Blaue Mogelpackung
23. November 2017 um 13:52 Uhr von Atari-Frosch
Ich habe gerade mein Prepaid-Guthaben bei Blau.de aufgeladen und wunderte mich dann ein wenig über die Bestätigungs-SMS: Da wurde mir nämlich mitgeteilt, das Guthaben sei bis 20.12.2017 gültig. Der Tarif, den ich gebucht habe, ließ mich bisher immer für 30 Tage „surfen“. 30 Tage ab (und inclusive) 23. November würden aber bis 22. Dezember laufen, nicht nur bis zum 20. Dezember.
Bei blau.de gehen 30 Tage vom 23.11. bis 20.12. Aaahja.
– Atari-Frosch (@AtariFrosch) 23. November 2017
Also suchte ich nach einer Möglichkeit, das mit Blau direkt zu klären. Auf der Website gibt es keine Mailadresse und nur eine 0800-Telefonnummer, die sich als „Bestell-Hotline“ meldet.
blau.de gibt sich auch alle Mühe, keine Kontaktmöglichkeit anzubieten. Es gibt nur eine reine Bestell-Hotline. Hallo?
– Atari-Frosch (@AtariFrosch) 23. November 2017
Also dachte ich, wenn ich mich einlogge, bekomme ich vielleicht endlich einen direkten Kontakt. Stattdessen bekam ich aber erstmal die Meldung angezeigt, daß meine Kundendaten derzeit nicht geladen werden könnten. Hmja, danke auch … aber oh, da ist ja in der rechten oberen Ecke ein Chat-Angebot! Gleich mal draufgeklickt. Es ging ein weiteres, kleineres Fenster auf, in dem drinstand, daß der Chat ein technisches Problem habe. Man möge nochmal draufklicken. Nur ändert das nichts: Die Meldung in dem Zusatzfenster bleibt dieselbe.
Ach, und die Site von blau.de ist auch kaputt. Meine Kundendaten können nicht geladen werden, und der Chat ist kaputt. m(
– Atari-Frosch (@AtariFrosch) 23. November 2017
Erst über Google fand ich noch weitere Kontaktdaten: Eine 01805-Faxnummer und eine 0177-Telefonnummer – beide natürlich nicht kostenlos. Ja nee. Ich wollte ja nicht noch extra Geld ausgeben, weil dort scheinbar ein Fehler passiert ist.
@Alkaldis machte mich dann drauf aufmerksam, daß es vielleicht noch eine andere Möglichkeit geben könnte:
Versuch es doch mal mit @telefonica_de Evtl können die helfen
– Alkadis (@Alkadis) 23. November 2017
Da fragte ich doch direkt mal zurück. Danach schaute ich mir den Account @telefonica_de mal genauer an und stellte fest, daß das ein reiner Werbe-Account ist, der überhaupt nicht kommuniziert. Und da fand ich diesen Link: Blau M ab November mit mehr Daten zum günstigeren Preis. Dort heißt es:
Der beliebte Prepaid-Tarif Blau M erhält am 16. November ein Update. Das enthaltene Highspeed-Datenvolumen zum Surfen mit LTE steigt von 1 GB auf 1,25 GB. Gleichzeitig senkt Blau den Optionspreis von 9,99 Euro auf noch günstigere 8,99 Euro/4 Wochen.
Vier Wochen sind 28 Tage, nicht wie bisher 30 Tage. Als Kunde habe ich davon übrigens nichts erfahren. Offenbar erwartet man bei Telefonica, daß ich regelmäßig ihre Website besuche, um zu erfahren, ob an „meinem“ Tarif geschraubt wurde, denn auch bei Blau auf der Website fand ich nichts darüber.
Das um 250 MB höhere Datenvolumen juckt mich nun überhaupt nicht. Es gibt halt leider nur die Wahl zwischen 100 MB und 1 GB, und dazwischen ist nichts. 100 MB können mir leicht zu knapp werden, vor allem, wenn ich unterwegs bin. Ein Tarif für 250 MB für 30 Tage wäre für mich perfekt, aber etwas, was für Kunden perfekt wäre, darf es ja nicht geben, damit kann man sie ja nicht ordentlich abzocken.
Daß das dann einen Euro pro 28 (statt 30) Tage weniger kostet, ist dann auch wieder relativ:
- 365 / 30 Tage = 12,16, also müßte ich 13 x aufladen,
- 365 / 28 Tage = 13,03, also müßte ich 14 x aufladen,
um jeweils das ganze Jahr über Netz zu haben. Von den bei 13 x „eingesparten“ 13 € müßte ich also 8,99 € doch wieder ausgeben. Die Ersparnis hält sich dann doch in Grenzen, zumal klar ist: Wer so einen Tarif bucht, verbrät nicht unbedingt das ganze Gigabyte innerhalb der 28 bzw. vorher 30 Tage.
Aber auch, wenn man sowieso nicht ständig Guthaben drauf hat, wird es schlechter. Denn ich plane meine Aufladungen üblicherweise so, daß ich damit möglichst Zeiträume abdecke, zu denen ich eben nicht quasi ständig zu Hause bin, sondern – auch mal für mehrere Tage – irgendwo unterwegs. Meistens, insbesondere in der wärmeren Jahreszeit, liegen diese Abwesenheits-Zeiträume relativ nahe beieinander; aber nicht unbedingt so nahe, daß ich von einem zurückkomme und direkt zum nächsten fahre. Ich lade also meistens einen Tag vor einem Event auf und möchte dann beim nächsten oder übernächsten (OK, eher selten) auch noch was von dieser Aufladung haben. Wenn der Zeitraum, den ich mit einer Aufladung nutzen möchte, aber verkürzt wird, ist die Wahrscheinlichkeit höher, daß es zum nächsten eben nicht mehr (vollständig) reicht und ich nachladen müßte, obwohl ich für den Rest der Zeit danach vielleicht gar keinen Bedarf mehr dafür habe.
Da ist es natürlich verständlich, daß Blau/Telefónica beim Locus einen Werbeartikel kauft, der nicht als Werbung gekennzeichnet ist und den Blau-Service und die -Tarife in den Himmel lobt. Ich verlinke da jetzt nicht drauf; der Artikel ist von letzter Woche und steht derzeit bei Google ziemlich weit oben, wenn man man nach Kontaktmöglichkeiten zu Blau sucht. Man muß ja wenigstens den Schein wahren, wenn man schon nicht liefert, nicht wahr, Telefónica?
25. November 2017 at 12:32
Ich nutze im meinem Handy noch eine Prepaid-Karte von Simyo (also ursprünglich E-Plus) und bin damit jetzt auch zu Blau migriert worden und jetzt Kunde im O2-Netz. Nun hadere ich mich mir, ob ich da denn nicht zwingend in ein anderes Netz wechseln sollte.
Wer sich für Netzpolitik, insbesondere für die Freiheit des Netzes, einsett, der boykottiert ja eigentlich das Mobilfunknetz von Viag-Interkom bzw. O2-Deutschland.
Nun ist die Abmahngeschichte um die private Homepage http://www.0179.com schon ein paar Jahre her, aber sie traf die Stimmung der Netzgemeinde ins Mark: Zustellung der Abmahnung an einem Freitag, Festlegung eines hohen Streitwerts, keine Möglichkeit zu einer wirklich gütlichen Einigung (im Gegensatz zur Darstellung in der Presse) – und alles letztlich nur deshalb, weil sich ein Vertriebsmitarbeiter von Viag-Interkom durch den privaten Betreiber der Homepage in seiner Ehre gekränkt fühlte. Die Netzgemeinschaft war sich durchweg einig: Dieses Vorgehen mag zwar rechtlich legal sein, in Ordnung ist es aber nicht. Dieses Mobilfunknetz wird boykottiert.
Die Jahre vergingen, aus Viag-Interkom wurde O2, aber eine wirklich Besinnung in dem Fall 0179.com trat nicht ein. Statt dessen tat sich O2 durch weitere schädliche Aktionen hervor: Es wurden Studenten dafür bezahlt, Vorlesungen zu stören und im Affenkostüm Werbung für O2 zu machen.
Und nun bin ich durch den Ankauf des E-Plus-Netzes durch O2 plötzlich auch Kunden von diesem Haufen – mit meiner schönen leicht merkbaren Nummer mit Vorwahl 0163, die ich intensiv für SMS nutze.
Ich bin ja eigentlich ein Gewohnheitstier. Wenn nicht gerade gravierende Probleme auftreten, bleibe ich bei dem, was ich habe. Aber bei O2 habe ich politische Bauchschmerzen. Ich habe das Gefühl, ich verrate gerade die Prinzipien des freien Internet. Andererseits frage ich mich dann aber wieder: Wie lange gilt eigentlich ein Boykott? Hat der ein Ablaufdatum? Ist das heutige Netz von E-Plus und O2 zusammen immer noch dasselbe Netz wie das von Viag-Interkom? Andererseits müsste ich dann ja einen plausiblen Stichtag finden, ab dem der Boykott nicht mehr gilt. Welche Kriterien kann ich dafür anwenden?
Im Web finde ich dazu nichts. Bin ich denn der einzige, der sich als Kunde im ehemaligen E-Plus-Netz um diese Problematik Gedanken macht? Ach, warum muß die Welt so kompliziert sein?
9. Januar 2018 at 1:43
@Daniel: Das Problem ist, daß Du bei Mobilfunk genauso wie bei Internet-Zugängen (heutzutage ja oft mit TV gekoppelt) und bei Paketdiensten auf dasselbe Phänomen stößt: Du hast nur die Wahl zwischen, verzeih mir die Wortwahl, Kacke, Scheiße und Gülle und kannst nur raussuchen, was für Dich gerade im Moment am wenigsten stinkt. Es gibt „den guten“ Anbieter nicht, auf keinem der drei Gebiete, und vermutlich noch auf einigen mehr. Das ist das Ergebnis dieser „Das regelt der Markt!“-Politik. Der regelt nämlich gar nix. Solange die alle nur am Sparen und Kundengeld abgreifen sind und sowohl das eigene Personal als auch die Kunden vergessen, wird sich daran auch nix ändern. Gruß an den Neoliberalismus.
Für mich stinkt beim Mobilfunk Vodafail halt immer noch am meisten, weil die sich zum einen so fleißig an den Internetsperren im Iran 2009 beteiligt haben und zum anderen als erstes den „Zensursula“-Vertrag unterschrieben und damit die anderen Provider quasi unter Druck setzten, dasselbe zu tun. Aber einen (bezahlbaren) Mobilfunkprovider, der ehrliche Preispolitik macht, sich politisch nicht arschig verhält, nicht mitlauscht usw. und dann eine gute Netzabdeckung vorweisen kann, gibt es wohl in Deutschland nicht.