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Ein Sonntag im Mai

16. Mai 2021 um 22:24 Uhr von Atari-Frosch

Das klingt positiv, nicht wahr? Man denkt an Frühling, Zeit für sich und Freunde und/oder Familie, vielleicht was unternehmen …

Der Tag heute war nicht positiv. Der war für die Tonne.

Und das kam so:

Ich hatte mir den Wecker auf 9:00 Uhr gestellt, damit ich pünktlich um 10:00 Uhr am PC sitze, um an der Fortsetzung des ersten hybriden Bundesparteitags der Piratenpartei (#hyBPT211) teilzunehmen. Das klappte auch problemlos, erstaunlicherweise, denn so super gut geschlafen hatte ich nicht.

Dann jedoch hatte die Orga dort in Berlin, wo sie diesmal residierten, einige Probleme, vor allem bei der IT, und es gab lange Wartezeiten. Das heißt für mich: Ich kann nichts anderes machen und muß warten. Denn wenn ich derweil was anderes anfange, muß ich umgehend zurückswitchen können, wenn es weitergeht. Sowas funktioniert bei mir nicht so wirklich. Ich hatte das vor ein paar Jahren schonmal beschrieben: Singletasking.

Zu warten, während meine Aufmerksamkeit in der Luft hängt, tut mir aber auch nicht gut. Denn das ist kein echter Leerlauf bei mir. Das Gehirn ist auf diese eine Sache eingestellt, aber es kommt nichts. Oder zu wenig bzw. nur in kleinen Happen. Klingt paradox, aber für mich das ist anstrengend.

Als es dann flüssiger weiterging, kam prompt mal wieder Lärm aus der Nachbarschaft dazu. Kreischen, Quietschen, Trampeln und Knallen. Laut genug, um durch die Kopfhörer durchzudringen. Und ich konnte nicht einfach auf Musik umschalten – ich wollte ja am #hyBPT211 teilnehmen. Derweil gab es dort langwierige Diskussionen über Satzungsänderungsanträge, und hier und da noch einen Geschäftsordnungs-Antrag (GO-Antrag) dazwischen. Gegen halb zwei wurde mir das alles zu viel, und ich mußte mich ausklinken. Wann Mittagspause sein sollte, war zu der Zeit noch nicht bekannt.

Ich wechselte dann doch mal auf Musik, um den Nachbarschaftslärm auszublenden, aber ich fühlte mich nicht besser. Im Gegenteil, da baute sich etwas auf, was ich nur sehr selten habe: Fluchttendenzen, die, wenn ich sie nicht „befriedige“, in einen Meltdown ausarten können. Ich mußte raus.

Also befragte ich die Website der Rheinbahn, wie ich am besten nach Hamm komme. Vom dortigen S-Bahnhof aus war ich ja Anfang Juli letzten Jahres schon einmal am Rhein entlang zum Rheinturm gelaufen, und diese Tour wollte ich nochmal machen. Die Rheinbahn sagte, ich solle über Hauptbahnhof fahren. Wäre es nicht so dringend für mich gewesen, wegzukommen, hätte mir noch ein- und auffallen können, daß das Unsinn ist, denn wenn ich zum S-Bahnhof Friedrichstadt laufe oder fahre (wie letztes Mal auch), bin ich nicht nur eine Station näher am Ziel, sondern habe auch längst nicht so viele Kontakte, Stichwort Coronavirus.

Dann schnappte ich mir die Fototasche und meinen „Drecksack“ (Stofftasche mit allem, was man unterwegs so braucht) und ging los. Am Hauptbahnhof war es erwartungsgemäß voll, und die Corona-Tracing-App meldete mir allein dort schon über 160 „Kontakte“, also eingesammelte Zufalls-IDs. Abstand wurde nicht überall gehalten, und das mit den Masken nahm man da auch eher locker. Wieso auch nicht, es kontrolliert ja niemand. Dann mußte ich auch noch fast eine halbe Stunde auf die nächste S28 warten. Mit Kindergeschrei und einem Tüpen, der laut Musik hörte.

Angekommen in Hamm packte ich die Kamera aus und wollte die ersten Bilder machen. Der Blick durch den Sucher war allerdings etwas … seltsam: Ziemlich dunkel, und in der Mitte sah ich leicht regenbogenfarbige, konzentrische Kreise. Ich dachte erst, das läge am Gegenlicht, in das ich gerade schaute. Aber auch in die andere Richtung änderte sich das nicht. Außerdem fiel mir auf, daß der Autofokus auf das Antippen des Auslösers nicht reagierte, und richtig auslösen ging auch nicht. Ja, die Kamera war natürlich eingeschaltet.

Wenn ich den Autofokus ausschaltete, konnte ich zwar auslösen, aber halt nicht wirklich scharf stellen, denn das Bild blieb dunkel, und meine Augen schaffen das ja schon normalerweise nicht mehr. Ich bin auf den Autofokus angewiesen, wenn ich nicht sowieso auf unendliche Entfernung stellen kann.

Um zu testen, ob es an der Kamera oder am Objektiv liegt, wechselte ich also zum anderen Objektiv. Da hatte ich ein klares Bild, der Autofokus griff, und ich konnte auslösen. Schau an. Ein Blick in das jetzt abgenommene größere Objektiv zeigte mir auch, warum das alles so dunkel erschien: Die Blende ist fast komplett zu. Da muß sich wohl was verklemmt haben. Normalerweise steht die Blende weit offen, wenn das Objektiv nicht auf der Kamera steckt.

Achso, wenn ich vom „größeren“ Objektiv schreibe, meine ich ein Sigma 18 - 200 mm mit F3.5 - 6.3; das „kleinere“ ist ein Sigma 18 - 55 mm mit Festblende 2.8 und Makro-Fähigkeit. Ich hatte jetzt also das „kleinere“ drauf, und mir fehlte die Tele-Zoom-Möglichkeit. (Tatsächlich unterscheiden sich die beiden kaum in der äußeren Größe, und das kleinere scheint mir sogar etwas schwerer zu sein. Ich mache das „groß“ und „klein“ also nur am Zoom-Bereich fest.)

Damit lief ich vom S-Bahnhof Hamm los. Im Gegensatz zu meiner Hoffnung, daß ich dort draußen nahezu allein sein würde, kamen mir aber ständig Leute entgegen. Die erhoffte Ruhe brachte das erstmal nicht, außerdem habe ich mal lieber die Maske aufgelassen.

Ich mußte ein ganzes Stück laufen, bis es weniger Menschen wurden. Aber es wurden endlich weniger, und ich konnte mich besser aufs Fotografieren konzentrieren.

Dabei fiel mir auf, daß sich das kleine Objektiv auch irgendwie seltsam verhielt. Ich konnte nämlich nicht so ohne weiteres die Brennweite ändern. Das schien immer wieder zu haken, als wäre da ein Hindernis. Ich überprüfte den „Lock“-Schalter, aber der war offen. (Damit stellt man das Objektiv auf einer Brennweite fest, damit die sich nicht mehr verändert.)

An einer Stelle sah ich ein auffälliges Muster in den Wolken; überhaupt war es ziemlich bewölkt, in unterschiedlicher Dichte, teils in weiß und teils in grau. Die Pareidolie ließ mich deutlich ein menschliches Gesicht im Halbprofil erkennen. Dafür wollte ich es doch nochmal mit dem großen Objektiv versuchen, um es näher heranziehen zu können. Ich wechselte also nochmal, aber am Zustand des großen hatte sich nichts geändert. Also setzte ich wieder das kleinere drauf – nur um festzustellen, daß sich die Brennweite jetzt quasi überhaupt nicht mehr bewegen ließ, was auch den Autofokus massiv einschränkte. Außerdem bemerkte ich, daß der vordere Teil des Objektivs quasi wackelte, also offenbar nicht fest genug im hinteren Teil saß, sondern sich nach allen Seiten hin bewegen ließ. Und das wurde immer mehr.

Ich hatte maximal die Hälfte meiner Wegstrecke geschafft – und konnte mit der großen Kamera nicht mehr fotografieren. Ein paar Bilder habe ich dann noch mit dem Nokia (Smartphone) gemacht, aber so wirklich Spaß macht das nicht, wenn so viele Funktionen, die die DSLR bietet, fehlen.

Was da passiert ist, wie es passiert ist, daß beide Objektive zeitgleich einen Schaden haben – keine Ahnung. Seit der letzten Tour am 1. März, wo alles noch funktionierte, waren sie da, wo sie immer sind: Das große auf der Kamera, das kleine in seiner Objektiv-Tasche, und alles zusammen in der Fototasche. Die Kamera selbst scheint immerhin in Ordnung zu sein.

Es reichte noch nicht. Mir taten schon ziemlich die Füße weh, als ich am Rheinturm ankam. Dort machte ich erstmal Pause auf einer Sitzbank. Von dort aus konnte ich an den Wolken sehen, daß es drüben in Oberkassel offenbar regnete.

Also hielt ich mich nicht allzu lange auf und lief weiter zur Haltestelle Landtag/Rheinturm. Dort wartete ich auf die Straßenbahn 706 und stand dabei lieber neben dem Wartehäuschen, in dem sich nach meinem Geschmack schon ein paar Menschen zu viel aufhielten.

Aus der 706 stieg ich dann versehentlich eine Station zu früh aus, nämlich bereits am Graf-Adolf-Platz statt an der Berliner Allee. Ich glaubte, dort müsse es eigentlich auch noch eine Haltestelle in Richtung Luisenstraße geben, aber da hatte ich mich getäuscht – eventuell war die da mal, aber es gibt sie nicht mehr. Also lief ich zur Luisenstraße, und weil es immer noch nicht reichte, fing es an zu regnen.

Ich mußte also diesmal ins Haltestellen-Häuschen, um nicht durchweicht zu werden, obwohl auch dort schon ein paar Menschen warteten. Bis die nächste 705 kam, dauerte dann noch einige Minuten; aber besser, wegen einer Haltestelle auf die Bahn warten als laufen und klatschnaß werden.

Als ich dann zu Hause war und mich umgezogen hatte, hörte der Regen auf und die Sonne strahlte wieder …

Durch die Corona-Tracing-App „eingesammelte“ IDs:

  • 192 (15:00 - 16:00 Uhr, vor allem am Hauptbahnhof)
  • + 37 (16:00 - 17:00 Uhr, von Hamm S bis gut 1/3 der Wegstrecke)
  • + 26 (17:00 - 18:00 Uhr, als dann weniger los war)
  • + 117 (18:00 - 19:00 Uhr, mit Heimfahrt).

Dann hoffen wir mal, daß da in den nächsten bis zu zwei Wochen keine lustigen Meldungen kommen …

Ich hab dann mal versucht, herauszufinden, wer in Düsseldorf Objektive reparieren kann. Die Firmen, die Reparaturen im Foto-Bereich anbieten, reden meist nur von Kameras, nicht von Objektiven bzw. nur davon, daß sie einem die Objektive gern zum Hersteller schicken, was man aber eigentlich auch selbst tun könnte. Was komplett fehlt, sind Hinweise auf Preise. Nicht einmal Stundensätze habe ich gefunden. Wenn Preise aber gar nicht erst genannt werden, heißt das im allgemeinen: Es wird teuer.

Gebraucht wiederum werden Objektive in der Größenordnung offenbar eher selten angeboten, jedenfalls auf eBay. Wer ein originales Canon-Objektiv hat, wird es wohl eher nicht hergeben, oder nur zusammen mit der Kamera als großes, teures Paket. Sigma ist eine der günstigeren Marken, die man gut als Ersatz nehmen kann, aber auch da sieht es mau aus. Also, für beide Objektive. Ein Ersatz für das Makro-Objektiv würde demnach sogar gebraucht noch mindestens 350,00 € kosten. Als Ersatz für das große habe ich heute eines auf Beobachtung genommen, da läuft die Auktion morgen aus; ich fürchte aber, das wird auch noch in Dimensionen steigen, bei denen ich finanziell schlicht nicht mithalten kann.

Also falls jemand so ein Objektiv über hat und es günstig hergeben würde …

Das war dann dieser Sonntag im Mai. Hätte echt nicht sein müssen.

Die Bilder bearbeite ich morgen. Oder so.

[Update 2021-05-17 15:10] Ich habe mir soeben ein gebrauchtes Sigma 28 - 300 mm auf eBay „geschossen“. Das wird das „große“ ersetzen. Was ich wegen des Makro-Objektivs mache, weiß ich noch nicht. Aber ich hätte schon gern wieder eins. [/Update]


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