Spaß mit alter Hardware
2. Oktober 2020 um 13:40 Uhr von Atari-Frosch
Da nach dem „Großen Aufräumen“ mit der Hilfe eines Angestellten wieder so einigermaßen Platz ist hier, konnte ich mich endlich daranmachen, die ganze alte Hardware, die sich hier stapelt, mal durchzutesten. Also, dachte ich. Aber Murphy* hatte wohl echt eine gute Woche gehabt und sich hier ausführlich ausgetobt.
Um Computerteile zu testen, die teils deutlich vor 2010 produziert worden waren, brauchte ich natürlich ein angemessen älteres System. Außerdem wollte ich das ganze gleich nochmal richtig inventarisieren, weil meine Liste auf der statischen Website hoffungslos veraltet ist und weil das arg unübersichtlich werden würde, wenn ich alles, was ich da noch nicht draufgepackt habe, da auch noch mit reinschreibe. Deshalb setzte ich mir erstmal als Zwischenziel, ein MediaWiki aufzusetzen. Denn da kann ich bei Rechnern direkt verlinken, welche Teile gerade darin verbaut sind, und die Teile selbst wiederum ausführlicher beschreiben – Fotos inclusive. Ja, und dann kam Murphy.
* Murphy's Law: Was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.
Zunächst wollte am Sonntag das MediaWiki auf Teufel komm raus nicht auf die dafür eingerichtete Datenbank zugreifen können. Begründung: Das Datenbank-Paßwort sei falsch. X-Mal überprüft, User in MariaDB nochmal gelöscht und mit entsprechenden Berechtigungen neu angelegt … nix zu machen, falsches Paßwort. Das Paßwort hatte ich schon vor längerer Zeit mit pwgen erzeugt, denn das war nicht mein erster Versuch gewesen, dieses MediaWiki einzurichten.
OK, long story short:
- Daß MariaDB aus einem Paßwort mit SELECT PASSWORD einen Hash erzeugt, heißt nicht, daß das Paßwort hinterher auch auf jeden Fall akzeptiert wird.
- Paßwörter mit Sonderzeichen – in diesem Fall vermutlich ein Anführungszeichen – werden nämlich nicht akzeptiert.
Somit bekam das MediaWiki endlich seinen Datenbankzugriff, und ich trug dann mal die entsprechende Subdomain ins DNS ein. Inzwischen ist mein Hardware-Wiki online (viel ist natürlich noch nicht drin).
Am Montag begann ich dann, mir einen Test-PC zusammenzustellen. Und damit legte Murphy erst so richtig los.
Erstmal brauchte ich natürlich ein Display. Einen Röhrenmonitor wollte ich jetzt nicht unbedingt nehmen, obwohl hier noch ein paar stehen, also schnappte ich mir ein 17"-Display von HP, das aber ein spezielles Stromkabel haben will. Der Stromeingang ist eine runde Buchse und hat, soweit ich das sehen kann, vier Pole. Meine Stromkabel-Kiste hatte leider kein passendes Kabel parat. Aber da ist zum Glück noch ein Display „Hanns G HQ191D“, etwa 16", bei dem alles paßt. Damit begann die Suche nach einem geeigneten PC.
PC Nr. 1 bringt auf seinem Mainboard einen Intel Pentium S mit 200 MHz mit, etwas knapp, aber okay. Es kennt AGP, PCI und ISA. Also eigentlich das, was ich suchte. Mit 64 MB hat er zwar etwas wenig (EDO-)RAM, aber das läßt sich ja bei Bedarf ändern. Eine Festplatte von Seagate hat er auch im Gehäuse, und er kann, wenn auch seeehr langsam, in ein darauf installiertes Windows ME booten. Um eine Tastatur anschließen zu können, hatte ich mir vorher (online) sogar noch mal eben einen Adapter DIN5 auf PS/2 gekauft – um dann festzustellen, daß ich sogar tatsächlich noch eine Tastatur mit DIN5-Anschluß habe … Beim Versuch, eine grml-32 zu booten, mußte ich festellen, daß er die CD nicht als Bootmedium erkennt.
PC Nr. 2 ist laut Gehäuse ein Siemens T-Bird mit einem Pentium III. Er hat keine Festplatte, dafür aber ein CD-ROM-Laufwerk. Das Mainboard wollte gar nicht booten und pfiff mich nur langanhaltend an. (Erst später war mir aufgefallen, daß es gar kein RAM drauf hat. Kein Wunder, daß mich die Kiste anplärrt.)
Am Dienstag ging ich an PC Nr. 3. Das ist ein Medion, etwa baugleich mit meinem früheren PC seefunk (Medion), und damit ein Pentium IV. Die Onboard-Grafikkarte liefert kein Signal. Die eingebaute Radeon 9800XL lieferte ebenfalls kein Bild. Eine weitere Grafikkarte auch nicht. Ich gehe also davon aus, daß der AGP-Slot defekt ist. Mit einer dritten Grafikkarte ging der PC direkt nach dem Einschalten wieder aus; die ist dem Netzteil wohl zu stromhungrig.
PC Nr. 4 war seeadler/home. Allerdings war ich schon vorher so halb davon ausgegangen, daß er zum Testen ungeeignet ist, weil da zu wenig Platz drin ist. Er kennt nur einen Typ RAM und kein ISA.
Am Mittwoch zog ich den Bigtower des vormaligen PC seerose (Athlon XP) aus dem Hardware-Lager und baute dessen bisheriges Mainboard aus, nachdem ich gesehen hatte, daß da mehrere Elkos hochgebogene Deckel haben. Ich versuchte, als Ersatz ein Mainboard zu finden, das möglichst viele Bereiche abdecken kann: PCI und ISA, Grafik onboard und/oder über einen universellen AGP-Slot, FDD-Anschluß, EDO- und SD-RAM-Steckplätze, und das am besten mit einem passenden und nicht zu langsamen Prozessor drauf. Ich habe zwar auch noch einzelne Prozessoren, aber die meisten davon sind Slot1 oder Pentium der ersten Generation.
Das erste Board, das mir auffiel, war schonmal zu neu. Kein ISA, kein EDO-RAM und auch kein SD-RAM; dafür sind bereits 4 GB DDR-RAM gesteckt. Ich legte es mir aber beiseite, weil es dafür geeignet ist, später in diesen Bigtower verbaut zu werden – um da ein reines Backup-System draus zu machen. Ich vermute sogar, daß ich das Board mal genau zu diesem Zweck gekauft hatte.
Schließlich fand ich ein Tekram P5MVP-A4 Pro (Baujahr 1998), das alle Bedingungen erfüllte, und verbaute es in den Bigtower. Als CPU ist da ein AMD K6 II mit 350 MHz drauf; nicht super schnell, aber auf jeden Fall ausreichend. Es bekam einen SD-Speicherriegel mit 256 MB aus meiner RAM-Kiste, weil es kein eigenes RAM mitbrachte. Das Mainboard kam ursprünglich mit dem PC, dem ich den Namen seebaer gegeben hatte, lag aber jetzt offen herum, also hatte ich es wohl irgendwann dort ausgebaut, ohne das aufzuschreiben. – 2006 hatte ich zu diesem Board notiert, daß nur der CPU-Lüfter anlaufen würde, aber das lag dann wohl nicht am Mainboard. Denn jetzt lief es ohne Mucken sofort an und versorgte sowohl seine Onboard-Grafikkarte als auch das angeschlossene CD-ROM-Laufwerk. Ich dachte, jetzt kann ich endlich mit dem Testen anfangen. Aber: Murphy war noch nicht fertig mit mir. Denn das Board erkannte zwar das angeschlossene CD-ROM-Laufwerk, aber booten wollte es davon nicht.
Ich probierte es mit drei verschiedenen Laufwerken (alle als Master gejumpert an Primary Master), wechselte auch mal das IDE-Kabel, und versuchte in allen Laufwerken zwei verschiedene CDs, nämlich einmal eine grml-32 von November 2014 (gebrannt September 2015) und einmal eine Ultimate Boot CD, auch von 2015. Schließlich lud ich mir die aktuelle Version 2020-06 von grml-32 (small, weil die full-Version nicht mehr auf eine CD paßt) und brannte die CD neu. Aber auch damit hieß es in zwei Laufwerken: „boot failed“.
Theoretisch sollte ich das Handbuch zu diesem Board haben, aber ich konnte es nicht finden. Online gibt es das auch nicht mehr – und auch sonst nichts mehr von Tekram; offenbar gibt es die Firma gar nicht mehr. [Update 2020-10-17 16:00] Doch, es gibt sie noch. Nur die DE-Domain ist weg bzw. gehört jetzt einem Domain-Grabber. [/Update]
Ich schaute nochmal bei meinen Mainboards und hatte zwischendurch mein altes Compaq-Board in der Hand, das mit einem Slot1 entweder einen Pentium II oder einen Pentium III bis 900 MHz [Update 2020-10-17 16:00] 700 MHz [/Update] betreiben kann – ohne Jumperei. Beim Versuch, einen Pentium II reinzustecken, brach mir ein Teil am Slot ab. Bevor da noch mehr kaputtgeht, habe ich das Board erstmal wieder beiseite gepackt. Früher konnte ich das mit diesen Slot1-Dingern mal besser.
Nachdem auch ein weiteres Mainboard nicht so wirklich zur Mitarbeit bereit war, ging ich wieder zu dem Tekram zurück; ich hatte es für die anderen Boards nicht ausgebaut, sondern die anderen auf zwei Bücher gelegt und sozusagen „extern“ angeschlossen.
Am Donnerstag versuchte ich es erneut, aber nix zu machen. Ich erinnerte mich daran, daß es da früher™ mal die Möglichkeit gegeben hatte, erst mit einer Diskette zu booten, die dem PC das mit dem Bootmedium erklärte, um dann von CD oder auch anderen Medien „richtig“ booten zu können. Damit fing die große Online-Sucherei an. Nicht immer verständliche Beschreibungen und massenweise tote Links in über 15 Jahre alten Forenbeiträgen waren dabei nicht gerade hilfreich. Daneben fragte ich auch mal noch über Pluspora rum: Ich hab da jetzt dieses Mainboard (Baujahr 1998), mit dem ich alte Hardware testen möchte.
Schließlich fand ich einen Boot-Manager, der genau das leisten können sollte (und noch viel mehr): den Plop Bootmanager. Damit stand ich aber schon vor dem nächsten Problem: Mein aktueller PC hat natürlich kein Diskettenlaufwerk mehr, genauso sein Vorgänger, der hier noch betriebsbereit daneben steht. Aber da war ja noch seeadler-home mit einem fertig installierten Debian Lenny und – einem Diskettenlaufwerk. Damit sollte es ja kein Problem sein.
Murphy kicherte sich eins.
Ich zog die Kabel für Strom, Tastatur und VGA vom Bigtower ab und schloß den Rechner – ein Compaq Deskpro EN, also ein flaches Desktop-Gehäuse – an. Eine leere Diskette war schnell gefunden. Dann bootete ich den Compaq, änderte seine Netzwerk-Konfiguration, so daß er sich ins LAN einklinken kann, und versuchte, ihn per ssh mit meinem Hauptrechner zu verbinden. Geht nicht, sagte er. Hm.
Dann eben umgekehrt: Ich baute eine Verbindung von meinem Hauptrechner zum seeadler auf. Nö, sagte mein ssh-Client, da antwortet nix auf Port 22. ps -fax | grep ssh auf seeadler verriet mir dann auch, warum: Es lief gar kein sshd. Ich fand auch keinen in /etc/init.d, er war also einfach gar nicht installiert. Zwar konnte ich ins Internet, aber die konfigurierten Sourcen für die Debian-Pakete für Lenny waren nicht mehr da.
Ja egal, dachte ich, dann eben anders: wget war immerhin vorhanden, also zog ich das Paket mit dem Bootmanager direkt nochmal von der Website, ist ja nicht groß. Damit war's aber nicht getan: Das Paket ist mit zip gepackt. Was war auf seeadler nicht installiert? Ja genau, unzip. Offenbar war das nur eine absolute Basis-Installation gewesen.
Es wurde dann nochmal umständlich. Nach einer Suche fand ich eine passende Version auf snapshot.debian.org und holte die mit wget, um sie dann mit dpkg -i zu installieren. Damit konnte ich das Paket auspacken. Wenigstens mußte ich dann nicht auch noch dd nachziehen, denn das war installiert. Damit packte ich das entsprechende Binary auf die Diskette. Dabei gab es zwar zwei Fehlermeldungen wegen CRC-Checksummen, aber als ich die Diskette mountete und überprüfte, schien alles in Ordnung zu sein. Also fuhr ich den Compaq runter, baute ihn ab und steckte die Kabel wieder in den Bigtower – und die Diskette in dessen Diskettenlaufwerk.
Allerdings war dieses Laufwerk noch nicht angeschlossen. Ich mußte also erst noch ein FDD-Kabel suchen. Aufgrund der abendlichen Lichtverhältnisse schaffte ich es aber nicht, das Kabel ans Laufwerk zu pfriemeln, und machte erstmal Feierabend.
Heute, also Freitag, schließlich das große Finale: Das Kabel ist – nachdem ich noch ein paarmal suchen mußte, weil Floppy-Kabel nicht gleich Floppy-Kabel ist, wäre ja zu einfach – am Floppy-Laufwerk angebracht und ich startete neu. Dabei mußte ich natürlich wieder ins BIOS, um die Boot-Reihenfolge umzustellen, damit vom Diskettenlaufwerk gebootet wird. Und dabei sah ich – das muß mir wohl beim letzten Mal echt durchgerutscht sein –, daß bei der Boot-Reihenfolge auch ein …
… CD-ROM vorgesehen ist. 🤦♀️
Die Boot-Reihenfolge zu ändern, nützt mir allerdings nichts. Die BIOS-Batterie ist nämlich nach fast 10 Jahren so dermaßen leer, daß die Einstellungen nicht mal bis nach einem Reboot reichen. Ich hab dann mal CMOS-Batterien bestellt …
Ja, lacht mich ruhig aus. Ich hab seit 2011 nicht mehr ernsthaft an PCs geschraubt.
Murphy hat diese Woche hier echt Spaß gehabt …