Fehlkauf im Doppelpack
7. Juli 2017 um 13:27 Uhr von Atari-Frosch
Irgendwann im Mai stellte ich fest, daß ich morgens immer häufiger mit Verspannungen aufwachte, die täglich stärker wurden, vor allem im Schulterbereich. Also informierte ich mich über Matratzen. Schon bei einem Vorab-Blick auf eBay wurde klar: Billig wird dat nich'.
Hier in der Nähe gibt es zwei Matratzengeschäfte, an derselben großen Kreuzung. Also schaute ich da mal rein und ließ mich beraten. In beiden war man unabhängig voneinander der festen Überzeugung, ich müsse eine Federkernmatratze mit Härtegrad 4 (H4) haben, weil das eben so sei, wenn man mehr als 100 kg auf die Waage bringt und keine 800 oder 1.000 € für eine gute Kaltschaum-Matratze ausgeben kann. Meine bisherige Matratze ist aus Kaltschaum und hat Härtegrad 3 (H3), ich habe sie seit Dezember 2011 – offiziell sollte sie zehn Jahre lang halten. Gekostet hatte sie allerdings nur rund 300 €.
Die empfohlenen Federkernmatratzen gibt es allerdings auch nicht für (offiziell) unter 500 €. Nun war guter Rat teuer.
Spoiler: Er sollte noch viel teurer werden …
Nach einem Telefonat mit meiner Mutter war ich finanziell so weit ausgestattet, daß ich mir einen erneuten Besuch der Geschäfte erlauben konnte. Das heißt, in eines davon wollte ich nicht mehr, weil ich da so nebenbei von einem, sagen wir, unschönen Umgang der Geschäftsführung mit dem Personal erfahren hatte. Das will man ja nicht unbedingt unterstützen. Also blieb Matratzen-Concord. Mit einem erweiterten Budget von nun insgesamt 400 € ausgestattet, versuchte ich es dort Anfang Juni ein zweites Mal.
Auf deren Beratung hin kaufte ich eine Federkernmatratze H4 für offiziell 539,00 € plus 25,00 € Lieferkosten, die mir mit einem fetten Rabatt und dem Erlaß der Lieferkosten auf 423,20 € runtergerechnet wurde (so nebenbei gelernt: Verhandeln in Matratzengeschäften scheint sich echt zu lohnen). Ich hatte kurz auf dieser Matratze zur Probe gelegen und fand sie recht hart, aber erstmal nur im Bereich der sowieso verspannten Schultern. Da ging ich davon aus, daß sich das nach ein paar Tagen legen würde.
Weit gefehlt.
Die Matratze wurde am 9. Juni geliefert. Die erste Nacht ging noch. Danach wurde es jeden Morgen schlimmer, und zwar wesentlich schlimmer als vorher mit meiner alten Matratze. Außer den Schultern fingen auch Hüfte und Waden an zu toben. Nach zehn Tagen ging ich wieder ins Geschäft und erklärte der Verkäuferin: So geht dat nich'.
Der Austausch gegen eine Federkernmatratze H3 ging dann überraschend schnell und eigentlich ohne Zusatzkosten – geliefert wurde schon am nächsten Tag. Weil das Kassenprogramm aber herumzickte, mußte ich nochmal 10,00 € „Anzahlung“ leisten – offenbar konnte das nicht sofort als Umtausch gebucht werden, sondern es wurde ein Neukauf mit nachträglicher Verrechnung draus. Grund: Als direkter Umtausch hätte es nur gebucht werden können, wenn die umzutauschende Matratze schon wieder in den Laden zurückgebracht worden wäre. Das ging natürlich nicht, denn ich kann das Ding – immerhin 29 cm hoch! – nicht einmal komplett alleine hochheben, geschweige denn, fünf Stockwerke runter und zwei Straßenbahnhaltestellen weit transportieren.
Ich wartete aber auch bei der H3-Matratze vergeblich darauf, daß meine Verspannungen endlich nachlassen. So viel weicher als die H4-Matratze finde ich die H3 jetzt nämlich nicht. Nur daß ich jetzt keine Umtausch-Option mehr habe, das geht da nämlich nur einmal.
Am Montag früh um halb vier, nach stundenlangem Hin- und Herwälzen, tauschte ich die Federkern- wieder gegen meine alte Kaltschaum-Matratze aus. Ich hatte das Gefühl gehabt, auf einem Brett zu liegen.
Seit ein paar Tagen schlafe ich jetzt also wieder auf meiner alten Matratze. Meine Beweglichkeit hält sich mittlerweile sehr in Grenzen. Dinge, die ich tun möchte und müßte, bleiben mal wieder liegen, weil jeder längere Fußweg und jede Kraftanstrengung schmerzt und außerdem bedeutet, daß mir spätestens am nächsten Morgen alles nur noch mehr weh tut. Aber auf der alten kann ich wenigstens überhaupt (noch) schlafen, sie ist sozusagen das kleinere Übel. Lange wird das halt auch nicht mehr gutgehen (soweit man das „gutgehen“ nennen kann – warum nochmal hab ich eine neue gekauft?).
Im Geschäft heute wurde der Verdacht geäußert, ich hätte ein orthopädisches Problem, und ich solle zum Facharzt. Also: Ich kann die Schmerzen zeitlich ganz genau den Matratzen-Wechseln zuordnen, und davor habe ich 4,5 Jahre lang schmerzfrei auf der alten Matratze geschlafen, aber es muß an mir liegen. Ja ne is klar.
Status ist also: Ich habe 433,20 € ausgegeben und habe davon genau NICHTS. Ich hätte das Geld auch verbrennen können, das Ergebnis wäre dasselbe gewesen. Gleichzeitig fehlt mir jetzt Geld, um mir dringend benötigte Sommersandalen zu kaufen – meinen derzeitigen fällt bereits stellenweise die Sohle ab.
Oder anders: Tausche nur 13 Tage lang genutzte Federkernmatratze „Triomed H3“ 100 x 200 von Matratzen-Concord gegen eine ebenfalls kaum genutzte Kaltschaum-Matratze H3, mindestens 17 cm hoch (nein, ich glaube nicht ernsthaft daran, daß sich da jemand findet …).
Letztendlich läuft es natürlich mal wieder auf die Erkenntnis hinaus, daß Hartz IV nicht reicht, erst recht nicht, wenn man nicht in allen Bereichen mit billigem Standard-Zeug auskommen kann. Und darauf, daß die Bedürfnisse eines Menschen eben nicht unbedingt immer kompatibel zu seinen finanziellen Verhältnissen sind. Früher hatten wir dafür etwas, was man Solidarität nennt. Heute heißt das: Pech gehabt.
7. Juli 2017 at 15:09
Was für ein Mist. :/
Da ich gerade sehe, dass du eine Wunschliste & PayPal hast:
weißt du, wieviel deine Sommersandalen in etwa kosten werden?
LG & alles Gute
s
7. Juli 2017 at 15:18
Hallo s, – das ist lieb – nein, weiß ich noch nicht. Ich muß in die Stadt und anprobieren, Schuhkauf war bei mir schon immer problematisch. Wenn ich mir da was bei eBay oder sonstwo online schieße, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß ich zurücksenden muß.
8. Juli 2017 at 13:11
Einen wichtigen Punkt spricht du in deinem Beitrag nicht an, den Bettrost. Die beste neue Matratze taugt nichts, wenn der Rost defekt, falsch eingestellt oder generell ungeeignet für die Matratze ist. Ich weiß nicht, ob du das überprüft hast.
Außerdem gibt es noch eine einfache Möglichkeit, die du nicht erwähnt hast. Wenn dir die Federkern Matratze zu hart ist, dann kannst du eine weiche Schaumstoff Matratze auf die Federkern Matratze legen. In der einfachsten Form würde ich deine alte Schaumstoff Matratze einfach mal auf die neue Matratze drauf legen und probieren wie du darauf liegst. Das ist in Deutschland zwar nicht unbedingt üblich, aber in diversen Ländern gebräuchlich (etwa USA, Variation von Box Spring).
10. Juli 2017 at 9:14
Beste je von Stiftung Warten getestete Matratze kostet 199 Euro (https://www.bett1.de/produkte/bodyguard-matratze).
Weiteres Ergebnis von Stiftung Warentest: Lattenrost selber bauen (https://www.test.de/Matratzenkauf-und-Lattenroste-Auf-diese-Bluffs-sollten-Sie-nicht-reinfallen-4915775-4915781/). Bester getesteter ist ausreichend und kostet lediglich 620 Euro ;-).
10. Juli 2017 at 18:47
@Liffi: Die beste Matratze kann es gar nicht geben. Dazu sind Menschenkörper zu unterschiedlich, und das individuelle Körpergewicht spielt, wie ich ja gerade gelernt habe, nur zum Teil eine Rolle. Es gibt dann auch noch die Leute, die quasi auf jeder noch so harten Unterlage schlafen können, und andere, die es weich brauchen. Ich gehöre wohl zu letzteren.
In den hier benötigten Maßen (100 x 200) würde die Bodyguard übrigens 229,00 € kosten, das ist also kein Festpreis. Immerhin ist es wohl eine Kaltschaum-Matratze. Mit 18,5 cm Höhe ist sie außerdem nur 1,5 cm höher als meine alte Kaltschaum-Matratze. Daher ist davon auszugehen, daß sie bei meinem Körpergewicht ebenso wie meine alte keine 10 Jahre durchhalten würde, sondern maximal die halbe Zeit. Trotzdem werde ich sie mal im Auge behalten, denn bei Concord hieß es, Kaltschaum sei auf jeden Fall teurer als Federkern. Denn 230 Euro für eine Matratze, auf der ich vielleicht vier bis fünf Jahre lang schlafen kann, sind immer noch sinnvoller als (fast) das Doppelte für eine Matratze, die vielleicht wirklich zehn Jahre halten würde, aber mir ständig Schmerzen bereiten würde. Irgendwann würd ich mich ja gern mal wieder bewegen können. Insofern danke für den Hinweis.
620 Euro allein für einen Lattenrost – von solchen Kategorien kann ich nur träumen, deshalb brauche ich da gar nicht draufzuklicken. Das ist hier finanziell nicht drin. Mein Lattenrost ist (wie ja auch die alte Matratze) vom Dezember 2011 und kostete meiner Erinnerung nach sowas um 230 Euro.
10. Juli 2017 at 19:01
@SackOhneSenf: Ich hatte bei Concord angegeben, daß ich den Lattenrost zusammen mit der alten Kaltschaum-Matratze als zusammengehörig gekauft hatte. Mit den Einstellungen hatte ich auch gespielt, aber da geht nicht so viel, denn da kann man den Härtegrad nur über vier Latten hinweg auf Hüfthöhe verstellen.
Einen Hinweis darauf, daß man darauf dann besser keine Federkern-Matratze legt, habe ich nicht bekommen, im Gegenteil, es hieß, ich müsse an den Einstellungen ein wenig „spielen“. Das lief aber darauf hinaus, daß ich die „weichste“ Einstellung wählen mußte, weil das Brett-Gefühl sonst noch schlimmer wurde.
An das Aufeinanderlegen hatte ich selber auch schon gedacht, es aber nicht ausprobiert. Denn dann ist zu befürchten, daß ich mit der Hüfte noch stärker in die alte Matratze einsinke als jetzt schon. Ich hatte auch ans Gesamtgewicht gedacht, aber die Kaltschaum-Matratze dürfte zusammen mit der H3-Federkern nicht wesentlich schwerer sein als die (noch etwas höhere) H4-Federkern alleine, und damit schienen Bettrahmen und Lattenrost zumindest für die zehn Tage ja keine Probleme gehabt zu haben (was wiederum für auf Dauer nichts heißen muß, siehe Goodbye, Bettgestell von 2012).
Ich überlege jetzt, die praktisch noch neue Triomed zu verkaufen (bzw. das zu versuchen). Wenn der Erlös reicht, kann ich mir ja mal den Vorschlag von Liffi genauer ansehen bzw. auch mal gucken, was das Internet in der Richtung noch so hergibt.
11. Juli 2017 at 8:48
Mit dem Lattenrost hast du mich evtl. missverstanden: Stiftung Warentest sagt: Die sind alle unbrauchbar. Einfach selber einen zimmern, falls dir das möglich ist, ist eine gute Alternative. Klick ruhig mal auf den link. Da wird hoffentlich sowas ähnliches stehen, wie ich gerade schreibe ;-).
21. August 2017 at 9:14
Seit einem Jahr ist es möglich bei Matratzen Concord eine Matratze im Zeitraum von 30 Tagen gegen eine Servicegebühr von 49 € zurückzugeben. Frage noch einmal an und Verlange mit dem Bezirksleiter über Rücknahme aus Kulanz zu sprechen.
3. November 2017 at 18:47
Weil ich das grade sehe, @Matrotzo: Wenn Du den Artikel vollständig gelesen hättest, wäre Dir nicht entgangen, daß ich einmal umgetauscht hatte. Ein weiterer „Anschluß“-Umtausch ist nicht möglich.