Froschs Blog

Computer und was das Leben sonst noch so zu bieten hat

Zur Website | Impressum

Wohnungssuche

17. Dezember 2022 um 14:25 Uhr von Atari-Frosch

Ich habe gestern mal wieder Wohnungen in Greifswald nachgesehen, wo ich schon seit Jahren gerne hinziehen würde. Generell wird die Auswahl dort seit Jahren immer geringer, die Wohnungen, die „im Satz“ liegen, werden immer kleiner, und davon, wie diese Wohnungen geschnitten sind, fange ich gar nicht erst an. Achja, und die meisten sind im 5. Stock, ohne Aufzug. Das hab ich jetzt, und da ich nun mal nicht jünger werde, würde ich darauf in Zukunft liebend gern verzichten. Alternativ: Ja, gerne weit oben, aber dann zwingend mit Aufzug.

Für den Satz, den das ARGE dort als „angemessen“ ansieht – 290,00 € ohne Nebenkosten oder 362,45 € bruttokalt –, bekommt man laut Immoscout zwischen knapp 20 und maximal 30 m². Für die 45 m², die Alleinstehenden offiziell zustehen, reicht es bei weitem nicht. Da darf man bei ca. 360,00 € ohne Nebenkosten anfangen, und das wird das ARGE nicht bezahlen.

OK, es sei denn, man ist handwerklich begabt und hat das nötige Kleingeld, um eine heruntergekommene Wohnung selbst zu renovieren, dann bekommt man so eine Wohnung auch mal billiger. LOL. Ich kann nicht mal alleine tapezieren.

Und nein, 45 m² sind kein Luxus, sondern noch zu wenig für jemanden, der seinen Lebensmittelpunkt in der Wohnung hat und da auch Dinge tun will, die abseits von kochen und schlafen sind. Aber Zwangsverarmten werden solche Tätigkeiten von der Gesellschaft und vom Gesetzgeber ja nicht zugebilligt. Erfüllung hat man gefälligst in einem bezahlten Vollzeit-Job zu finden, was anderes wird weder akzeptiert noch überhaupt mitgedacht. Wer das nicht kann, hat sein Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit verwirkt.

Und nein, mehr Wohnfläche zu wollen ist kein Luxus. Ihr würdet Euch auch nicht auf einen dauerhaft zu kleinen Wohnraum zusammenquetschen lassen wollen, wo Ihr ständig irgendwo anstoßt oder über was drüberstolpert, weil kein Platz ist, und Dinge nicht tun könnt, weil es keine Arbeitsfläche dafür gibt. Zumal man passende Möbel auch nicht gerade nachgeworfen bekommt. Zumindest bei mir ist immer noch ein nicht geringer Teil meines Krams in Kartons. Seit 20 Jahren, die ich hier wohne.

Reiche Menschen kaufen sich halt einfach 'ne Eigentumswohnung. Davon gibt's offenbar genug, werden ja auch ständig neue gebaut. Zwangsverarmte Menschen werden auf einen sozialen Wohnungsbau verwiesen, den es faktisch nicht mehr gibt. Da gäbe es vielleicht die 45-m²-Wohnung für 362 € bruttokalt. Und vielleicht wäre sie sogar wetterdicht, hätte nicht alle paar Jahre 'ne nasse Wand, und sie wäre vielleicht nicht unbedingt im 5. Stock ohne Aufzug, vielleicht sogar für meinen Bedarf sinnvoll geschnitten. Also, wenn es sie gäbe.

Es gibt sie nicht. Es gibt sie deshalb nicht, weil unter der Großen Koalition der soziale Wohnungsbau massiv heruntergefahren wurde. Bis das Defizit aufgeholt ist, wird dauern. Für mich zu lange.

Ich will hier weg. Ich muß hier weg. Nicht nur, weil ich gerade bei zwischen 16,5 und 18 °C in dieser Wohnung direkt unterm Dachboden friere, obwohl die Heizung (Gastherme!) höher aufgedreht ist, als es klimatechnisch verantwortbar ist. Sondern auch, weil es hier buchstäblich jährlich lauter wird, während meine Reizfilter immer mehr einbrechen. Akustische Filter habe ich quasi keine mehr:

  • Nachts klopfen, rumpeln oder hämmern? Kein Problem, regelmäßig alle paar Tage.
  • Offene Fenster in der warmen Jahreszeit heißt nahezu automatisch Zwangsbeschallung mit Partylärm, aufgedrehten Musikanlagen oder Fernsehern, wobei Partys gerne mal von nachmittags halb fünf bis morgens früh um halb drei gehen. Manchmal auch noch 'n Stündchen länger.
  • Das Rumpeln der Straßenbahnen auf der Gleiskreuzung Helmholtz-/Hüttenstraße wird auch nicht leiser. Man sollte meinen, daß es heutzutage möglich wäre, leisere Gleiskreuzungen zu bauen. Und ja, ich höre das. Im 5. Stock, bei geschlossenem Fenster, auch noch auf der anderen Hausseite. Also in den Räumen, die zum Hinterhof zeigen.
  • Seit März bimmelt St. Antonius, direkt gegenüber liegend, nicht nur täglich um 7:00, 12:00 und 18:00 Uhr jeweils drei Minuten lang sinnlos mit einer Glocke, als ob Menschen keine Uhren hätten, sondern auch nochmal um 19:00 Uhr für die doppelte Zeit mit vollem Geläut, weil man meint, damit irgendwie der Ukraine helfen zu können.
  • Da um die Ecke in der Hüttenstraße eine große Feuerwehrstation ist und auf dem Fürstenwall, auf der anderen Seite, die Malteser einen Sitz haben, sind Martinshörner hier an der Tagesordnung. Oft mehrmals pro Tag, manchmal mehrfach pro Stunde.
  • Der generelle Autoverkehr auf der Helmholtzstraße wird auch nicht leiser.

Klar, man könnte mir sagen, ist doch gut, daß ich so eine gute Nahverkehrsanbindung mit mehreren Haltestellen vor der Haustür habe. Oder daß es doch gut sei, wenn Feuerwehr oder Rettungsdienste so nah sind, falls hier mal was passieren sollte.

Aber ich halte den Lärm nicht mehr aus, und selbst nachts wird es hier nicht wirklich still.

Was ich brauche (nicht: wünsche, sondern: brauche!), ist RUHE. Keine Hauptstraße, keine Gleiskreuzung, keine Kirche etc. im direkten Wohnumfeld, auch kein Kindergarten und keine Schule (ich hab nichts gegen Kinder, ich kann nur den Lärm nicht mehr ab), keine häufigen Baustellen im direkten Umfeld, keine Heimwerker, keine Zwangsbeschaller. Keine Laubbläser, kein Party-Volk.

Was ich brauche (nicht: wünsche, sondern: brauche!), ist PLATZ. Also kein Zimmerchen mit Herd und Bett im selben Raum, wie man es mir offenbar gerade noch so zugestehen möchte. Ich möchte an meiner Hardware schrauben können. Ich möchte gelegentlich eines meiner Puzzle legen können. Ich möchte mehr Bücherregale aufstellen können. Ich möchte ein Sofa aufstellen können (ich habe keins – vor allem aus Platzgründen). Ich möchte gemütlich in meinem Sessel (hab ich, ist aber unter Zeug vergraben) vor dem von meiner Mutter geerbten Fernseher sitzen und Filme und Serien gucken können. Ich möchte außerdem Raum für Lebensmittelvorräte haben können, damit ich nicht ständig einkaufen gehen muß und auch für den Fall, daß dem ARGE mal wieder ein Grund einfällt, plötzlich gar nichts mehr bezahlen zu müssen.

Und ich möchte so nebenbei auch an mein Fahrrad rankommen, ohne es vor jeder Fahrt über zwei steile Treppen aus dem Keller hochtragen und danach wieder unter hoher Unfallgefahr wieder runtertragen zu müssen.

Die (Noch-)Wohlstandsgesellschaft, für die alles das völlig normal ist, sagt mir, das sei für mich Luxus, weil ich nicht mehr nützlich (genug) bin.

Die Würde des Menschen … endet beim Geld.

Achja, ich such 'ne Wohnung, die für den jeweiligen Ort „im Satz“ liegt und nicht kleiner als 50 m² ist (besser größer). In einem ruhigen Ort, aber mit öffentlicher Verkehrsanbindung incl. Bahnhof, weil ich einen Führerschein weder besitze noch besitzen möchte. Ich würde sehr gern in Richtung Meer wohnen, am liebsten Ostsee, am allerliebsten in Greifswald. Die Wohnung muß wetterdicht sein. Entweder auf einem niedrigen Stockwerk oder mit Aufzug. Heizung/Kochen möglichst nicht mit Gas (aus Klima-Gründen). Schnelle Internet-Anbindung ist ebenfalls ein Muß, so ab 100 mBit/s (je mehr, desto besser). Photovoltaik-Anlagen zur hauseigenen Stromerzeugung und/oder Grauwasser für die Klospülung wären ein supergeiles Plus. Badewanne dagegen muß nicht sein, aber 'ne Dusche.

Sollte sich was finden, müßte ich wohl ein Crowdfunding für die Umzugsfinanzierung starten, denn außerhalb von Düsseldorf incl. einem gewissen Einzugsgebiet (Neuss, Mettmann etc.) bekomme ich die vom ARGE nicht, wenn ich am neuen Wohnort keine Job-Zusage nachweisen kann.

Irgendwie muß es klappen. Ich geh hier kaputt. Ich muß hier weg.


History

Kommentieren

Bitte beachte die Kommentarregeln!

XHTML: Du kannst diese Tags verwenden: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>