IP-Jonglieren mit Vodafone
8. Juni 2021 um 17:59 Uhr von Atari-Frosch
Als ich letzten Monat, um meine Kosten zu reduzieren, einen neuen Internet-Tarif bei Vodafone buchte, hatte ich eigentlich überlegt, wieder in den Privatkundenbereich zurückzuwechseln, weil ich davon ausging, daß es dort günstiger ist als im Business-Bereich. Den Business-Tarif hatte ich ja nur, weil UnityMedia vor ihrem Verkauf an Vodafone – und als dieser noch nicht öffentlich bekannt war – die Business-Verträge angeboten hatte wie sauer Bier. Es ist zu vermuten, daß sie mit der deutlichen Erhöhung der Business-Verträge ihren Marktwert steigern wollten.
Allerdings war dieser BusinessVertrag nur in den ersten 24 Monaten günstig (rund 40,00 € im Monat), danach ging er auf über 70,00 € im Monat hoch, das war mir denn doch zu viel.
Vodafone lockte mich jedoch mit einem neuen Business-Vertrag, der zwar mehr kostet als die vorherigen 40, aber immerhin günstiger ist als die 70. Ich sollte statt der bisherigen 200 mBit/s Download und rund 20 mBit/s Upload 500 und 50 mBit/s bekommen, und außerdem eine feste IP-Adresse. Letzteres reizte mich sogar mehr als die Geschwindigkeit, denn damit kann ich zum Beispiel den Zugang zu den ssh-Ports auf den Servern auf diese Adresse festnageln und Angreifer, auch die Such-Bots, die regelmäßig die Ports abklappern, finden dann diesen Port nicht mehr. Die vorherige Geschwindigkeit hatte mir eigentlich vollkommen ausgereicht.
Nach der Tarifumstellung hatte ich dieselbe IPv4-Adresse wie vorher, in der IP-Range 84.119.0.0/16. Daher ging ich davon aus, daß sie diese letzte dynamisch zugeteilte IP einfach auf meinen Anschluß festgenagelt hatten und fand das äußerst praktisch. Ich paßte meine iptables-Regeln auf den Servern an und glaubte, daß ich daran nun nichts mehr verändern muß. Ich sollte mich irren.
Kurz nach der Umstellung, noch am selben Tag, hatte ich plötzlich kein Netz mehr. Ich rief nochmal bei der Business-Hotline an und wollte wissen, was los ist. Erst hieß es, das habe mit der Tarifumstellung nichts zu tun, da werde grad draußen was repariert, die Techniker seien bis ca. 17:00 Uhr fertig. Da danach immer noch nichts ging, rief ich nochmal an. Dann erfuhr ich, daß das doch nicht mit dem Außeneinsatz zusammenhing: Der Verkäufer hatte mir nämlich falsche Routing-Informationen auf die FritzBox gejubelt. Die funktionierte daraufhin nur noch als Modem – weswegen sie von Vodafone selbst auch noch ansprechbar war –, aber nicht mehr als Router. Das wurde dann noch gefixt, und seitdem ging erstmal alles, und zwar immer noch mit der IP-Adresse aus 84.119.0.0/16.
Von Samstag auf Sonntag (5./6. Juni) gab es bei Vodafone/UnityMedia eine Großstörung. Für meinen Anschluß hier hieß das, ich hatte rund 17 Stunden lang kein Netz. Abends tröpfelten ab und zu noch ein paar Pakete durch, aber dann war ganz dicht, bis am Sonntag um ca. 14:50 Uhr. Die IP aus 84.119.0.0/16 war mir weiterhin erhalten geblieben, was ich als Bestätigung dafür sah, daß die bisherige dynamische meine neue feste IP ist.
Gestern Abend gab es hier nochmal ein Problem. Um ca. 18:45 Uhr hatte ich eine etwa einminütige Verbindungs-Unterbrechung, und nach 19:00 Uhr ging wieder erstmal gar nichts mehr. Irgendwann nach 22:00 Uhr leuchtete dann am Router eine rote Lampe auf; vorher hatte er keine Probleme angezeigt (also genauso wie beim Ausfall am Wochenende, weshalb ich erst davon ausgegangen war, daß es nochmal dasselbe Problem ist).
Erst heute merkte ich, daß es dabei eine relevante Veränderung gegeben hatte: Ich konnte mich nicht mehr per ssh zu meinem Server verbinden, obwohl ping durchging und alles andere funktionierte. Also fragte ich mal die FritzBox.
Als erstes fand ich spannend, daß die FritzBox von dem Ausfall am Samstag/Sonntag so überhaupt gar nichts weiß. Als letzte Trennung zeigt sie mir die vom 5. Mai an, als der neue Tarif aufgeschaltet wurde – mit der bisherigen IP-Adresse aus dem Bereich 84.119.0.0/16.
Von dem Ausfall von gestern Abend sagt mir die FritzBox nichts von einer Trennung um 19:00 Uhr herum und auch nichts von der kurzen Störung um 18:45 Uhr, allerdings erzählt sie mir für 20:46 Uhr: „Internetverbindung ist fehlgeschlagen: Fehlergrund: 1 (DHCPv4 lease time out)“. Äh – wie kann das sein, wenn ich doch angeblich eine statische IP habe? 🤔
Für 22:45 Uhr sagt sie mir dann, es wurde eine neue IP zugeteilt. Das muß der Zeitraum gewesen sein, an dem die rote Lampe an der FritzBox anging. Diese neue IP ist nicht nur eine andere als die bisherige, sondern sogar in einer ganz anderen IP-Range, nämlich 178.201.0.0/16.
An dem Punkt war es dann Zeit, bei der Business-Hotline von Vodafone anzurufen.
Der Mensch erzählte mir, die 178.201-Adressen seien dynamisch, nicht statisch. Ja, ähm, das ist, äh, nett, aber warum hat meine FritzBox erneut eine dynamische Adresse bekommen, wenn ich doch eine statische haben sollte? Und warum findet der Wechsel erst einen Monat nach dem Tarifwechsel statt? Ich hätte es dann gerade noch verstanden, wenn ich jetzt nachträglich meine statische IP bekommen hätte, aber offenbar ist es ja eben wieder keine statische IP.
Der Mensch am anderen Ende ließ mich eine Website aufrufen, die mir meine eigene IP-Adresse anzeigt. Und – Überraschung! Ich bekam wiederum eine andere angezeigt als die, die meine FritzBox für sich kennt, und in wiederum einer anderen IP-Range. Und noch etwas bekam ich angezeigt: daß ich keine IPv6-Adresse mehr habe. Also nicht mal mehr eine dynamische. Daß ich die verlieren würde, hatte mir der Verkäufer vor einem Monat so nicht gesagt. Er hatte zwar was von IPv6 erwähnt, aber nicht so, daß mir klar war, daß ich keine IPv6-Adresse mehr bekommen würde.
Im Nachhinein fiel mir allerdings ein, daß mir diesbezüglich kürzlich was aufgefallen war. Bei meinen eigenen Kommentaren in meinem Blog wurde mir im Dashboard bislang eine IPv6-Adresse für mich angezeigt; die Kommentare nach dem Tarifwechsel haben dann wieder eine IPv4-Adresse drinstehen – und zwar die, die ich seitdem für meine neue feste IP gehalten hatte. Das heißt, die bisherige IPv4-Adresse blieb unverändert, während mir die IPv6-Adresse bereits weggenommen worden war. Laut dem Menschen, den ich heute am Telefon hatte, wäre ersteres eigentlich gar nicht möglich gewesen.
Ich kann jetzt nur vermuten, daß man mir zwar die statische IP-Adresse ein- und die Möglichkeit einer IPv6-Adresse ausgetragen, aber dann nicht dafür gesorgt hatte, daß diese neue IPv4-Adresse auch umgehend aktiv wird. Laut dem Menschen an der Hotline sollte diese bereits seit 5. Mai aktiv gewesen sein. Erst nach dem Auslaufen der Lease-Time für die bisherige IP kam jetzt wirklich die statische auf den Anschluß.
Unklar bleibt für mich, warum die FritzBox immer noch meint, sie habe eine IP aus dem dynamischen Bereich 178.201.0.0/16. Logisch wäre doch, daß sie ihre statische IP kennt und nicht irgendeine dynamische, die nach außen überhaupt keine Bedeutung hat?
Dann hoffe ich mal, daß die jetzige IP wirklich, wirklich die statische ist und bleibt. Ich hab zwar 'ne Shell auf einem Host, der nicht auf IP-Bereiche einschränkt, und konnte darüber auf die drei Server, die das jetzt betrifft und bei denen ich die iptables anpassen mußte, aber Zweck war ja wie gesagt, daß ich genau das nicht mehr muß.
12. Dezember 2021 at 1:31
Ich liebe dynamische IPs weil man so einfach nervige IP Bans umgehen kann aber nein stattdessen klebt die IP an mir wie eine Klette ;-; Genau das gegenteil
13. Dezember 2021 at 7:57
Nebenbei: Man kann durchaus per DHCP statische Adressen verteilen.