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Account bei Patreon schließen

7. Februar 2019 um 21:48 Uhr von Atari-Frosch

Einen Account auf Patreon aufmachen ist einfach.

Ihn aber dann zu schließen, ist so Passierschein-A38-mäßig. Das sieht dann nämlich so aus:

Man geht auf die Einstellungen für den Account, wo ganz unten die Option zu finden ist, den Account zu schließen. Natürlich mit fetter Warnung, daß das dann dauerhaft und für immer ist und so. Wenn man da draufklickt, wird aber keineswegs einfach der Account geschlossen. Das wäre zu einfach.

Denn ich hatte noch den Riesenbetrag von 0,46 $ gutstehen. Der hätte mir ja eigentlich egal sein können, aber Patreon war's nicht egal. Sie verlangten, daß ich mir diesen Betrag ausbezahlen lasse. Eine Alternative, wie „das ist zu wenig, den behalten wir einfach“ oder den Betrag an einen anderen Account durchzureichen, ist nicht vorgesehen. Also habe ich die Auszahlung angestoßen. Das geht per PayPal und über noch einen Dienst, der dann pro Auszahlung 1,00 US$ haben will. Aber PayPal nutze ich ja sowieso, also gab ich PayPal an.

Damit ging's weiter: Ich bin kein amerikanischer Staatsbürger. Deshalb sollte ich jetzt ein Formular für die amerikanischen Steuerbehörden ausfüllen. Nochmal: Wegen 0,46 $. Im Formular wollte man auch Daten haben, die ich Patreon bisher nicht gegeben hatte, insbesondere meine Wohnadresse und mein Geburtsdatum. Die Stadt mitsamt Postleitzahl wurde dreimal abgefragt; wozu, hab ich nicht verstanden.

Das reichte aber immer noch nicht. Ich hatte mich nämlich bei zwei anderen Accounts als „Mitglied“ angemeldet, also als Unterstützer („Patron“). Diese beiden Mitgliedschaften mußte ich auf sehr umständliche Weise erst noch löschen.

Gleichzeitig löschte ich noch den Avatar, eine Beschreibung und ein Ziel („goal“), damit der Account so „nackt“ wie möglich aussieht. Ich habe keine Option dafür gefunden, den Account auf nicht mehr öffentlich auffindbar zu setzen. Wenn es die geben sollte, ist sie gut versteckt.

Eine Bestätigung per Mail, daß die Auszahlung und/oder die Account-Löschung angestoßen sei, habe ich nicht bekommen. Ich wußte also mit Stand 06.02.2019 17:25 Uhr noch gar nicht, ob dieser Datendurchfall überhaupt die gewünschte Wirkung hat, oder ob es nur um die Daten ging.

$0.46 Current account balance und You cannot pay out less than $1

Heute, einen Tag später, neuer Versuch. Ich kann mich einloggen, es ist noch alles da (von dem abgesehen, was ich bereits gelöscht hatte). Mails hatte ich weiterhin keine bekommen. Nun versuchte ich erneut, den Account zu löschen. Wieder kam der Hinweis, daß das nicht möglich sei, wenn ich mein Guthaben nicht auslöse. Daß ich das bereits angestoßen hatte, hat Patreon offenbar vergessen. Diesmal sehe ich als kleinen, aber roten Hinweis in der rechten oberen Ecke: „You cannot pay out less than $1“. Achso?

Vorläufiges Fazit: Ein Patreon-Account, auf dem ein Guthaben von 0,01 bis 0,99 $ steht, kann schlicht nicht geschlossen werden. Die Auszahlung geht nur, wenn man mindestens 1,00 $ gut stehen hat; ohne Auszahlung läßt sich der Account nicht schließen. Ich habe also Patreon und den amerikanischen Steuerbehörden eine Ladung Daten geschenkt allein zu dem Zweck, um mir mitzuteilen, daß da jetzt nichts mehr passieren wird.

Sagt mal, geht's noch, Patreon? 😡

Ob der kleine rote Hinweis gestern schon dort stand, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen; eventuell ist es mir einfach nicht aufgefallen. Die rote Farbe nützt ja nichts, wenn die Schriftgröße so klein eingestellt ist, daß man den Hinweis möglichst übersieht. Andererseits habe ich versucht, die Auszahlung anzustoßen, was bedeutet, daß der im Bild sichtbare Button mit der Aufschrift „WITHDRAW BALANCE“ aktiv gewesen sein könnte. – Ich weiß es nicht mehr.

Ich kann jetzt nur noch drauf hoffen, daß eine „Patronage“, die ich bisher bekam, erstmal noch weiterläuft. Dann hätte ich nämlich nächsten Monat ein Guthaben von > 1,00 $ und könnte mir das dann – hoffentlich – auszahlen lassen. Wer in dieser Situation keinen „Patron“ (mehr) hat, hat verloren.

Das Ziel scheint zu sein, es gerade schlecht verdienenden Kunden so schwer wie möglich zu machen, ihren Account zu schließen. Oder es zeitlich zumindest hinauszuziehen in der Hoffnung, daß der Account dann vergessen wird. Dann sehen die Nutzerzahlen nämlich besser aus, davon ausgehend, daß die meisten Patreon-Nutzer keine relevanten Einnahmen generieren können.


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5 Kommentare zu “Account bei Patreon schließen”

  1. Horst Schulte quakte:

    Bürokratie ist einfach global. Göttlich. Danke für diesen Bericht des Wahnsinns.


  2. Oliver S. quakte:

    Naja, ich find es spricht nichts dagegen, als Karteileiche zu verbleiben.


  3. Tamara quakte:

    Hey!
    ich hatte mich auch auf patreon als creator angemeldet, wollte das ganze nun aber doch noch mal auf eis legen, da ich aktuell kaum zeit dafür finde. Wollte debb account nun löschen und stehe vor dem selben Problem wie du nun. Allerdings könnte ich nicht mal dieses Formular ausfüllen, bin ja deutsche Staatsbürgerin und habe daher keine US Steuernummer. Wie kamst du denn an diese Daten?
    Danke schon mal 🙂


  4. Atari-Frosch quakte:

    @Tamara: Das Formular mußte ich ja genau deshalb ausfüllen, weil ich keine US-amerikanische Steuernummer habe. Wenn ich mich richtig erinnere, war das ganz unten auf einer Seite, wo es heißt, daß man eben keine hat. Dann kommt man zu diesem Monster-Formular.

    Weitergekommen bin ich da bisher aber nicht, ich hatte da noch so ein paar andere Dinge um die Ohren, incl. einem nicht so lustigen Burnout in den letzten Tagen. Ich muß da also selber nochmal reingucken.

    @Oliver: Doch, dagegen spricht was: Das Datenschutzverständnis amerikanischer Dienstanbieter. Deshalb bin ich ja jetzt auch bei Ko-Fi.


  5. JosefP quakte:

    Das ist nur der Gipfel des Eisbergs. Schlimmer ist es wenn ihr den Kundensupport kontaktieren müsst, weil man grundlos euer Konto sperrt. Dann könnt ihr eurem Geld Ade sagen. Patreon antwortet nicht mal innerhalb von 5 Arbeitstagen. Geht zu Subscribestar, steadyhq oder was auch immer. Es gibt genug bessere Alternativen.


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