Das Fenster
17. November 2015 um 12:29 Uhr von Atari-Frosch
Atari-Frosch @AtariFrosch
Das andere Repressionsamt hat umgehend wegen Unzuständigkeit abgelehnt, noch bevor alle Unterlagen da waren.
Atari-Frosch @AtariFrosch
Das Fenster wird langsam zu einer ernsthaften Option. Diese Gesellschaft will Menschen wie mich nicht leben lassen.
(Für die, die's nicht verstehen: Ich wohne im 5. Stock. Der Abstand von meinem Fensterbrett zur Straße runter beträgt etwa 14 Meter.)
Nach dem Shutdown am Freitag kam am Samstag Katrina zu mir. Vier Stunden lang suchten wir Unterlagen, Daten, Aktenzeichen usw. zusammen und füllten viel zu klein bedruckte Antragsformulare aus. Vier Stunden, die mir wie mindestens zehn vorkamen. Ich war danach fix und alle. (Im gleichen Zeitraum einen PC zu reparieren hätte mir nichts ausgemacht.)
Am Montag, also gestern, ging ich morgens wieder zum Repressionsamt hinter dem Hauptbahnhof, und praktischerweise hatte ich die Vermieterbescheinigung schon im Briefkasten, sodaß ich sie direkt mitnehmen konnte. Die Dame an der Rezeption meinte dann auf Nachfrage, die Bearbeitung werde jetzt so vier bis sechs Wochen dauern. Ich entgegnete: „Das geht nicht!“ und erklärte, daß ich ja schon schriftlich begründet hatte, warum es eilig ist. Sie meinte daraufhin, ich solle Dienstag, also heute, früh, am besten zwischen acht und halb neun, bei der Sachbearbeiterin anrufen und da nochmal nachfragen. (Warum hab ich das eigentlich schon letzte Woche schriftlich begründet?)
Ich stellte mir also wieder den Wecker, um direkt um acht Uhr anrufen zu können. Die Sachbearbeiterin erklärte mir lang und breit, daß sie mir bereits den ablehnenden Bescheid geschickt habe, der müßte heute in meinem Briefkasten sein. Sie hat also noch nicht einmal die vollständigen Unterlagen abgewartet – und die Arbeit am Samstag war völlig umsonst gewesen. Angeblich müsse das ARGE dort eine Art Übernahmeantrag stellen.
Meine Versuche, ihr zu erklären, daß das ARGE mal einfach genau gar nichts tun wird, weil die keinen Bock haben, irgendwas zu tun, wimmelte sie ab, das interessiere sie nicht. Im Gegenteil, ergänzte sie noch, das ARGE müßte eigentlich weiterzahlen, solange mein Status unklar sei.
Ping-Pong.
Andere Menschen würden jetzt eine Axt benutzen. Ich denke an mein Fenster.
Ja, Menschen haben Hilfe angeboten und tun es immer noch. Ich bin dafür auch dankbar. Eine liebe Frau aus Berlin hat mir ein Darlehen gegeben, das aber wegen Salat bei den Banken und trotz korrekter IBAN noch nicht angekommen ist. Ein weiteres Darlehen wurde mir auch noch angeboten.
Das Problem dabei ist nur, daß mich diese Hilfen nicht stabilisieren können. Es sind nur Verlängerungen. Die Stabilisierung, die existenzielle Sicherheit muß von den Behörden kommen, die gerade Ping-Pong mit mir spielen. Alles andere nimmt mir weder die Anspannung noch die Instabilität, und so lange die besteht, habe ich keine Kraft für irgendwas.
Und, haltet mich für stur, aber: Ich werde weiterhin keinen Rentenantrag stellen. Ich will arbeiten, auf meine Weise, und mich nicht abschieben lassen, nur weil ich nicht „normgerecht“ funktioniere. Obwohl mir die Kraft ausgeht, lasse ich mich nicht erpressen.
Meiner Anwältin habe ich gesagt: „Feuer aus allen Rohren“. Meine eigene Munition ist längst leer.
17. November 2015 at 12:23
@atarifrosch das wird leider nur verlost, aber ich denke Du könntest es gut gebrauchen: http://qttr.at/zpk #grundeinkommen
17. November 2015 at 12:40
Wie schon auf Twitter erwähnt: Ich bin fast von Anfang an dabei, habe leider noch nie gewonnen 🙁
17. November 2015 at 13:38
@atarifrosch hmm die Chancen sind ja nicht so hoch. Die Idee finde ich aber super! (Twitter lese ich praktisch nicht). Ich drück die Daumen!
17. November 2015 at 13:46
Nuja, wie bei einer Lotterie halt … danke für’s Daumendrücken.
17. November 2015 at 18:39
http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/einstweilige-anordnung-bei-ablehnung-von-hartz-iv-361691.php
Sie sollten das direkt auf diesem Wege klären. Anders werden Sie keine Ruhe rein bekommen. Erst wenn das Amt merkt, das Sie die rechtlichen Konzepte verstanden und jedes mal anwenden werden, wird man es sich dort überlegen Ihnen weiter an den Karren zu fahren, weil das konterkarriert die Möglichkeiten.
Ausserdem gab ich Ihnen vor längerer Zeit den Tip alle Unterlagen in vielfacher Ausfertigung zu kopieren, einen Aktenordner anzulegen und alles dort aufzubewahren und mit sich zu führen.
Beleg X liegt nicht vor!
Ach so, na hier ist er … noch was?
Ähm … Antrag ist unvollständig!
Na sowas! Hier ist der vollständige Antrag noch mal … Noch was?
Das hilft im Umgang mit dem Amt. Die Depression und Antriebsschwäche hin oder her, lassen Sie nochmal Bekannte helfen dabei so einen Ordner vorzuhalten. Und: Lassen Sie sich nicht auf ein Diskussionsspiel mit dem Amt ein, die haben da den längeren Atem. Direkt Sozialgericht, Eilverfahren, Antrag auf einstweilige Anordnung. Das Ihre Anwältin das nicht sofort angeht in Ihrem Fall, verstehe ich sowieso nicht.
Gruß
17. November 2015 at 18:42
Ich möchte mal hinzufügen: Schreiben Sie jede Programmroutine aufs Neue? Nein, man schreibt seine Routinen und legt sie irgendwo ab, dann greift das Hauptprogramm darauf zu. Genauso ist das mit so einem Aktenordner zu verstehen. Machen Sie das so und es wird leichter mit solchen Repressialien umzugehen.
Viel Erfolg Ihnen
18. November 2015 at 13:21
Küstennebel, ich denke, das sind gute Tipps und das ist sehr praktisch gedacht.
Das Folgende spricht nicht dagegen! Das Folgende nur in der Hoffnung, Verständnis und Solidarität zu zeigen und ein wenig zu stützen. Sorry, wenn das nicht gelingen sollte.
Die Frage ist, ob das so einfach durchzuhalten ist. Ich kenne auch Dinge, die in mir unglaubliche (und wirklich nicht zu akzeptierende) Widerstände provozieren. Es gehört einiges dazu, die zu überwinden. Andauernde Fehlschläge und Knüppel zwischen die Beine aus einem System, das auch mit Repression arbeitet, ermutigen nicht besonders. Dabei ist unerheblich, ob die Repressionen gerechtfertigt sind oder nicht.
Es geht definitiv nicht um Schuld. Die Dinge sind aus der Lebenswirklichkeit des Klienten zu verstehen, selbst dann, wenn man die persönlich für „falsch“ oder „irreal“ hält. Anders geht es gar nicht. Anders provoziert man Katastrophen.
(Btw. die Bloggerin hier hat sicher keine „falsche“ Lebenswirklichkeit. Das war nicht gemeint und darüber hinaus steht mir da kein Urteil zu!)
Die „Ämter“ sind in diesen Fall einfach nicht kompetent. Man könnte es vielleicht so vergleichen: Da versucht der Gärtner, sich um das entlaufene Tier aus dem Zoo zu kümmern. Blumen versteht der. Den Löwen aber nicht. Und so holt der die große Flinte raus…
Vielleicht wäre es für den Löwen sinnvoll, seine Optionen zu überdenken. Der Löwe könnte das leisten, was der Gärtner nicht versteht. Das ist nicht fair, doch lösungsorientiert. Im Käfig wartet das Essen. Wie der Löwe dann da raus kommst, das überlegen wir später.
18. November 2015 at 20:17
Sie brauchen mir nicht erklären wie es ist am Boden zu sein. Ich weiß das selbst aus vermutlich ähnlicher Perspektive wie Frau Frosch. Ich verstehe sehr gut das man zeitweise nicht können kann – ich habe aber auch gelernt, das man extern um Hilfe ersuchen kann und diese oft dann bekommt.
Ansonsten ist es ganz einfach: Man regelt nichts, die Probleme werden größer. Man regelt etwas auf diese pragmatische Art und Weise > die Probleme werden zumindest teilweise gelöst > sie werden kleiner.
Natürlich ändert das nichts an der Sturheit des örtlichen Jobcenters, da bin ich bei Ihnen. Nur wenn zwei sture Böcke ineinander geraten, hämmern sie sich beide solange die Köpfe ein, bis einer ausgenockt ist. Das ist aber nie das „Amt“ bzw. eine Institution. Denn Institutionen sind Übermächtig im Vergleich zum Individuum – Allen ideologischen Beteuerungen und ernsthaften demokratischen Bemühungen zum Trotz. Institutionen sind stärker, weil sie ausschließlich funktional arbeiten, weil sie „soziale Maschinen“ sind. Institutionen haben ihre Hardware – der Apparat – und ihre Software – die Mitarbeiter. Sie haben auch ein Betriebssystem – das sind die Verordnungen und Gesetze, nach denen sie in sturer Beamtenmentalität funktionieren.
Hat man es schwer die Hardware zu verstehen, tanzt einem die Software auf der Nase herum. Versteht man die Hardware, aber die Software nicht, kann man nicht viel bewirken. Man braucht Zugriff auf das Betriebssystem – die Verordnungen und Gesetze – und ihre Basisstrukturen – Das Sozialgericht / die Sozialgerichtsbarkeit.
Es ist also die Kunst, die Hardware zu lassen wie sie ist, die Software kann man nicht ändern, die Leute sitzen auf ihrem Posten und machen was Ihnen die Hardware und das Betriebssystem sagt so wie ihre eigene individuelle Software „KI“ es ihnen interpretiert – Bei Bugs jedoch, springt die Sozialgerichtsbarkeit ein. Dann kann man dem System in den Hintern treten und die Software dazu bringen am Patchday – Gerichtsurteil / gerichtliche Anordnungen – zu tun was man wollte.
DAS ist auch der Grund warum Juristen soviel Macht über uns haben – Sie sind Schnittstelle bzw. eine Form von Interpreter zwischen Hardware und Betriebssystem sowie Software.
So schwer sind diese Dinge in der Welt gar nicht. Schwer tun wir uns nur mit der Umsetzung. Wenn man das aber EINMAL gemacht hat, den Zugang hat, sich seine eigenen Routinen erstellt hat, dann wirds einfacher.
Es braucht Lösungen, die die Ursachen beseitigen, keine (Schein-)Lösungen die das Problem aufschieben oder nur verschleiern.
Herumsitzen und nichts tun wäre dasselbe wie ein Systemfreeze. Das bringt nix, man braucht einen Neustart und sollte mal die eigenen Routinen prüfen.
Los Frau Frosch! Auf zum Bugfixing im Jobcenter, ihr Rechtsbeistand steht schon palier :o)
Viel Erfolg und Kopf hoch! Ich kann Sie durchaus verstehen.
Danke @Joachim für Ihre Erklärungen. MFG auch Ihnen.
19. November 2015 at 10:58
Küstennebel, ich habe es nicht Dir erklärt (bitte, das „Sie“ macht so alt).
Ich habe es mir erklärt. Es ist mir einfach ganz und gar nicht egal.
20. November 2015 at 14:50
Wieso hat „das andere Repressionsamt“ sich eigentlich für nicht zuständig erklärt?
20. November 2015 at 17:28
@Michael S.: Schrieb ich doch: