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Sich etwas leisten können

26. Dezember 2021 um 12:18 Uhr von Atari-Frosch

Ich versuche seit einer Weile, mir die Phrase „sich etwas leisten können“ abzugewöhnen. Sie ist zutiefst kapitalistisch.

Ich kann etwas bezahlen oder auch nicht. Mit meiner Leistungsfähigkeit hat das nichts zu tun in einer Gesellschaft, in der Menschen nicht mehr für ihre Leistung bezahlt werden und sich Firmen mit Händen und Füßen gegen einen (höheren) Mindestlohn wehren bzw. mit allen Mitteln versuchen, ihn zu unterlaufen. (Ja, nicht alle Firmen, ich weiß.)

Geradezu höhnisch ist das für bzw. gegenüber Menschen, die gar nicht mehr in der Lage sind, eine oder genügend „Leistung“ zu erbringen im Rahmen einer Arbeit, die bezahlt wird. Oder die das zwar könnten, aber keine entsprechende Arbeitstelle finden können. Die von einem Regelsatz abhängig sind, der seit Jahren im Verhältnis zu den Preissteigerungen immer weniger wird, auch wenn er in absoluten Zahlen steigt, was auch nichts mit „Leistung“ zu tun hat. Wir werden also in Armut gezwungen und uns wird dann erzählt, daß wir uns „das halt nicht leisten“ könnten und wir uns damit abzufinden hätten. Wer braucht schon gesundes Essen, wer braucht schon Urlaub, wer braucht schon Teilhabe oder Lebensqualität, wenn man noch nicht mal was „leistet“?

Es geht bei der Frage, ob man etwas kaufen kann, nicht um Leistung. Es geht darum, ob man's bezahlen kann.

(Ich bin ja für die Abschaffung des Kapitalismus bzw. der sogenannten Marktwirtschaft AKA des Wirtschaftsfaschismus', aber das will ja wieder niemand hören, ne.)


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Ein Kommentar zu “Sich etwas leisten können”

  1. Michael Richter quakte:

    Das mit der Mindestlohn-Zahlung liegt zum Teil aber auch nicht an den Firmen selbst, sondern, dass eben die Wertschöpfung nicht mehr als Mindestlohn-Zahlung erlaubt, etwa bei Spargelstechern oder bei den Radfahrern von Bringdiensten.


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