Jahresrückblick 2022
31. Dezember 2022 um 16:06 Uhr von Atari-Frosch
Es war das Jahr der Toten.
Aber der Reihe nach, wie üblich.
Im Oktober 2021 hatte ich ja angefangen, selbst Brot zu backen. Im Automaten, aber mit eigenen Mehlmischungen, die ich mir eher spontan zusammengestellt habe. Denn da war noch das Mehl, das ich 2018 aus dem Haushalt meiner Mutter übernommen hatte, und irgendwann mußte das mal weg. Im Januar gab es dann ein paar seltsame Ereignisse mit diesen Automaten-Broten, und ich suchte echt wochenlang nach dem Grund. Den Grund dafür, warum ich immer wieder Pannenbrote herausbekam. Also eigentlich gebackenes Mehl ohne Wasser. Zunächst dachte ich, mein alter LeCaf sei am Ende, und jemand war übermäßig freigiebig, als ich nach Empfehlungen für einen neuen (gebrauchten) fragte – und kaufte mir einen niegelnagelneuen Automaten – mit dem dann wieder genau dasselbe passierte …
Nach einer weiteren, wirklich selbst verschuldeten Panne fand ich im Februar endlich heraus, warum das immer wieder passierte: Es war die Wassermenge. Und vermutlich half es außerdem, daß ich mir dann auch mal ein Einhand-Sieb zulegte und anfing, das Mehl zu sieben. Das hatte ich nämlich vorher nicht getan. Jetzt klappt das mit den Roggenbroten. OK, weitestgehend; ich muß den Teig anfangs immer noch im Auge behalten. Das ist dann wohl so.
Im Januar hatte ich mich außerdem mal wieder ausführlicher mit Python befaßt und hatte zunächst Spaß mit EXIF und datetime-Objekten und später noch mit dem Datenbankformat InnoDB. Trotzdem bin ich leider nicht so oft zum Programmieren gekommen, wie ich das gerne gehabt hätte.
Und dann war da noch die Sache mit dem Objektiv Sigma 28-300, das ich nochmal testen wollte. Ich wollte nicht glauben, daß das Teil so schlecht sein sollte. Also machte ich bei einem Spaziergang am Rhein eine Testreihe mit teils automatischem und teils manuellem Fokus. Na-ja.
(Leider notwendiger Hinweis: Die Einzelbilder auf der Media-Site funktionieren seit dem Piwigo-Update auf 13.3.0 nicht mehr. In der Alben-Übersicht sollte aber noch alles zu sehen sein. Das Problem werde ich wohl kurzfristig eher nicht, zumindest nicht allein, lösen können.)
2023-06-01 Das Problem auf der Media-Site ist weitgehend gelöst. Die meisten Bilder werden wieder dargestellt. Siehe Artikel Das Piwigo-Desaster.
- 30. Januar: Spaziergang am Rhein
- 30. Januar: Tests mit dem Sigma 28-300
Ende Januar war dann da noch die Sache mit den Brillen, die letztendlich darauf hinausliefen, daß ich für die Nahbereichs-Brille nochmal neue Gläser als „Garantieleistung“ bekam, und mit denen geht das mit dem Gucken am PC jetzt wieder.
Und dann fing das Sterben an.
Ich habe Vera leider nie persönlich getroffen. Aber über Twitter und manchmal auch telefonisch oder per E-Mail kommunizierten wir seit 2009 oft. Und es ist mir immer noch peinlich, daß vor Jahren eine spontane Besuchsidee von mir aufgrund von völliger Verpeilung meinerseits platzen mußte; da war ich bei einem Piraten-Parteitag gewesen und war der Meinung, da ich auf dem Hinweg in Hannover umgestiegen war, müsse das auf dem Rückweg auch so sein. – Es war nicht so gewesen; der Umstieg auf dem Rückweg war in Dortmund. Ich hätte vorher mal auf meinen Reiseplan bzw. meine Reservierungen gucken sollen. Vera war ziemlich enttäuscht gewesen. Aber ansonsten hatten wir uns öfter mal in verschiedenen Themenbereichen gegenseitig geholfen.
Im März regte ich mich über Leute auf, die sich über Spritpreise aufregen. Naja, so'n bißchen. Und ich ließ eine Ladung Aufkleber drucken – von denen ich die meisten immer noch habe. Und ich machte einen schönen Frühlings-Spaziergang, natürlich mit Kamera:
Im April wurde klar, daß die Firma food.de, bei der ich zuvor alle paar Wochen Lebensmittel bestellt hatte, wohl nicht mehr existiert. Die Website war einfach leer. Meine letzte Bestellung im Wert von rund 100 € konnte ich davor wochenlang nicht abschicken, weil es keine freien Lieferslots gab. Neue Slots wurden zwar jeweils für zwei Wochen eingeblendet, waren immer sofort wieder gesperrt gewesen. Damit fehlte mir erstmal ein zuverlässiger Liefer-Service, was bedeutet, daß ich wieder mehr und öfter in Läden mußte und ein paar Artikel gar nicht mehr bekam. Denn die food.de-Boten kauften im Großhandel (Selgros) ein, damit konnte die Firma auch Großpackungen und andere Waren anbieten, die es im Einzelhandel so gar nicht gibt.
Außerdem hatte ich im April noch „lustige“ Dinge in meiner Küche. Zum einen gab es da eine Art Zeitdilatation, die ich mir bis heute nicht erklären kann. Zum anderen war ich mal wieder äußerst ungeschickt, als es darum ging, das Wasser im Heizkreislauf meiner Gastherme nachzufüllen.
Am 13. Mai hatte ich die Ehre, die Landtags-Kandidatys der Piratenpartei NRW ausführlich ablichten zu dürfen. Ich war über den Auftrag ziemlich überrascht gewesen, aber am Ende hatte er es mir ermöglicht, mir wieder ein gutes Objektiv für die Canon EOS zu kaufen.
Gut zwei Wochen später hatte ich schon die nächste Foto-Session, diesmal nicht kommerziell, sondern im Kontext mit dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen auf Twitter. Ein paar Menschen trafen sich am Burgplatz, um zu zeigen, daß wir Zwangsverarmten uns nicht mehr verstecken werden, und ich durfte fotografieren.
Gino kanntet Ihr vermutlich nicht, wenn Ihr nicht in meinem Wohnumfeld unterwegs seid. Umgekehrt kannte ihn vermutlich jede Person, die hier wohnt. Gino gehörte zu den Leuten, die die Hand zum Grüßen gar nicht mehr runterzunehmen brauchen, wenn sie unterwegs sind, weil sie ständig von Leuten gegrüßt werden.
Gino hatte hier am Fürstenplatz eine Pizzeria gehabt, zunächst am Ende des Fürstenwalls, später auf der anderen Seite, wo vorher die Gaststätte „Tuba“ drin gewesen war. Die Pizzeria gibt's noch; die Familie führt den Betrieb weiter. Ich kannte Gino schon sehr lange, und war dort auch immer mal wieder Pizza essen gewesen. Seit ich weitestgehend vegan lebe, war ich allerdings nicht mehr dort gewesen. Anfang Juni kam ich auf dem Weg zu den Bilker Arcaden dort vorbei und sah zufällig das ausgestellte Foto mit einem Text, der erzählte, daß Gino unerwartet verstorben war.
- 13.05.2022 Foto-Session Piratenpartei NRW am Landtag
- 28.05.2022 #IchBinArmutsbetroffen Foto-Termin am Burgplatz Düsseldorf
- From my Windows, Mai 2022
Erfahren hatte ich das erst am 15. Juni durch einen Zeitungsartikel in der Rhein-Neckar-Zeitung, der über Twitter lief. Sein Tod hängt mir immer noch nach. Am 22. Dezember wäre er 50 Jahre alt geworden. Nach dem, was ich mittlerweile über die Corona-Viren weiß, besteht durchaus die Möglichkeit, daß er so plötzlich und so schnell wachsend Krebs bekommen hatte, weil er im Januar Covid gehabt hatte; vermutlich die Delta-Variante, die so heftig auf Magen-Darm ging. Aber das ist nur Spekulation; ich weiß es nicht wirklich.
- 05.06.2022 Spaziergang am Rhein mit Regen
- 12.06.2022 U-Bahnhof Kirchplatz und Kö bei Nacht
- 24.06.2022 Abendstimmung an Rhein und Landtag
- From my Windows, Juni 2022
Im Juli begann der „Spaß“ mit dem Abwasser in meiner Küche. Den hab ich immer noch:
- Wenn die Waschmaschine abpumpt, muß ich mit Eimern an der Spüle paratstehen, weil das ganze Abwasser in die Spüle gedrückt wird. Da hole ich jedesmal um die 40 l Wasser raus, die ich ins Klo kippen muß.
- Wenn die Spülmaschine läuft, laufen zwischen 7 und 9 l ihres Abwassers in die Trommel der Waschmaschine. Da das ein Frontlader ist, passen da nur gut 10 l rein, bevor sie überläuft.
- Wenn in der Spüle Wasser in den Abfluß läuft, „darf“ ich das hinterher ebenfalls aus der Wäschetrommel schöpfen. Deshalb habe ich mittlerweile eine Schüssel im Spülbecken stehen, deren Inhalt ich regelmäßig ins Bad tragen muß.
- Verschärfend kommt dazu, daß ich den Kaltwasserhahn an der Spüle immer sehr sorgfältig zudrehen muß, weil er sonst tropft – und zwar neben die Schüssel, weil ich die Schüssel nicht komplett unter den Wasserhahn kriege. Die Kombination aus tropfendem Wasserhahn (weil: vergessen) und dem Fassungsvermögen der Wäschetrommel hat mir bisher zweimal eine überschwemmte Küche beschert.
Bei der Spülmaschine gab es allerdings kurz nach Weihnachten mal was Neues: Die Wäschetrommel blieb leer, dafür stand das Wasser zur Abwechslung in der Spüle; immerhin lief diese davon nicht über.
Ende Juli wurde ich dann mal mutig. Auf Einladung von Familie Sokoll fuhr ich mit dem 9-€-Ticket – also mit dem Nahverkehr! – nach Greifswald. Der Hinweg war eine halbe Katastrophe: Die Züge waren übervoll, obwohl ich teils über Nacht fuhr. Dreimal mußte ich Züge wegfahren lassen, weil ich mit meinem Gepäck gar nicht erst reinkam. Und schließlich hing ich in Berlin fest, weil der letzte Zug des Tages, mit dem ich hätte nach Greifswald fahren können, sich wohl irgendwie in Luft aufgelöst hatte. Der Gastgeber holte mich dann mit dem Auto in Bernau (nördlich von Berlin, mit der S-Bahn erreichbar) ab, und insgesamt war ich von Haustür zu Haustür 26 Stunden lang unterwegs gewesen. Der Aufenthalt im ruhigen Greifswald sowie ein Besuch auf Usedom entschädigten aber für vieles, und die Rückfahrt verlief schließlich wie geplant.
- 26. - 31.07.2022 Greifswald (mit Unteralben)
- From my Windows, Juli 2022
Im August schrieb ich auf, was ich hier mit Schrödingers DVD-Laufwerk erlebte bzw. immer noch erlebe. Gelöst ist das Problem noch nicht.
Von Juni bis August gab es das 9-€-Ticket. Für 9 € konnte man bundesweit fast alle Nahverkehrsmittel nutzen. Ich kaufte es in allen drei Monaten und nutzte es im Rahmen meiner sonstigen Möglichkeiten ausführlich aus. Als es dann leider damit vorbei war, zog ich ein ausführliches Fazit (darin ist auch die Greifswald-Reise ausführlicher erwähnt).
Im Oktober ging ich mal wieder ans Programmieren bzw. hatte ich mal wieder ein paar Löffel dafür übrig. Dabei hatte ich eine kleine Diskussion mit MariaDB, und dann noch eine weitere mit den EXIF-Daten aus Canon-Kameras.
Mitte Oktober war ich dann bei der Kundgebung #ArmutIstNichtSexy in Berlin gewesen. Meine Kapazitäten waren bereits Tage vorher auf einen sehr niedrigen Level gefallen, aber abspringen war nicht drin gewesen: Um Geld zu sparen, hatte ich mit Zugbindung und ohne Storno-Option gebucht. Aus den Geocaching- und Foto-Touren, die ich bei der Gelegenheit machen wollte, ist dann nicht viel geworden. Und obendrein hatte ich am Rückfahr-Tag dann prompt eine rote „Kachel“ in der Warn-App. Also, noch in Berlin. Die Begegnung mit der später als infiziert erkannten Person war demnach auf der Hinfahrt gewesen. – Half aber nichts, ich mußte ja wieder heimkommen. Natürlich trug ich, wie auch schon bei der Hinfahrt, im Zug die ganze Zeit über eine FFP2-Maske und wechselte zur Halbzeit jeweils zu einer frischen.
Der Test in der Teststation hier im Nebenhaus fiel negativ aus, aber der Herr hatte auch nur ein wenig vorn in der Nase gepiekt. Einen Rachenabstrich hatte er gar nicht gemacht und behauptet, das sei bei dieser Art von Schnelltest nicht notwendig. Ja nee is' klar. Ich isolierte mich lieber und blieb zwei Wochen lang ganz zu Hause. Und war wieder mal froh um meine umfangreichen Lebensmittel-Vorräte. Am Ende hatte ich dann wohl einfach Glück gehabt und mir keine Infektion eingefangen. Trotz Impfungen und Maske hätte ich mir gerade in Bahnhöfen und Zügen ja doch das Virus holen können, und insbesondere auf die Folgen, die LongCovid so mitbringt, würde ich wirklich gern auch weiterhin verzichten.
Anfang November bekam ich über TooGoodToGo eine Riesen-Menge Bananen und war dann erstmal damit beschäftigt, Bananen einzufrieren, zu Bananenshake und Bananenkuchen zu verarbeiten und Bananenmarmelade zu kochen.
Daß Twitter in diesem Jahr von Elon Musk aufgekauft würde und damit in gewisser Weise mit zu den Toten des Jahres gehören könnte, hatte ich definitiv auch nicht auf dem Schirm gehabt. Ich wechselte weitestgehend ins Fediverse zu Mastodon, und 2023 werde ich meine Twitter-Accounts nach Möglichkeit gar nicht mehr nutzen. Einer der Neben-Accounts ist bereits gelöscht bzw. zumindest deaktiviert.
Ich kannte ihn nicht persönlich (glaub ich; wenn ich Leute nur einmal irgendwo getroffen habe, kann ich mich nicht unbedingt dran erinnern, zumal ich auf Parteitagen nicht immer alle Namen behalten kann), aber Marc gehörte zu den sehr aktiven Piraten.
Der Film „Flashdance“ gehört für mich fest zu meiner Jugend, als einer der wenigen positiven Aspekte.
Im Dezember hatte ich dann mal wieder „Spaß“ mit Hardware. Oder mit Treibern. Oder beides: Haste Töne? Erst wollte mein (technisch vermutlich intaktes) Mikrofon nicht mehr erkannt werden, und nach dem Kauf eines neuen „verschwand“ zeitweise meine Soundkarte.
DHL hatte dann auch noch Probleme mit „meiner“ Stamm-Packstation, aber deren größeres Problem ist anscheinend die Kommunikation mit Kunden und DHL-Shops. Immerhin ist das Twichtel-Paket, das ich zu dieser Zeit losgeschickt hatte, mittlerweile angekommen.
Damit mir zwischen den Jahren nicht langweilig wird, habe ich so ein bißchen Post bekommen. Es gab Zeiten, da wurde man in diesen Tagen von allen Seiten in Ruhe gelassen, das ist wohl vorbei.
Diese Vorladung zum ARGE – wie üblich nach einer schlaflosen Nacht und sowieso schon unter großer Anspannung bzw. Overload – endete dann erstmal in einem Disaster. Ich kam pünktlichst in dieses Büro rein … und Madame saß da hinter so einer witzlosen Plexiglas-Scheibe und trug keine Maske. Also, gar keine. Nicht mal so eine OP-Maske. Nicht mal am Kinn. Ich bin rückwärts und lautstark wieder raus und schrieb anschließend von zu Hause aus eine E-Mail. Seitdem kickt die Existenzangst wieder.
Das kommt jetzt noch obendrauf auf das Problem, daß ich seit November 2020 immer mehr, immer längere und immer heftigere Burnout-Phasen habe. Depression ist es eindeutig nicht; ich habe mehr als ein Drittel meines Lebens Depressionen in allen Varianten und Härtegraden gehabt und wüßte sehr sicher, wenn es wieder eine wäre. Ich tippe der Beschreibung nach eher auf autistischen Burnout.
Fazit
"Materialermüdung" ist genau das Wort, was den Zustand Ende 2022 treffend beschreibt...
(Toot von Isabella Eckerle vom 16.12.2022 14:50 Uhr)
(Kontext: Ein riesiges Aquarium, der sogenannte Aquadom in Berlin, war auseinandergebrochen. Grund: Materialermüdung.)
Dem kann ich mir nur anschließen.
Und es ist zu befürchten, daß es im neuen Jahr nicht besser wird, im Gegenteil.