig. Das gilt natürlich in gleicher Art und Weise auch für Frauen, die in ihrer Anpassungsfähigkeit oft den Männern in der Breite überlegen sind, während Männer eher in die Tiefe einer Tätigkeit einsteigen. Mutter, Hausfrau, Gärtnerin/Gemüseanbau, berufsausbildung Krankenschwester, irgendwann die Arbeit aufgegeben um für die Kinder da sein zu können. Dann nach 15 Jahren wieder Fortbildung und als Arzthelferin beruflicher Widereinstieg.

    Das ist eine sehr abgerundete Erzählung, aber so laufen die neurotypischen Lebensläufe in der Regel, wobei sie heute durch sozialen und wirtschaftlichen Strukturwandel bewegter und weniger Zielgerichtet sein mögen.

    Wieviele ASS sind nicht mal zum Führerschein in der Lage, nicht für Familienführung? Nicht für eine normale Berufsausübung geschweige denn zu Veränderungen und dafür nötigen Anpassungsleistungen fähig?

    Gerade das zeichnet Neurotypische letztlich aus: Diese Anpassungsfähigkeit in der Breite und Tiefe ihrer Tätigkeiten. Solides zielgerichtetes Handeln (weitestgehend) mit der Kontrolle in der Hand, ohne innerliche Anspannung durch äußere Einflüsse.

    Diese Anpassung der Filtersysteme an die Notwendigkeiten der Umwelt und ihrer Anforderungen an das Individuum, das geht vielen von uns Betroffenen abhanden. Viele sind sogar geistig retardiert. Der Begabte ASS Betroffene ist die zwar häufige aber er ist die Ausnahme und seine Animositäten stehen nicht für die ASS Betroffenen in ihrer Gesamtheit.

    Ich hasse diese Falschdarstellungen. Es ist schlicht eine Illusion und Lüge, damit man sich hinter einer Fassade versteckt.

    Wie gesagt. Du meinst du bist nicht krank oder behindert? Dann lass die Finger von den Fördertöpfen, den Krankheitsleistungen, den Medikamenten, den Teilhabeleistungen, den Forschungseinrichtungen, den Diagnostikzentren. Fertig aus.

    Wer nicht krank oder behindert ist, hat keinen Bedarf an diesen Dingen und sollte sich zurücknehmen um die Betroffenen nicht zu berauben.

    Das ärgert mich richtig diese regelrechte selbstverleugnende Grundhaltung!

    Beste Grüße und danke für den Austausch

    Küstennebel


  6. Küstennebel quakte:

    Ich würde Ihnen noch einmal nahe legen, über das Beispiel von mir mit dem schlechten Prozessor nachzudenken. Es ist ja nicht so, das er Fehler unbedingt produziert, aber er muss runter getaktet werden, wo andere noch erhebliche Leistungsreserven haben.

    Ein Gedanke noch um das zu verdeutlichen:

    Die Leistungsreserven sind hier irreführend. Ich meinte vielmehr die Stinos haben da, wo die Überlastung des ASS Betroffenen dann schon anfängt, ihren Mittelpunkt. Sie sind auf Normalflamme. Nicht hektisch, nicht überfordert. Sie laufen einfach so im Normalmodus. Sie sind nicht mal gestresst, wenn der ASS bereits sich Ausklinken muss.

    Verstehst du? ASS ist eine erhebliche Schwächung der eigenen Anpassungsleistungen. Die paar kompensatorischen Leistungsfähigkeiten haben die Stinos in anderer Verteilung letztlich auch und ein Stino der hoch begabt ist, wird immer den ASS Hochbegabten überflügeln können.

    D. Tammet ist die Ausnahme, nicht die Regel und er wird auch einen Preis zahlen oder bereits gezahlt haben.


  7. Atari-Frosch quakte:

    @Joachim: Wieso „ärgern“ Dich Autismus-Blogs?

    Gibt übrigens noch mindestens zwei, von denen ich denke, daß man sie bei Interesse am Thema lesen sollte (beide haben eigentlich nur einen Autor, aber es gibt jeweils Gastbeiträge):


  8. joachim quakte:

    @Atari-Frosch: Was mich „ärgert“? Es ist gut, dass Du die Anführungsstriche nicht übersehen hast. Nicht sie ärgern mich. Ich ärger mich. Es ist ein Gefühl, eine Art Frustration und Ohnmacht, wenn ich diese Blogs lese. Es ist etwas, das halt schreit und „mische Dich nicht ein“. Einige Kommentatoren in diesen Blogs haben ganz andere Probleme (als Autismus) und ich bin da einfach nicht kompetent genug.

    Hier ist aber kein Autismus Blog und außerdem vertraue ich auf Deine Wehrhaftigkeit (und sicher auch auf den Küstennebel).


  9. joachim quakte:

    @Küstennebel, das was Du sagst, das ist mir (spätestens jetzt) klar (na ja, meine ich…) und abgesehen von Deiner Wertung stimme ich zu. Ich möchte klar stellen, dass auch mir bewusst ist, dass man keine Probleme löst, indem man Realität leugnet oder gar Betroffene nicht ernst nimmt. Natürlich dürfen die meisten „Autisten“ überfordert sein, denn ohne Filter ist es nicht so einfach…

    Bevor ich antworte möchte ich mich einmal mit einem im Spektrum „abgleichen“. Vielleicht liege ich ja doch flasch. Bitte sieh bei Interesse in ein paar Tagen wieder genau hier rein – falls ich das schaffe.

    Ansonsten gilt: wirklich, ich bin nicht Dein Gegner! Das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen offenbar genau das Selbe.


  10. Atari-Frosch quakte:

    Es ist etwas, das halt schreit und “mische Dich nicht ein”.

    … was vielleicht daran liegen könnte, daß sich bereits zu viele NTs einmischen: Leute, die uns erklären wollen, was wir (nicht) zu können, (nicht) zu wollen und (nicht) zu brauchen haben.

    Das fängt mit dem Fehler an, „den Autisten an sich“ erklären zu wollen – was nicht geht, weil die Eigenschaften individuell unterschiedlich und dazu noch unterschiedlich stark vorliegen und letztendlich nur Vorurteile schafft und schürt. Ich habe schon in den späten 90ern vereinzelt Artikel zum Asperger-Syndrom gelesen und mich darin nicht wiedergefunden. Diese Artikel waren geschrieben von nicht betroffenen Journalisten, die genau mit diesen Pauschalisierungen versuchten, Autismus bzw. Asperger zu beschreiben. Noch heute werden die meisten Artikel über Autisten geschrieben, ohne Autisten auch nur ansatzweise mal zu fragen. Gefragt werden maximal NT-Psychiater oder Eltern von autistischen Kindern.

    Es geht weiter mit sogenannten Experten, die sogenannte Therapien empfehlen, welche letztlich darauf hinauslaufen, nicht uns zu helfen, sondern uns für unsere Umgebung, sagen wir, handhabbarer zu machen. Insbesondere bei Kindern werden regelrechte Drill- und Dressur-„Therapien“ angewandt, und das, obwohl sich bereits abzeichnet, daß diese vor allem Schaden anrichten. Mit Inklusion haben sie nichts zu tun. Nur ein Stichwort: ABA-Therapie.

    Schließlich geht es um Hilfen im Alltag: Hilfen für den Alltag werden offenbar eher selten zusammen mit Betroffenen erarbeitet. Stattdessen werden normierte Standard-Verfahren angeboten, in normierten Zeitrahmen, die man in Anspruch nehmen kann oder eben nicht. Anpassung ist nicht vorgesehen, weil das ja Geld kostet. Flexibilität ist erst recht nicht vorgesehen, weil man dann zusätzliches Personal vorhalten müßte – und schon das jetzige wird beschissen bezahlt und schiebt Überstunden. Solche aufgedrückten Norm-Hilfen sind eben keine Hilfen, und auch das ist weit von dem entfernt, was man Inklusion nennt. Mela hat das mal schön zusammengefaßt: Eine Hilfe, die einem aufgezwungen wird, ist kein Beitrag zur Inklusion (ich finde leider gerade den Tweet nicht mehr, ist schon ein paar Monate her, daher nur sinngemäßes Zitat).

    Vielleicht ist es jetzt verständlich(er), warum man dann irgendwann keine Einmischung mehr haben will …


  11. Küstennebel quakte:

    Ja schön gesagt Frosch! Und das „Ich mische mich nicht ein, ich verstehe davon nichts/nicht genug“, ist ein guter Grundsatz.

    Deinem Kommentar würde ich erklärend den Hinweis geben, sich mal zu überlegen, wie man in Deutschland vor allem aber insgesamt überall auf der Welt mit Einwanderern umgeht. Also nicht alle Menschen sind so, aber die überwiegende Mehrheit der meisten Gesellschaften ist auf diese Gruppenbildung ausgerichtet und auf Assimilationszwänge. Das Anders-Sein wird so gut wie immer abgestraft.

    Insofern, wenn ASS Betroffene begreifen, wie es mir gelungen ist, das zu unterscheiden, das nicht alles eben gegen Autisten gerichtet ist, sondern vieles eben sozial-psychologische Verhaltensmuster sind, die sich überall in der menschlichen Gesellschaft wiederfinden, dann fühlt sich das auch nicht mehr so schlimm, nicht mehr so persönlich an. Man bekommt abstand dazu und versteht zumindest das es „normal“ ist für die NTs so zu sein in gewisser Art.

    Das ist nicht wünschenswert, klar. Leider ist es aber Normalzustand.

    Inklusion ist keine Assimilation. Das ist genau der Punkt!

    Über so Sachen wie ABA habe ich noch kein schlussendliches Urteil erlangt. Ich verstehe Eltern, die Kommunikation mit ihren Kindern wünschen, ich verstehe ASS Betroffene, die schmerzlich erlebt haben wie sich diese Ausweglosigkeit eines „Dressur-„Programms anfühlt.

    Andererseits ist es manchmal eben so, das neurologische Störungen einen animalischen Charakter bekommen weil höhere Gehirnfunktionen beschädigt sind. Das echte wilde Tier wird auf eine solche Art konditioniert, weil es nicht über die höheren Hirnfunktionen eines Menschen verfügt, nicht so lernen kann, wie Menschen.
    Insofern kann ich sogar erkennen das es einen logischen Zugang zu dieser Art von „Dressur“-Behandlung gibt. Man will ja gar nicht den Menschen, das Kind, das geliebte Wesen dressieren oder schlecht behandeln oder beherrschen, sondern diesen animalischen ungezähmten widerspenstigen Teil des archaisch-animalischen genetisch(?) induzierten Erbes, das das Kind behindert sich selbstständig so zu formen, wie die normale(!) Entwicklung eines Menschenkindes dem Kind, dem Menschen, ermöglicht. Also: Weil die Hirnfunktionen und die Genetik diese Verhaftung in der animalischen Grundkonstante einer Selbststeuerungsunfähigkeit mit sich bringt, versuchen liebende fürsorgende Menschen diesen Selbststeuerungsteil zu übernehmen.

    Vergleichen wir das mit einer Operation, die ein Kind auch nicht entscheiden darf. das Kind will nicht in das Krankenhaus, nicht aufgeschnitten werden, nicht Schrauben, Muttern, Stangen und Metallplatten einverpflanzt bekommen. Da muss aber jemand Entscheiden, der die Weitsicht hat und das sind nun mal letztlich die Eltern und stellvertretend die Mediziner/Staat, die die Eltern teilweise überwachen, ihnen helfen und letztlich das langfristige Interesse der Kinder im Sinn haben.

    Eine Operation ist hart, tut weh, schmerzt über lange Zeit. Die Operationswunden hinterlassen vielleicht Narben, die möglicherweise ein Leben lang unangnehm sind, aber die Operation ermöglicht vielleicht das Gehen, das Bewegen eines vorher krüppeligen Armes, das Atmen ohne Gerät oder sie schaffen, das durch einige Operationen das Herz doch ein leben lang schlägt und nicht vor erreichen der Jugend seinen Geist aufgibt.

    Unter diesem Blickwinkel kann man verstehen wieso jemand ABA wählt, oder diese Art Therapieformen befürwortet. Obwohl er weiß das es schwer ist, hart und weh tut. Manchmal ist Zwang die beste Möglichkeit um ein Ziel zu erreichen. Das wissen wir doch alle aus Erfahrung.

    Zwang gehört auch teilweise einfach zur Erziehung/Selbstformung dazu. NTs können sich zwingen, auch gegen den inneren Willen. Das ist dieses was Freud so schön mit „ES“ bezeichnet hat. Einem inneren Willen der die Bequemlichkeit will, den anstrengungslosen Genuß, die reine Lusterfüllugn, jetzt, sofort. Das ungereinigte biologische System, das dem Löwen sagt die nächstbeste Antilope totzubeißen und einfach aufzufressen. Das biologische System, das uns in den Wahnsinn treibt, weil es uns immer zur Trägheit anstiftet, zum Lustgewinn.

    Das ist dem Mensch-Sein in weiten Teilen diametral entgegengesetzt, dessen Stärke und Besonderheit gegenüber dem Tier gerade diese Fähigkeit ist! Nämlich das ES in seine Schranken weisen zu können, ohne jedoch im Regelfall das ES für immer oder in jeder Hinsicht überwinden zu können, klar. Es ist ja auch Teil von unserem Sein, das unser biologisches System nicht nur unser Gegner, sondern auch Teil unserer Lebenswirklichkeit ist. Wir sind ja auch biologisch-körperliche Lustwesen und ein angemessener Lustanteil, Bequemlichkeitsanteil gehört dazu zum Leben.

    Aber wenn dieser Anteil uns bestimmt, weil unsere höheren Hirnfunktionen nicht fähig sind, diesen animalischen Teil zu überwinden, dann werden wir zu Tieren und das ist keine Lösung.
    Gegen solch eine „Degeneration“ menschlicher Züge hilft oft nur „Zwang“. Aber dieser Zwang ist nicht Selbstzweck oder Herrschaftsinstrument, dieser Zwang soll helfen das der Mensch bei seiner Mensch-Werdung Fortschritte machen kann, auch wenn es ihm schwer fällt.

    Naja, für mich waren diese Einsichten sehr wichtig. Ich fand mich erst mit der NT-Welt zurecht als mir das alles so nach und nach klar wurde. Davor hab ich genauso gefühlt und gedacht wie viele von Euch.

    MFG


  12. Küstennebel quakte:

    Hm? Wo isn der Kommentar? Die werden nicht mehr eingeblendet?

    Ich weiß nich ob die ankommen, bekomme weder eine Vorschau (kommentar muss noch freigeschaltet werden) noch eine Bestätigung „Kommentar wurde gesendet“.

    Einfach nur weg + Seite neu laden is nich so optimal gelöst, wie ich meine. Nur ein Hinweis @Frosch


  13. Atari-Frosch quakte:

    Kann ich gerade nicht nachvollziehen. Für mich sind alle Kommentare auf dem Blog „draußen“ sichtbar, die ich auch „innen“ im Dashboard sehe.


  14. Küstennebel quakte:

    Für mich nicht, ich kann den Komment nicht sehen und ich kann ihn auch nicht neu verschicken, dann heißt es: Haste schon mal gesagt, doppelter Kommentar…

    hab ich den woanders losgeschickt? ne oder?


  15. Atari-Frosch quakte:

    So, jetzt. Ich habe hier eine ziemlich umfangreiche Spam-Blackliste, also eine Liste von Begriffen, die einen Kommentar umgehend in den Spam befördern. Daran war es wohl erstmal gescheitert. Ich hab den Kommentar jetzt da rausgefischt.


  16. Küstennebel quakte:

    Danke, hab ich mir meinen Gedanken/Kommentar doch nicht sinnlos aus den Fingern geleiert :o)


  17. Joachim quakte:

    @Küstennebel, ich glaube, wir reden hier von unterschiedlichen Dingen.

    Ich assoziiere Autismus nicht mit geschädigten Hirnfunktionen und animalischem Verhalten. Es existiert ein Spektrum. Von einer Störung gehe ich aus, wenn sie sich häufig in einem objektiv negativem sozial-verhalten zeigt und wenn Dinge wie Mobbing, Diskriminierung usw. nicht vorliegen. Diese Störung, unter der beide „Parteien“ leiden, kann klar definiert werden. Ein Psychopath etwa kann hier sehr gut eingeordnet werden.

    Es existieren Hinweise, dass solche Störungen im CT erkennbar sind. Allerdings ist weder bekannt, ob ein derart „verändertes“ Gehirn die Störung auslöst, noch ob irgend eine kausale Beziehung besteht. Es gibt nur eine beobachtete Korrelation. Bedenke, dass auch das Spielen eines Instruments das Hirn messbar verändert. Und das ist ganz sicher keine Störung. Die Idee, das Hirn physikalisch zu vermessen und auf Verhalten zu schließen, das erinnert mich persönlich sehr stark an ein faschistoides Menschenbild.

    Natürlich gibt es Menschen im Spektrum und deren Angehörige, die extrem leiden. Alleine nicht zu sprechen oder gefühlte „Kälte“ kann eine erhebliche Belastung darstellen. Doch das ist nicht animalisch. Es ist möglich eine Beziehung zu solchen Autisten herzustellen. Und es können sich schon mal für den NT Welten öffnen. Es ist möglich, diesen Leiden zu mindern, wenn man „versteht“. Das betrifft Schulen und die Gesellschaft allgemein. Ein Großteil des Leidens liegt nicht am Autismus sondern einfach an dem anders sein und dem damit verbundenem Unverständnis der Menschen. Jemand, der immer abgelehnt wird, der entwickelt leicht eine Störung. Die hat ihre kausale Ursache aber nicht im Autismus. Jeder Mensch reagiert so, zum Beispiel mit der richtigen Hautfarbe in der falschen Umgebung. Ein Bekannter im Spektrum redete davon, dass ihm immer wieder Gewalt angetan wurde, ohne dass die „Täter“ das überhaupt wahrgenommen hatten. Hier sind die „normalen“ einfach sozial inkompetent gewesen. Es ist kein Feature, soziale Angriffe einfach nicht wahrzunehmen. Und bei Autisten wird dann von Gesichtsbildheit gesprochen? Wir nicht Autisten (irgend wo am Rand des Spektrums) sind wesentlich blinder.

    Das was Du als animalisches Verhalten darstellst, das ist bei jedem Menschen vorhanden. Es ist einfach Kompensation und Urschrei-Therapie – solange es nicht Andere über alle Maßen verletzt. Autisten sind besonders darauf angewiesen. Ihre Reaktion ist in der Regel, sich extrem zurück zu ziehen. Was mich (ohne Autismusdiagnose, aber sicher total verrückt) angeht, ich stehe zum Tier in mir. Ich kultiviere es. Wenn dieses Tier einfach ausbrechen würde, so würde das auf massive äußere Zwänge und einen Notstand hinweisen. Die soziale Situation von Menschen im Spektrum kann sehr leicht unverschuldet so einen Notstand provozieren. Deshalb sind einige Autisten mit besonderen Eigenschaften, etwa Friedfertigkeit, Gerechtigkeitssinn ausgestattet. Andere toben sich aus und gut ist.

    Deine Sicht, die durchaus auch berechtigt ist, ist in ihrer Pauschalität fatalistisch. Ich will ein triviales Beispiel nennen:

    Autisten, etwa Asperger leiden häufig unter Kopfschmerzen. Wenn diese Kopfschmerzen ihre Ursache in der „Verdrahtung“ des Hirns haben, dann müsste das Hirn „umverdrahtet“ werden, um die Kopfschmerzen zu beseitigen. Alternativ bekämpfen Medikamente das Symptom.

    Nur ist das zu einfach. Kopfschmerzen sind oft durch mentales Training gut in den Griff zu bekommen. Kopfschmerzen lassen sich oft durch Abbau von Stress bekämpfen. Es gibt also Mittel und Wege dagegen vorzugehen, ohne Autismus zu „heilen“. Es entsteht der Verdacht, dass Ursache und Wirkung nicht so direkt und physikalisch sind, wie vermutet. Es entsteht der Verdacht, Autismus wird zur Störung deklariert, weil man bestenfalls einfach nicht versteht.

    TL;DR: Autisten sind absolut keine Tiere. Sie sind das extreme Gegenteil.

    … so vorerst genug.


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